"Es tut weh und ist sehr enttäuschend. Ich kann meine Gefühle nicht in Worte fassen, es ist sehr schade", sagte Aldeehani anschließend.
Allzu gern hätte der 49 Jahre alte Doppeltrap-Schütze Gold für Kuwait gewonnen, stattdessen wurde er erster Olympiasieger der "Mannschaft unabhängiger Athleten". Gespielt wurde für ihn nur die Olympische Hymne. Unter dem wolkenverhangenen Himmel wehte die Flagge mit den fünf Ringen. Ähnliches erging es bislang nur die Olympiasiegern der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, Nachfolger der UdSSR) bei den Olympischen Spielen 1992 in Albertville und Barcelona.
Aldeehani küsste seine Goldmedaille drei Mal, die Zermonie und die Hymne ließ er ansonsten eher nachdenklich über sich ergehen. Die Olympische Flagge würdigte er keines Blickes. Immerhin: Als er das Finale erreicht und bereits Silber sicher hatte, kniete sich der Kuwaiti in die feuchte Wiese der Olympia-Schießanlage und schickte ein Dankesgebet in den Himmel. Auch im Anschluss an die Siegerehrung wirkte er gelöst.
Verstrichenes Ultimatum
Grund für die skurrilen Momente: Das IOC hatte Kuwaits NOK im vergangenen Oktober wegen der politischen Einflussnahme der Regierung suspendiert und damit konsequenter reagiert als im Fall Russland. Das Scheichtum ließ ein Ultimatum des IOC verstreichen, ohne die umstrittenen Gesetze zu ändern.
Eine Schadenersatzklage des Scheichtums gegen seine Suspendierung in Höhe von einer Milliarde US-Dollar (rund 886.000 Millionen Euro) hatte ein Schweizer Zivilgericht unmittelbar vor dem Start der Sommerspiele abgelehnt.
Durch die Sperre darf Kuwait nicht bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro starten. Allerdings hat das IOC festgelegt, dass kuwaitische Athleten unter neutraler Flagge teilnehmen können, wenn sie von ihren jeweiligen internationalen Fachverbänden eine Startberechtigung erhalten. Aldeehani nutzte seine Chance und sorgte für lautstarken Jubel seiner Landsleute auf der Tribüne.
"Wichtigstes Ziel habe ich erreicht"
Für Andreas Löw blieb die erhoffte Feier dagegen aus. Der 34 Jahre alte Vize-Weltmeister von 2011 stellte in der Qualifikation gemeinsam mit dem Australier James Willet einen olympischen Rekord (140 Treffer) auf, musste sich im Halbfinale mit 25 Treffern aber mit dem sechsten Rang zufrieden geben. Einen Tag nach Silber für Pistolenschützin Monika Karsch (Regensburg) blieb das nächste deutsche Schützenfest somit aus.
"Ich habe mir wohl zu viel vorgenommen, das Finale war eine kleine Enttäuschung", sagte Löw, der jedoch stolz war, es überhaupt in die Platzierungsduelle geschafft zu haben: "Mein wichtigstes Ziel habe ich erreicht."
Weiter warten im Doppeltrap
Löw startete mit zwei Fehlschüssen in den ersten drei Serien und geriet zunächst ins Hintertreffen, kam dann mit den widrigen Umständen aber besser zurecht. Letztlich reichte es jedoch nicht für die erste deutsche Olympia-Medaille im Doppel-Trap seit 20 Jahren. Silber ging an den Italiener Marco Innocenti, Bronze holte der Brite Steven Scott.
Letztmals hatte Susanne Kiermayer für Deutschland eine Medaille im Doppeltrap gewonnen, 1996 war sie in Atlanta Zweite geworden. Die Disziplin Doppeltrap ist bei den Frauen seit 2008 aber nicht mehr olympisch.
Für Löw schloss sich in Rio dennoch ein Kreis. Vor vier Jahren hatte er als amtierender Vize-Weltmeister die Qualifikation für London verpasst. Zwar gelang ihm dies auch vor Rio nicht, im internen Verbandsduell stach er jedoch Michael Goldbrunner aus und löste so das Ticket für Rio.