"Ich persönlich bin tief enttäuscht. Das war die perfekte Möglichkeit für das IOC, moralische Führungsstärke zu zeigen", schrieb das dienstälteste aktive IOC-Mitglied in einem Gastbeitrag für die kanadische Tageszeitung Globe and Mail.
"Wenn die IOC-Führung ihre Verantwortung angenommen hätte und entschlossen gewesen war, Russland starten zu lassen, hätte sie die Entscheidung selbst treffen und die Kritik dann auch aushalten müssen", ergänzte Pound.
Seit der Entscheidung des IOC, Russlands trotz bewiesenen Staatsdopings nicht von den Olympischen Spielen auszuschließen, ist ein Konflikt zwischen dem IOC und den Anti-Doping-Kämpfern ausgebrochen. Die WADA hatte einen Ausschluss befürwortet, anschließend hatte es gegenseitige Schuldzuweisungen gegeben.
Pound mit konkreten Vorschlägen
Für Pound, der im vergangenen Jahr systematisches Doping in der russischen Leichtathletik nachgewiesen hatte, sei der Weg des IOC, seine Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, lang. "Ich sage nicht, dass das nicht passieren kann", sagte Pound, der allerdings betonte, dass das IOC dazu seinen Worten auch Taten folgen lassen müsse.
Gleichzeitig machte Pound auch konkrete Vorschläge für einen besseren Anti-Doping-Kampf. Das IOC solle Druck auf alle seine angeschlossenen Organisationen ausüben, um die chronische Unterfinanzierung der WADA zu beenden. Wo es konkrete Hinweise auf Doping mit Mikrodosierungen gebe, sollten Dopingkontrollen rund um die Uhr möglich sein.
Zudem solle die WADA in die Lage versetzt werden, provisorischen Sperren auszusprechen und Länder nicht nur lediglich als "nicht regelkonform" einstufen zu können.