Beim überraschenden Sieg der Amerikanerin Michelle Carter, WM-Dritte 2015 in Peking, blieb die 30 Jahre alte Sächsin deutlich unter ihren Möglichkeiten.
Die völlig verkrampfte Schwanitz kam im nicht einmal halb besetzten Olympiastadion nicht über 19,03 m hinaus und zeigte einen ihrer schwächsten Wettkämpfe seit Jahren. Carter dagegen steigerte sich im letzten Versuch auf den neuen US-Rekord von 20,63 m, und verhinderte den historischen dritten Gold-Triumph in Serie der Neuseeländerin Valerie Adams (20,42), Bronze ging an die Ungarin Anita Marton (19,87). Vizeweltmeisterin Gong Lijiao aus China (19,39) wurde Vierte.
Schwanitz fand nur schwer in den Wettkampf, startete mit schwachen 19,03 m und konnte sich nicht mehr steigern. Die Versuche zwei bis vier machte sie frustriert ungültig, ihre Körpersprache verriet ihre Ratlosigkeit - im letzten Versuch gelangen ihr nur indiskutatble 18,92.
Die gebürtige Dresdnerin verpasste damit das Happy End einer schwierigen Saison. Im vergangenen Herbst hatte sich Schwanitz am chronisch schmerzenden Knie operieren lassen, danach verhinderten hartnäckige Schulterschmerzen einen frühzeitigen Saisoneinstieg. Zwischen den ersten Wettkampfstößen und dem Erfolg in Rio lagen gerade einmal zwei Monate.
Traum lebte nach Amsterdam-Gala
"Das dürfte ein klarer Dreikampf werden. Und dann werden Kleinigkeiten entscheiden", hatte Schwanitz noch nach der Qualifikation am Morgen gesagt, als sie mit 19,18 m bei strömendem Regen die zweitbeste Weite hinter Adams (19,74) erzielt hatte. Im Finale funkte dann aber noch die wuchtige Carter dazwischen - und Schwanitz schaute in die Röhre.
Druck verspüre sie nicht, hatte sie vor dem Finale gesagt: "Der wird diesmal auch nicht von der Mannschaftsleitung aufgebaut, das finde ich gut. Die Chance auf Gold hier ist kein Ballast, sondern Motivation." Dementsprechend gelöst und mit ihrer berühmten guten Laune ging Schwanitz in den Wettkampf.
Während ihrer Leidenszeit im Frühjahr hatte das Energiebündel aber das sonst so sonnige Gemüt verloren, schob wochenlang Frust - und ausbaden musste es Ehemann Tomas. "Er hat am meisten gelitten. Ich hatte oft schlechte Laune, war oft unzufrieden", sagte Schwanitz, an deren Nerven die Zwangspause spürbar zehrte: "Ich bin ein Zappelphilipp und kann nicht länger als eine halbe Stunde rumsitzen. Da musste er tapfer sein."
Spätestens mit ihrem EM-Titel meldete sich die Weltmeisterin aber Anfang Juli zurück, die 20,17 m von Amsterdam waren ein echter Fingerzeig in Richtung Rio - der Traum von einer Olympia-Medaille war lebendiger denn je. Und platzte dann jäh.