Tichon ist einer der schlimmsten Doper der Leichtathletik-Geschichte, dass er überhaupt in Rio de Janeiro starten durfte und sich nur dem neuen Olympiasieger Dilschod Nasarow aus Tadschikistan (78,68) geschlagen geben musste, ist ein Skandal. Da konnte Tichon noch so zuckersüß daher reden.
"Das Publikum gibt mir den nötigen Adrenalinschub, zusätzlichen Sauerstoff ins Blut", sagte Tichon auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept. Und überhaupt sei die "Leichtathletik eine große Familie" und ihn könne "nichts aus der Ruhe bringen". Fein.
Worauf der rüstige Senior nicht einging: Rund die Hälfte seiner Erfolge ist dem Vize-Europameister Tichon in loser Folge aberkannt worden, weil über Nachtests herauskam, dass er mit dem kompletten Sortiment einer Durchschnitts-Apotheke betrogen hatte. Den WM-Titel 2005 und EM-Gold 2006 verlor Tichon wegen Testosteron-Missbrauchs, Olympia-Silber 2004 wegen Steroid-Dopings.
Weißrussen lassen Russland blass aussehen
Olympia-Bronze 2008 erhielt Tichon aufgrund eines Urteils des Internationalen Sportgerichtshofs CAS zurück, aus den Startlisten von Olympia 2012 wurde er nach Bekanntwerden positiver Tests gestrichen. Die Weltmeister-Titel von 2003 und 2007 durfte er behalten, wenngleich kaum jemand in der Szenen davon ausgeht, dass Tichon ausgerechnet da sauber war.
Russland, das ist erwiesen, hat es in Sachen Doping toll getrieben. Die weißrussische Kaltschnäuzigkeit aber lässt die Russen fast wie Anfänger im Manipulations-Business aussehen. Präsident des weißrussischen Leichtathletik-Verbandes ist Wadim Dewjatowski. Der Mann ist Olympia-Zweiter im Hammerwurf von 2008, seine Medaille behielt er nur durch ein zweifelhaftes CAS-Urteil, um eine lebenslange Dopingsperre kam er so herum.
Als Ende Juli bekannt wurde, dass die weißrussische Hammerwerferin Oxana Menkowa bei ihrem Olympiasieg 2008 gedopt war und ihre Goldmedaille wohl verlieren wird, beschimpfte ihr Trainer Waleri Woronzow die Welt-Anti-Doping-Agentur öffentlich als "Terror-Organisation".