"Ich bin nicht unglücklich, aber ich könnte glücklicher sein", sagte Heidler in Rio de Janeiro. Olympia sei eben "kein Wald- und Wiesensportfest".
Bei der Weltrekord-Show der Polin Anita Wlodarczyk hatte die Britin Sophie Hitchon (74,54) Heidler Bronze erst im letzten Durchgang weggenommen, doch die 32-Jährige grämte sich nicht. "Das ist nicht schön, aber ich hätte vorher ja weiter werfen können", sagte die Ex-Weltmeisterin, die bei brütender Hitze mit 73,71 m unter ihren Möglichkeiten geblieben war.
"Ich habe es nicht zusammen gebracht", sagte sie: "Aber ich habe alles probiert. Damit schließt sich der Kreis - ein vierter Platz bei meinen ersten Spielen 2004 in Athen, ein vierter Platz in Rio. Ich bin echt stolz darauf, was ich heute geschafft habe, es war kein leichter Wettkampf."
"Ich bin echt stolz"
Zur zweiten Olympia-Medaille nach Bronze in London fehlten ihr 83 Zentimeter. Die neue Olympiasiegerin Wlodarczyk warf 82,29 m und blieb damit deutlich über ihrem alten Weltrekord (81,08), die Chinesin Zhang Wenxiu (76,19) sicherte sich Silber.
Über ein Jahrzehnt war Heidler das Gesicht des Hammerwerfens, sie schmiss Weltrekord, wurde Weltmeisterin und sorgte stets für Drama - ihre Nerven spielten der Frankfurterin oft einen Streich. Unvergessen bleibt der Gewinn von Olympia-Bronze vor vier Jahren, als ihr Wurf aufgrund eines Softwarefehlers, ausgelöst von einem verwirrten Kampfrichter, zunächst nicht in die Ergebnisliste aufgenommen wurde.
"Ich bin echt stolz auf das, was ich geschafft habe", sagte Heidler. Noch zwei Wettkämpfe folgen, dann ist Schluss, der Hammer wird endgültig in die Ecke gelegt: "Ich freue mich, dass es vorbei ist und auf das, was kommt."
Nun will Heidler sich auf ihr Jura-Studium und die Karriere bei der Bundespolizei konzentrieren. Was mit ihrem Sport in der Ära nach ihr passiert, da will sie "gar nicht drüber nachdenken", sagte Heidler: "Ich glaube nicht, dass es so erfolgreich weitergehen wird." Es gibt derzeit keine starke Frau, die ihr nachfolgen könnte.
Heidler mit sich im Reinen
Heidler war neben allen Erfolgen aber immer auch die große Wundertüte der deutschen Leichtathletik: Höhepunkte wie der WM-Titel 2007 sowie WM-Silber (2009/2011) oder Olympia-Bronze wechselten sich ab mit unerklärlichen Aussetzern. Den Tiefpunkt erreichte die Weltmeisterin von Osaka 2007 bei der WM in Moskau sechs Jahre später. Damals schied Heidler in der Qualifikation aus und wollte schon alles hinschmeißen.
"Ich bin aber immer wieder aufgestanden", sagte Heidler, nachdem sie sich wieder berappelt und zur Fortsetzung der Karriere entschlossen hatte. Es folgten weitere Enttäuschungen bei der EM 2014 (5.) und der WM im Vorjahr (7.), doch bei den Europameisterschafen im Juli in Amsterdam feierte sie mit Silber eine kleine sportliche Wiederauferstehung. Nun geht Heidler in Rente, mit sich im Reinen.