De Maiziere: "Wollen niemanden verunsichern"

SID
Thomas de Maiziere hat keine Medaillenvorgabe ausgegeben
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Thomas de Maiziere ist als Bundesinnenminister für den Sport zuständig. Im Interview mit dem SID äußert er sich über Madaillenvorgaben, die Dopingdebatte bei den Spielen sowie die deutsche Olympiabewerbung.

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Thomas de Maiziere hat bewusst auf eine Medaillenvorgabe für die deutsche Olympia-Mannschaft verzichtet. Er habe "mit Interesse" gehört, dass der Sport selbst ein Ziel vorgebe. "Ich habe das unterstützt und will das von außen nicht kommentieren".

Dass sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) an der Ausbeute von London (44 Medaillen) orientiere, sei angemessen, sagte de Maiziere. Er vermied auch deshalb eine Vorgabe für Rio, "weil diese sofort mit der Spitzensportförderung in Verbindung gebracht" würde.

Sportler und Verbände könnten sich in Rio unter Druck gesetzt fühlen, "wir wollen niemanden verunsichern, und die Reform soll auch erst nach den Olympischen Spielen auf die Schiene gesetzt werden", sagte er. De Maiziere hatte vor einem Jahr für viele Diskussionen innerhalb des Sports gesorgt, als er in einem FAZ-Interview "ein Drittel mehr Medaillen" gefordert hatte.

Der CDU-Politiker erhofft sich von den Spielen in Rio aber auch wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf die Spitzensportreform. "Natürlich werden wir sehen können, ob bestimmte Sportarten einen Weg in die richtige Richtung machen oder nicht", meinte der Minister. Deshalb werde das Ergebnis von Rio im internationalen Umfeld "sicher Teil der Auswertung für die Spitzensportreform werden", sagte de Maiziere.

Am 21. September kommt es zum nächsten Treffen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), am 19. Oktober soll die Reform im Sportausschuss des Deutschen Bundestags vorgestellt werden. "Wir sind sehr weit vorangekommen", sagte der Minister. Es gebe viele gemeinsame Punkte. De Maiziere: "Ich rechne damit, dass wir im Zeitplan bleiben."

Klage über Doping-Debatte

Für ihn haben die Olympischen Spiele in Rio durch die Doping-Debatte erheblichen Schaden genommen. Vieles verlaufe reibungslos, "aber das Dopingthema liegt wie eine dunkle Wolke über den Olympischen Spielen".

Die jüngsten Doping-Skandale in Brasilien und Kenia würden ebenfalls kein gutes Licht auf Rio werfen. "Die schlechte Nachricht ist, dass so die gesamten Spiele in Misskredit geraten, zumindest in machen Sportarten", sagte de Maiziere.

Die Politik des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die russischen Sportler trotz nachgewiesenen Staatsdopings in Rio starten zu lassen, bezeichnete der Sportminister als unzureichend. "Ich hätte mir durchaus eine härtere Entscheidung vorstellen können", sagte de Maiziere, der seinen geplanten Besuch in Rio wegen der angespannten Sicherheitslage in Deutschland absagen musste.

Zudem kritisierte er das schlechte Krisen-Management in den großen Sportverbänden. "Der Fehler war, dass die Dinge zu spät angepackt wurden", sagte de Maizière. Im Falle eines früheren Handelns hätte der Sport die Kraft zur Selbstreinigung gehabt. So aber hätten sich die russischen Whistleblower mit ihren Hinweisen zum Doping-System in Russland an die Medien gewandt.

"Gras über die Dinge wachsen lassen"

Auch über die schlechten Erfahrungen der Vergangenheit mit drei gescheiterten Kandidaturen sprach de Maiziere, ein überhastetes Handeln mache wenig Sinn.

"Ich finde es richtig, dass wir jetzt mal ein bisschen Gras über die Dinge wachsen lassen. Und wenn wir dann neu überlegen, dann sollten wir es alle gemeinsam tun. Und anders, als es bisher der Fall war."

De Maiziere sprach damit die vielen Probleme an, die die gescheiterten Bewerbungen von München und Hamburg begleiteten. Dabei spiele die Grundskepsis in der Bevölkerung genauso eine Rolle wie die schlechten Erfahrungen, dass Versprechen zu Kosten nicht eingehalten wurden. "All das müssen wir etwas grundsätzlicher diskutieren. Erst dann kann auch Olympia in Deutschland wieder auf die Tagesordnung kommen", meinte de Maiziere.

Die Führungsspitze des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hatte zuletzt trotz drei gescheiterter Olympia-Bewerbungen in den vergangenen fünf Jahren den Entwurf eines Strategiepapiers an die Präsidenten und Generalsekretäre der DOSB-Mitgliedsverbände verschickt. Die Zielformulierung lautete dabei: "Olympische und Paralympische Spiele nach Deutschland holen".

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