Der zweimalige Kugelstoß-Weltmeister David Storl (Leipzig) hat im olympischen Finale eine Medaille verpasst. Storl musste sich beim Sieg des US-Amerikaners Ryan Crouser mit Platz sieben und 20,64 m begnügen. Crouser verwies mit 22,52 m seinen Landsmann und Weltmeister Joe Kovacs (21,78) sowie den Neuseeländer Tomas Walsh (21,36) auf die weiteren Podiumsplätze.
David Storl schüttelte immer wieder den Kopf und verstand die Welt nicht mehr. Der Kugel-Star hat bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro klar an einer Medaille vorbeigestoßen und mit Platz sieben für die nächste Enttäuschung der deutschen Leichtathleten gesorgt. Nach dem sechsten Rang durch Weltmeisterin Christina Schwanitz zerplatzte damit auch die zweite Hoffnung auf Kugel-Gold.
"Ich wollte es mit der Brechstange", sagte Storl und ergänzte: "Es ist schon enttäuschend. Ich habe versucht auf Biegen und Brechen um Platz drei zu kämpfen, aber es ging einfach nicht."
Beim Sieg des Amerikaners Ryan Crouser kam der 26 Jahre alte Europameister nicht über schwache 20,64 m hinaus und verpasste die dritte Medaille für das DLV-Team. Am zweiten Wettkampf-Tag hatten die Diskuswerfer Christoph Harting (Gold) und Daniel Jasinski (Bronze) die bis Donnerstag einzigen deutschen Medaillen geholt.
"Das Training war ganz gut"
Für Storl, der seine schwächste Weite bei einem Großereignis seit 2010 ablieferte, gab es kein Happy End eines schwierigen Jahres. Nach einer Knie-OP war Storl zwar mit Hilfe von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth seine chronischen Schmerzen losgeworden, zur gewohnten Form fand der zweimalige Weltmeister aber nie. "Das Training war ganz gut, aber nicht wie letztes Jahr, als ein richtiger Antrieb kam. Ich bin diese Saison in jedem Wettkampf nicht zurechtgekommen", sagte Storl.
Crouser verbesserte die alte olympische Bestmarke von Ulf Timmermann von 1988 (22,47). "Wahnsinn, das ist ein Wort. So weit hat lange keiner mehr gestoßen. Sie bereiten sich vielleicht anders vor. Ich kann es nicht erklären", sagte Storl über Crouser.
Storl fehlten damit 72 Zentimeter zur zweiten Olympia-Medaille: 2012 in London hatte er hinter Tomasz Majewski (Polen), der in Rio Sechster wurde, mit 21,83 m die Silbermedaille geholt - drei Zentimeter trennten ihn damals von Gold.
DLV kann Erwartungen nicht erfüllen
Storl reihte sich damit in die Reihe der prominenten deutschen Rio-Enttäuschten ein: Neben Schwanitz hatten auch Diskus-Star Robert Harting, Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (beide Aus in der Qualifikation), Hammerwerferin Betty Heidler (Platz vier) sowie die Diskuswerferinnen Nadine Müller (6.) und Julia Fischer (9) die hohen Erwartungen nicht erfüllt.
Storl, der im Juli mit 21,32 m Europameister geworden war, begann den Wettkampf denkbar schlecht mit einem ungültigen Versuch und einem schwachen auf 20,48 m, während Kovacs im ersten (21,78 m) und Crouser im zweiten Durchgang (22,22) praktisch schon die beiden ersten Plätze für die USA buchten. Storl rettete sich mit 20,64 m noch in den Endkampf der besten acht Finalisten - mehr aber auch nicht.
In Rio riss damit eine eindrucksvolle Serie: Seit seinem vierten Platz bei der EM 2010 war Storl bei jeder großen Meisterschaft, an der er teilnahm, zumindest Zweiter geworden: Bei elf Starts siegte er sechsmal, holte zweimal den WM- und dreimal den EM-Titel, fünfmal gab es Silber.
Schon die Qualifikation am Morgen verlief holprig, mit 20,47 m erreichte Storl als Zehnter nur knapp das Finale. "Der Tag fängt scheiße an, es kann nur besser werden", sagte Storl. Wurde es nicht.