Usain Bolt ist nicht zu schlagen. Der Superstar hat seinen Status als Nummer eins der Sprint-Welt eindrucksvoll zementiert und in Rio de Janeiro sein drittes Olympia-Gold in Serie über 100 m gewonnen. Jamaikas Nationalheld setzte sich im Showdown am Zuckerhut in 9,81 Sekunden durch und schrieb erneut Leichtathletik-Geschichte: Der 29-Jährige ist auch der erste Sprinter, der bei Olympia dreimal nacheinander auf der Königsstrecke triumphierte.
Bolt siegte nach einer Aufholjagd unter dem Jubel der Zuschauer vor Justin Gatlin aus den USA (9,89) und Andre De Grasse (9,91) und setzte seine Ehrfurcht erregende Siegesserie über 100 m fort. Noch nie hat der nunmehr siebenmalige Olympiasieger ein großes Finale über die kurze Sprintdistanz im direkten Duell verloren, 2011 bei der WM in Daegu war er nach einem Fehlstart disqualifiziert worden.
Es war von Beginn an die große Bolt-Show. Als er das Stadion betrat, breitete er siegessicher seine Arme aus. Das Publikum im Olympiastadion feierte ihn frenetisch - und buhte Rivale Gatlin gnadenlos aus. Noch hinter dem Startblock zwinkerte und schmunzelte Bolt, ja er spielte geradezu mit der Kamera.
Einen Tag nach dem Triumph seiner Landsfrau Elaine Thompson machte Bolt zudem den nächsten Schritt zur absoluten Legende seines Sports. "Ich will für die Leichtathletik das sein, was Muhammad Ali fürs Boxen ist. Der Größte", hatte der Mann aus dem Dörfchen Trelawny vor dem Sprint-Spektakel gesagt.
Triple-Triple bleibt möglich
Am Zuckerhut peilt Bolt sein persönliches Triple-Triple an: Den dritten Gold-Hattrick über 100 m, 200 m und 4x100 m nach 2008 und 2012. Nach der Karriere sollen die Menschen "mit Ehrfurcht von mir sprechen", meinte er.
Eigentlich schien Bolt in diesem Jahr schlagbar zu sein, der Körper machte dem Schlaks wieder einmal zu schaffen. Die jamaikanischen Trials musste er wegen einer Muskelverletzung abbrechen, Bolt kam zunächst überhaupt nicht in die Gänge.
Doch dann meldete er sich nach einem Besuch bei seinem Lieblingsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zurück. In London rannte er Ende Juli dann 19,89 Sekunden über 200 m und deutete seine ansteigende Form an. Schon im Halbfinale (9,86) hatte er dann den stärksten Eindruck hinterlassen.
Wie Bolt dürften sich auch IOC-Boss Thomas Bach und IAAF-Präsident Sebastian Coe über den Sieg des strahlendsten Gesichts der Leichtathletik gefreut haben. Ein 100-m-Olympiasieger Gatlin wäre der Welt nach den jüngsten Doping-Enthüllungen schlicht nicht vermittelbar gewesen. Schließlich gilt der Bad Boy nach zwei Dopingsperren als umstrittenster Läufer seit Ben Johnson. "Ich weiß, dass die Leichtathletik meine Siege in Rio de Janeiro braucht, ich muss wieder der Beste sein", hatte Bolt gesagt.