Van Niekerk (24) blieb nach einem Traumlauf 15 Hundertstel unter der alten Bestmarke, die Johnson mit 43,18 Sekunden 1999 bei der WM in Sevilla erzielt hatte. "Ich habe derartiges noch nicht erlebt. Er hat ein Massaker unter seinen Konkurrenten angerichtet", sagte Johnson.
Der 48-Jährige, der als TV-Kommentator in Rio an der Bahn stand, ist damit auch seinen zweiten Weltrekord los: Die 19,32 Sekunden über 200 m von Johnsons Olympiasieg 1996 in Atlanta hat Usain Bolt bis auf 19,19 gedrückt. Nach dem 10.000-m-Coup der Äthioperin Almaz Ayana (29:17,45) war es der zweite Fabel-Weltrekord in Rio de Janeiro.
Van Niekerk siegte deutlich vor London-Olympiasieger Kirani James (Grenada/43,76 Sekunden), Bronze holte sich Peking-Olympiasieger LaShawn Merritt (USA) in 43,85. Deutsche Teilnehmer waren in Rio nicht am Start.
Van Niekerk musste auf der ungünstigen Außenbahn starten
Van Niekerk musste in Rio auf der ungünstigen rechten Außenbahn starten, sah damit seine Kontrahenten nicht. Dennoch zog er kompromisslos vom ersten bis zum letzten Meter durch, ließ der hochklassigen Konkurrenz nicht den Hauch eine Chance. Unmittelbar vor dem 100-m-Finale mit Superstar Bolt hatte Rio bereits seine Sprinter-Glanzstunde.
Im Finale der WM 2015 von Peking war van Niekerks Stern aufgegangen. Damals hatte er sich in 43,48 Sekunden vor Merritt (43,65) durchgesetzt, war auf Platz vier der ewigen Bestenliste gelaufen. Seit März 2016 ist der Südafrikaner der erste Mensch, der über 100 m unter 10, über 200 m unter 20 sowie über 400 m unter 44 Sekunden geblieben ist und somit die drei großen Schallmauern im Sprint geknackt hat.
Das allerdings ist seit Sonntagnacht nur eine Randnotiz. Während van Niekerk langsam begriff, was er gerade geleistet hatte, stand Michael Johnson immer noch mit offenem Mund da.