Martin Kaymer wischte sich die letzten Schweißperlen von der Stirn und war beim Sieg von Justin Rose auch ohne Medaille um den Hals glückselig.
"Olympia war eine wundervolle Erfahrung. Ich habe viel für den Sport und das Leben gelernt", sagte Deutschlands Top-Golfer nach Platz 15 und betonte: "Ich freue mich jetzt schon auf Tokio!"
Ob seine Sportart auch in vier Jahren Teil es olympischen Programms ist, steht in den Sternen. Mit seiner herausragenden 66er-Runde am Sonntag betrieb Kaymer allerdings beste Werbung für das im Vorfeld arg kritisierte Golf. "Die Atmosphäre war toll, fast wie beim Ryder Cup. Und für mich persönlich ist es gut, noch einmal mit einem positiven Erlebnis aus dem Turnier gegangen zu sein", sagte der 31-Jährige.
Mit der Vergabe der Medaillen hatte er aber nichts zu tun. Gold sicherte sich der ehemalige US-Open-Sieger Justin Rose aus Großbritannien mit 268 Schlägen. British-Open-Sieger Henrik Stenson aus Schweden gewann Silber (270) vor US-Profi Matt Kuchar (271).
Die Chance auf Edelmetall war ohnehin längst verspielt, als er am Sonntag um 8.33 Uhr Ortszeit an den Abschlag ging. Wahrscheinlich auch deshalb begleitete nur eine kleine Gruppe, darunter DOSB-Präsident Alfons Hörmann, den ehemaligen Weltranglistenersten auf seiner gut sechseinhalb Kilometer lange Runde.
"Habe bis zum Ende gekämpft"
Die Freude ließ sich Kaymer deshalb aber nicht nehmen. Er wirkte sichtlich entspannt, lächelte, scherzte und ballte hin und wieder sogar die Hand zur Faust. "Ich habe bis zum Ende gekämpft und wollte mich noch einmal nach vorne arbeiten", sagte der zweimalige Major-Sieger.
Dies gelang ihm mit insgesamt 279 Schlägen ebenso wie Routinier Alex Cejka (München/281), der den Par-71-Kurs in Rio zum Abschluss mit 69 Schlägen absolvierte und 21. wurde. "Ich bin stolz, dass ich hier dabei sein durfte. Es hat Spaß gemacht", sagte Cejka.
Wegen ihrer vorbildlichen Haltung - im Gegensatz zu zahlreichen anderen Golfern hatten Kaymer und Cejka ihre Teilnahme als selbstverständlich erachtet - kamen von Hörmann trotz einer fehlenden Medaille keine Vorwürfe. "Ich finde das überhaupt nicht schlimm. Sie haben trotzdem tollen Sport gezeigt", sagte der DOSB-Präsident, der immer wieder sein Handy zückte und Kaymer in Aktion fotografierte: "Es zählen nicht immer die Medaillen. Ich finde es schon toll, dass die Golfer diesmal überhaupt dabei sind."
Dabei zu sein war für Kaymer aber zumindest im Vorfeld nicht alles gewesen. "Ich will eine Medaille", hatte er betont. Nach dem starken Auftakt am Donnerstag sah es auch danach aus, als könne er die forschen Ansprüche diesmal mit guten Leistungen untermauern. Doch während die Konkurrenten an allen vier Tagen Golf der Extra-Klasse boten, gelang dies Kaymer wie so oft bei wichtigen Turnieren nur vereinzelt.
Eagle auf der 10
Am Sonntag beispielsweise verzeichnete Kaymer nach exzellenten Schlägen an den Bahnen eins und acht Birdies, an Loch zehn sogar einen Eagle. Häufig ließ er allerdings auch gute Chancen aus oder schlug den Ball von Bunker zu Bunker.
Kaymer, der seit mittlerweile 26 Monaten auf einen Turniersieg wartet, wird zeitnah beim Turnier in Dänemark noch versuchen, sich für das Ryder-Cup-Team zu qualifizieren. Ob er trotz seiner drei Triumphe mit dem europäischen Team dafür vom Team-Kapitän Darren Clarke nominiert wird, ist aber ungewiss. Eine Medaille hätte da sicher helfen können.