"So weit ich mich erinnern kann, war der IOC-Präsident außer in Salt Lake City bei jeder Eröffnungsfeier von paralympischen Sommer- und Winterspielen zugegen. Aber das war einfach eine unglückliche Situation", erklärte der Brite auf seiner Eröffnungspressekonferenz wenige Stunden vor der Feier am Mittwoch in Rio de Janeiro.
Einen Zusammenhang zwischen Bachs Absage und dem Komplett-Ausschluss der russischen Sportler durch das Internationale Paralympische Komitee wollte Craven nicht herstellen.
"Ich sehe das Lächeln auf Ihrem Gesicht bei dieser Frage", sagte er: "Aber alles, was ich sagen kann, ist, dass ich vor zwei Tagen einen Brief von Thomas bekommen habe. Darin hat er deutlich gemacht, dass er wirklich nicht kommen kann, weil ein enger Freund von ihm, der frühere Bundespräsident Walter Scheel, an diesem Tag beerdigt wird. Von anderen Gründen weiß ich nichts."
Kein Länderrekord
Die IPC-Entscheidung, Russland komplett auszuschließen, hatte den Druck auf das IOC und Bach noch einmal gesteigert. Craven hatte Bachs Entscheidung gegen einen Komplett-Ausschluss für Olympia als IOC-Mitglied aber mitgetragen. "Er hat alle um Unterstützung gebeten. Deshalb habe ich die Entscheidung auch unterstützt, weil ich ein Teamplayer bin", hatte Craven dem SID gesagt: "Ich bin davon ausgegangen, dass das IOC-Board eine Entscheidung empfiehlt, die für alle das Beste ist."
Laut Craven werden bei den Paralympics 159 Mannschaften plus das zweiköpfige Flüchtlingsteam, das unter der IPC-Flagge startet, dabei sein. Somit nehmen fünf weniger teil als 2012 in London. Zuletzt sagten die Komoren und Liberia ab. Die Finanzprobleme des Veranstalters Brasilien sollen dabei aber keine Rolle gespielt haben. Mit 4342 Athleten, so die offizielle Zahl kurz vor der Eröffnungsfeier, wird der bisherige Bestwert von London (4237) aber übertroffen. 154 Länder übertragen die Spiele, 35 mehr als in London 2012.
In 23 Sportarten finden ab Donnerstag 528 Wettbewerbe statt. Das IPC wird 1500 Dopingtests durchführen.
Ticketverkäufe laufen gut
Die Stimmung im Olympischen Dorf bezeichnete der Engländer als "sehr gut. Die Athleten sind glücklich, das Essen ist okay. Das ist für mich das Wichtigste." Bei seinem Besuch sei "einer der bekanntesten deutschen Athleten zu mir gekommen und sagte: 'Ich weiß nicht, was meine olympischen Kollegen hatten: Es ist alles gut.'" Während Olympia hatte es immer wieder Kritik von Sportlern an diversen Missständen im Dorf gegeben.
Der Ticketverkauf hat kurz vor der Eröffnungsfeier noch einmal massiv angezogen. Vor zwei Wochen seien es noch 300.000 verkaufte Eintrittskarten gewesen, "am Dienstag waren 1,66 Millionen der 2,4 Millionen Tickets abgesetzt", verkündete Craven. Der Anstieg zeige, "dass die Cariocas (Einwohner von Rio, d.Red.) Lust auf die Spiele haben. Das zeigt auch, dass es ein Erfolg werden wird."
Im Vorfeld der Spiele musste sich das IPC mit den massiven finanziellen Problemen des Organisationskomitees auseinandersetzen. "Meine Kritik an Rio ist, dass wir erst sechs bis sieben Wochen vorher wussten, dass es ein solches Problem gibt und wir plötzlich in einem schwarzen Loch gesessen haben. Wir haben es geschafft, im Moment scheint trotz der Einschnitte alles gut. Aber ich hoffe, es passiert nie wieder", betonte Craven.