Auf dem Rücken von Wallach "El Star" ritt Patrick Dogue dicht an die Medaillenränge, doch mit der Laserpistole zitterte er sich im abschließenden Combined an Edelmetall vorbei. Nach einem der besten Wettkämpfe seines Lebens kam der zweimalige deutsche Meister völlig ausgepumpt als Sechster ins Ziel. Fünf Sekunden fehlten ihm zur ersten Olympia-Medaille eines deutschen Modernen Fünfkämpfers seit 80 Jahren.
"Ich habe eigentlich einen richtig guten Wettkampf gemacht. Aber ausgerechnet das Schießen, das ich sonst am Besten kann, lief nicht so gut. Über einen sechsten Platz bei meinen ersten Olympischen Spielen kann ich dennoch nicht meckern", sagte Dogue.
Im verregneten Rio de Janeiro focht, schwamm, ritt und lief der 24-Jährige am Samstag wie selten zuvor - zwölf Fehlschüsse verhinderten jedoch einen versöhnlichen Abschluss nach dem tragischen Freitag, an dem Lena Schöneborns Medaillenträume auf dem Rücken einer störrischen Stute geplatzt waren.
Dogues Potsdamer Teamkollege Christian Zillekens belegte den 21. Platz. Gold ging an den russischen Vize-Weltmeister und Weltrekordler Alexander Lesun, Silber holte Weltmeister Pawlo Tymoschtschenko aus der Ukraine, Bronze der Mexikaner Ismael Marcelo Hernandez Uscanga.
"Erfüllung eines Lebenstraumes"
Dogue, im Mai Zweiter beim Weltcup-Finale, hatte das Olympia-Ticket erst als Nachrücker über die internationale Rangliste gelöst, allein die Teilnahme in Brasilien war für ihn "die Erfüllung eines Lebenstraumes". Beinahe wäre es noch viel besser gekommen.
Am Donnerstag war ihm im Fechten ein Traumstart gelungen, Dogue überraschte mit 23:12 Siegen und lag auf Platz zwei. "Das ist für seine Verhältnisse bombastisch", sagte Bundestrainerin Kim Raisner. Über 200 m Freistil schwamm Dogue am Freitag als 31. wie gewohnt nur hinterher, erzielte in seiner schwächsten Disziplin in 2:07,65 Minuten eine für seine Verhältnisse aber überdurchschnittlich gute Zeit. Im anschließenden Bonusfechten machte er nochmals zwei Punkte gut.
Vor dem Reiten bahnte sich zunächst ein ähnliches Drama wie tags zuvor bei Schöneborn an. Deren Medaillentraum war an der eigenwilligen der Fuchsstute "Legende" zerplatzt, und Dogue drohte der Ritt auf einem noch nervöseren Pferd. Der ihm zugeloste Wallach "SL Special" lief im ersten Durchgang fast panisch über den vom Regen aufgeweichten Parcours, verweigerte mehrfach und warf den Litauer Justinas Kinderis sogar ab.
Nerven spielen nicht mit
Doch Kinderis' Pech war Dogues Glück, denn: "SL Special" hatte sich verletzt, einen erneuten Start lehnte die Jury zum Schutz des Tieres ab. Dogue bekam "El Star" zugeteilt - und der Ersatz-Wallach hielt das Versprechen, das in seinem Namen steckt. Reiter und Pferd zeigten eine souveräne Vorstellung, Dogue leistete sich bei schwierigen Bedingungen nur einen Abwurf und musste zudem eine Zeitstrafe von fünf Punkten hinnehmen.
Vor dem abschließenden Combined war die Zuversicht groß, als Viertplatzierter waren die Medaillenränge zum Greifen nah. Beim ersten Schießen machten dem Deutschen jedoch die Nerven einen Strich durch die Rechnung. Sechs Fehler warfen ihn zu weit zurück. Für die bislang letzte Olympia-Medaille eines deutschen Fünfkämpfers hatte Olympiasieger Gotthard Handrick 1936 in Berlin gesorgt. 1968 scheiterte DDR-Starter Karl-Heinz Kutschke als Vierter denkbar knapp.