Heintz kritisiert: "Wer wird Profi für 700 Euro?"

Von SPOX
Philip Heintz denkt sogar über ein Ende seiner Schwimmkarriere nach
© getty

Topschwimmer Philip Heintz ist in Rio um 43 Hundertstel an einer Medaille vorbeigeschrammt. Doch nicht nur das wurmt den 25-Jährigen - der jetzt zu einem Rundumschlag gegen den Schwimmverband und die Perspektiven und Förderung für Schwimmer ausgeholt hat.

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In der Welt am Sonntag spielt der 25-Jährige sogar mit dem Gedanken, mit dem Schwimmsport aufzuhören. "Ob ich weitermache, hängt zu einem großen Teil von der Förderung ab. Ich bin jetzt 25, ich werde mir nicht noch einmal vier Jahre den Arsch aufreißen, um dann bei Olympia wieder nur im Finale zu stehen."

Heintz habe "zehn Jahre gearbeitet, nur eben nicht in einem Beruf, sondern als Sportler, stehe aber mit null da. Es geht nicht darum, reich zu werden, sondern sich den Sport leisten zu können." Leidenschaft alleine würde nicht reichen, so Heintz weiter: "Und warum sollte ich vier Jahre weitertrainieren, Zukunftssorgen haben, es auf mich nehmen, spät in den Beruf einzusteigen, wenn ich in den vier Jahren nicht mal perfekte Bedingungen habe?"

"Wie Kreisklasse gegen Champions League"

Bei der Kritik an den erfolglosen deutschen Schwimmern betonte der Sportler, wie wichtig es sei, zwischen zwei Dingen zu unterscheiden: "Das eine ist, dass wir keine Medaille holen, das andere, dass wir nicht an die eigenen Top-Leistungen herankommen." Die ersten drei Plätze "gehen bei Olympia in den meisten Fällen an Vollprofis. Die trainieren 30 Stunden in der Woche und machen sonst nichts. Wir hatten nur zwei Profis im Team, Paul Biedermann und Marco Koch".

Aufgrund anderer Verpflichtungen wie Studium oder Arbeit seien "die 100 Prozent, die ich im Training gebe, sind dann einfach nicht die 100 Prozent, die ich geben könnte, wenn ich ausgeruht wäre. Bei Olympia ist es dann so, als trete ein Kreisligist gegen einen Champions-League-Teilnehmer an. Keine Chance". Für eine ernsthafte Medaillenchance müsse man "vier bis sechs Jahre Profi sein. Das kann sich aber fast kein deutscher Schwimmer leisten".

"Ich dachte immer, wir sind eine Sportnation"

Für Heintz ein Fehler im System. "Wer wird denn Vollprofi für 700 Euro im Monat?", fragt Heinze in Anspielung auf die Sporthilfe: "Davon kannst du nicht mal Miete und Essen zahlen. Entweder geht man zur Bundeswehr oder Polizei - ich bin bei der Bundeswehr, aber ob das für alle das Richtige ist, wage ich zu bezweifeln. Wer das nicht will, bleibt auf der Strecke."

"Vier Jahre lang interessiert sich keiner für uns, und bei Olympia müssen wir plötzlich Medaillen holen", klagt der Schwimmer und fragt: "Wo sollen die denn herkommen?" Ihm tue dieses "System weh - ich dachte immer, wir sind eine Sportnation. Aber da wir mit diesem System nicht weiterkommen, muss man sich selbst kümmern".

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