"Unglaublich": Harutyunyan hat Bronze sicher

SID
Darf sich nüber eine Medaille freuen: Artem Harutyunyan (r.)
© getty

Artem Harutyunyan hat den deutschen Boxern die erste olympische Medaille seit zwölf Jahren beschert und darf weiter von Gold in Rio de Janeiro träumen. Der EM-Dritte aus Hamburg gewann das Viertelfinale in der Klasse bis 64 kg gegen Batuhan Gozgec (Türkei) einstimmig nach Punkten und hat damit vor der Vorschlussrunde am Freitag bereits Edelmetall sicher.

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Artem Harutyunyan hat den deutschen Boxern die erste olympische Medaille seit zwölf Jahren beschert und darf weiter von Gold in Rio de Janeiro träumen. Der EM-Dritte aus Hamburg gewann das Viertelfinale in der Klasse bis 64 kg gegen Batuhan Gozgec (Türkei) einstimmig nach Punkten und hat damit vor der Vorschlussrunde am Freitag bereits Edelmetall sicher.

"Das ist unglaublich, ich bin überglücklich. Es bedeutet mir sehr viel, dass ich der erste Deutsche seit 2004 bin, der eine Medaille gewinnt", sagte Harutyunyan, für den es aber durchaus mehr werden darf: "Ich träume jeden Tag von Gold."

Drei Tage nach seinem 26. Geburtstag bereitete sich Harutyunyan selbst ein verspätetes Geschenk. Im Halbfinale am Freitag (14.45 Uhr OZ/19.45 Uhr MESZ) ist nun der gebürtige Kubaner Lorenzo Sotomayor Collazo (Aserbaidschan) der Gegner. Die Verlierer der Halbfinals bekommen beide Bronze.

Rachimow und Tajbert letzten Medaillengewinner

Edelmetall hatte es für den Deutschen Boxsport-Verband (DBV) zuletzt 2004 in Athen durch Rustam Rachimow und Vitali Tajbert (beide Bronze) gegeben. Als letzte deutsche Boxer waren Torsten May und Andreas Tews 1992 in Barcelona Olympiasieger geworden.

Halbweltergewichtler Harutyunyan verhinderte durch seinen Medaillengewinn die dritte olympische Nullnummer des DBV in Serie. In London 2012 und Peking 2008 hatte es nur Blech gegeben. Auch in Rio waren die fünf Team-Kollegen von Harutyunyan bereits in ihren Auftaktkämpfen gescheitert. "Ich bin froh, dass ich den Fluch beenden konnte", sagte Harutyunyan.

Der Deutsch-Armenier zeigte gegen Gozgec eine starke Leistung. Als der Türke in der zweiten Runde wegen unsauberer Technik eine Ermahnung kassierte, war der Kampf so gut wie entschieden. Gozgec hätte schon einen "Lucky Punch" gebraucht, um ins Halbfinale einzuziehen.

Bundestrainer Michael Timm ist begeistert von seinem Hoffnungsträger: "Artem ist einer, der konsequent nach vorne geht. Wenn er in den Ring steigt, zieht er in eine Schlacht", sagte Timm. Im Viertelfinale agierte Harutyunyan zunächst allerdings abwartend, setzte aber die deutlicheren Treffer.

Gold als Krönung?

Mit Gold könnte der Sportsoldat sein ganz persönliches Märchen krönen. Harutyunyan war gerade ein Jahr alt, als seine Familie 1990 aus Armenien nach Norddeutschland übersiedelte.

Die Flüchtlinge hatten nichts, wohnten sechs Jahr lang im Container. Der Vater, der bis heute als Taxifahrer arbeitet, war in seiner Heimat Karatelehrer. Harutyunyan senior führte Artem und dessen Bruder Robert früh in den Kampfsport ein.

Die Geschwister haben nicht vergessen, wo sie herkommen. Im Zuge der Flüchtlingswelle in Deutschland boten sie in Hamburg kostenlose Boxstunden an. "Das Leben eines Flüchtlings kann in der neuen Heimat auch langweilig sein. Das weiß ich noch aus eigener Erfahrung. Deshalb haben wir das gemacht", sagte Artem Harutyunyan dazu.

Der Erfolg von Rio gibt auch Selbstvertrauen für das nächste große Highlight in der Karriere des Weltmeisters der Profiserie PBA. Im kommenden Jahr will Harutyunyan bei den Weltmeisterschaften auftrumpfen. Schließlich finden die in seiner Heimatstadt Hamburg statt.

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