Die Ad-hoc-Kammer des Internationalen Sportgerichtshofes CAS gab in der Nacht auf Montag (Ortszeit) dem Einspruch der 25-Jährigen gegen die Sperre durch den Leichtathletik-Weltverband IAAF statt.
Die Athletin habe nachweisen können, dass sie im "relevanten Zeitraum" außerhalb von Russland Dopingkontrollen in Wettkampf- und Trainingsphasen absolviert habe, teilte die Ad-hoc-Kammer in ihrer ersten Urteilsbegründung mit. Siebenmeterspringerin Klischina kann damit am Dienstag in der Qualifikation an den Start gehen.
"Es ist eine gute Sache, dass der CAS so entschieden hat", sagte Michail Butow, Generalsekretär des russischen Leichtathletik-Verbandes, der Nachrichtenagentur TASS: "Gott sei Dank darf sie teilnehmen. Ich habe mit ihrem Trainer gesprochen, sie ist bereit."
Es dürfte nun das finale Kapitel der Geschichte um die Starterlaubnis russischer Leichtathleten sein, für Klischina nimmt sie doch noch ein positives Ende - zumindest die Russin selbst schien zuletzt allerdings ohnehin damit gerechnet zu haben. Noch am Sonntagabend (Ortszeit) trainierte sie bei anscheinend bester Laune auf dem Aufwärmplatz am Olympiastadion.
"Ich bin eine saubere Athletin"
Dabei hatte die IAAF erst am Samstag die Ausnahmegenehmigung für Klischina zurückgezogen, es war eine ziemlich erstaunliche Wendung. Grundlage war die Auswertung neuer Daten aus dem McLaren-Report, der staatlich organisiertes Doping in Russland nachgewiesen hatte: Auch bei Klischina soll es demnach Unregelmäßigkeiten bei Dopingproben gegeben haben.
Nach ARD-Informationen waren zwei Urinproben von Klischina aufgetaucht, bei denen die Behälter Spuren enthielten, die auf ein illegales Öffnen schließen lassen. Zudem soll eine dieser Proben neben der DNA von Klischina auch die einer weiteren Person enthalten haben.
Klischina reichte am Wochenende umgehend Klage gegen die Entscheidung beim CAS ein. "Ich bin eine saubere Athletin und habe dies unzählige Male ohne jeden Zweifel bewiesen", schrieb sie auf Facebook.
"Beschuldigt, eine Feindin des Vaterlandes zu sein"
Klischina lebt und trainiert seit 2013 in Bradenton/Florida und befand sich somit vor den Spielen außerhalb des russischen Systems. Daher hatte sie ursprünglich als einzige Russin die Starterlaubnis für die Leichtathletik-Wettkämpfe erhalten. Alle weiteren russischen Leichtathleten um Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa waren von der IAAF aufgrund des massiven Dopingskandals im Land nicht für die Wettkämpfe in Rio zugelassen worden. Auch deren letzter verzweifelter Versuch, den Bann anzufechten, wurde vom CAS abgelehnt.
Dass Klischina in diesem Zusammenhang überhaupt von dem Sonderstartrecht Gebrauch macht, war in Russland heftig kritisiert worden. "Ich wurde beschuldigt, eine Feindin des Vaterlandes zu sein", sagte Klischina, die in ihrer Heimat fast so unbeliebt ist wie die Doping-Whistleblowerin Julia Stepanowa, die in Rio nicht starten darf. Im Internet forderten die "Trolle", Klischina möge gefälligst ihren Pass abgeben, sich nie wieder in Russland blicken lassen und bitte kläglich scheitern.
Der kurzfristige Versuch der IAAF, Klischina doch noch aus dem Verkehr zu ziehen, war allerdings von Russlands Sportminister Witali Mutko wiederum scharf kritisiert worden. "Das sind bewusste Provokationen, die mit voller Absicht getätigt werden. Ihr Ziel ist der russische Sport", sagte der Politiker noch am Sonntag der Nachrichtenagentur Tass.