Nach seinem letzten großen Olympia-Coup konnte Moritz Fürste seine Emotionen nicht mehr zurückhalten. Der Kapitän der deutschen Hockey-Nationalmannschaft kniete ganz alleine auf dem blauen Feld im Stadion von Deodoro, legte die Hände aneinander und schickte ein kleines Dankeschön gen Himmel. Bronze war mehr als ein Trostpreis für den zweimaligen Olympiasieger in seinem letzten Länderspiel für Deutschland.
Fürste bedankte sich nach dem 4:3 im Penalty-Schießen gegen Erzrivale Niederlande im Spiel um Platz drei bei jedem einzelnen seiner Kollegen, seine Augen gerötet von Freudentränen. "Es ist schön, dass verdiente Spieler belohnt worden sind", sagte Mittelfeldspieler Tobias Hauke über Kumpel Fürste: "Wir haben aufopferungsvoll gearbeitet, da ist es großartig, mit einer Medaille nach Hause zu fahren. Wir haben es geschafft, komplett im Tunnel zu sein. Man hat uns angesehen, dass wir etwas gewinnen können."
Dritte Olympia-Medaille in Folge
Nach dem demütigenden 2:5 im Halbfinale gegen Argentinien, das den Traum von Gold-Hattrick zerstört hatte, war es ein befreiender Schlusspunkt für Fürste und seine Jungs. Wir waren nach dem Halbfinale wahnsinnig enttäuscht und hatten das Gefühl, dass wir es verbockt haben", sagte Bundestrainer Valentin Altenburg, "es war unheimlich schwierig, sich wieder aufzurichten." Doch es gelang - in beeindruckender Manier.
Nach dem Siegerfoto, Fürste stand am rechten Rand, folgte die obligatorische "Humba" mit den deutschen Fans. Die Bronze-Helden trugen dabei ihre Kinder auf den Schultern - auch Fürste seine Emma.
Für Fürste war es nach den Goldmedaillen von Peking 2008 und London 2012 das dritte olympische Edelmetall. Der 31-Jährige hatte unmittelbar vor dem Spiel sein Karriereende in der Nationalmannschaft angekündigt.
Nach 60 Minuten hatte es 1:1 (0:0) gestanden. Mats Grambusch (42.) glich die Führung der Niederlande durch Jorrit Croon (35.) schnell aus und wahrte dem Team von Bundestrainer Valentin Altenburg die Chance auf die dritte Medaille nacheinander bei Olympia - auch 2004 in Athen hatten die deutschen Männer Bronze gewonnen. Im Penalty-Schießen musste Fürste als letzter Schütze gar nicht mehr antreten: Torhüter Nicolas Jacobi hielt zuvor den Versuch des Niederländers Sander de Wjin.
Fürste tritt aus Nationalmannschaft zurück
Fürste, prägende Figur des deutschen Hockey der vergangen Jahre, hatte seinen Abschied vor dem Duell mit sehr persönlichen und emotionalen Worten verkündet. "Heute werde ich das letzte Mal im Nationaltrikot auflaufen. Ein letztes Mal alles geben, um für Deutschland, das Team und für mich eine olympische Medaille zu gewinnen", schrieb Fürste bei Facebook.
Deutschland setzte von Beginn an auf Offensive. Die Standardsituationen erwiesen sich im ersten Durchgang wie gegen die "Gauchos" aber als zu harmlos. Von den Niederlanden ging dagegen kaum Gefahr aus. Nach Wiederanpfiff nahm das Duell deutlich an Fahrt auf. Auch Oranje agierte nun offensiver, doch Deutschland reagierte blendend auf den Rückstand.
Während die deutschen Frauen am Freitag noch einmal im Spiel um Rang drei gegen Neuseeland eingreifen (12.00 Uhr OZ/17.00 Uhr MESZ), ging Fürstes große Olympia-Karriere am Donnerstag zu Ende. In elf Jahren und 291 Länderspielen habe er "unendliche Momente, Emotionen und Erfahrungen, Freundschaften, Siege und Niederlagen" erleben dürfen, schrieb der Hamburger vor dem Anpfiff seines 292. und letzten Länderspiels.
Er liebe Hockey, er liebe den Sport und habe und "werde immer ALLES für den Sport geben", ergänzte Fürste: "Ich habe viele Rückschläge in meiner Karriere und im Leben erleben dürfen, und jeder einzelne davon ist etwas wert gewesen und hat mir geholfen zu lernen...", schrieb der Athlet: "Ich verneige mich und sage: Tschüß, macht's gut."