Die Sensation ist ausgeblieben, doch die erste Olympia-Medaille glänzt immerhin silbern: Die deutschen Tischtennisspielerinnen haben das Finale des Team-Wettbewerbs in Rio gegen Topfavorit China mit nur einem Satzgewinn 0:3 verloren. Schon der erste Einzug ins Endspiel und damit die erste Medaille bei Olympia waren aber eine große Überraschung gewesen.
Gegen den Weltmeister und nunmehr dreimaligen Team-Olympiasieger China waren Han Ying, Petrissa Solja und Shan Xiaona chancenlos. Nach nur etwas mehr als einer Stunde war das ungleiche Duell mit der Tischtennis-Topnation beendet. "Wir haben versucht, alles abzurufen, aber mehr als ein Satzgewinn war heute nicht drin", sagte Solja. Für Bundestrainerin Jie Schöpp war es "schon frustrierend zu sehen, dass selbst die besten Bälle einfach zurück kamen."
Schon beim Einmarsch in die Halle aber hatten die Asse des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ein Lächeln auf den Lippen gehabt. "Das ist ein Spiel, das man einfach nur genießen kann", hatte Petrissia Solja vor der Finalpaarung gesagt. Edelfan Timo Boll vermutete: "So wirklich, glauben sie wohl selbst nicht an einen Sieg."
Bereits im ersten Duell des Tages waren die Unterschiede deutlich geworden. Deutschlands Spitzenspielerin Han Ying, derzeit die wohl beste Abwehrspielerin der Welt, unterlag gegen die London-Olympiasiegerin Li Xiaoxia mit 0:3.
Anschließend verlor auch Petrissa Solja gegen die Weltranglistenerste Liu Shiwen (0:3) und im Doppel an der Seite von Shan Xiaona gegen Liu und die frischgebackene Einzel-Olympiasiegerin Ding Ning (1:3). Immerhin gewann das Doppel den dritten Satz, es war erst der zweite, den China im Turnierverlauf abgeben musste.
DTTB-Auswahl mit großen Triumph
Trotz der klaren Final-Pleite bleibt für die DTTB-Auswahl ein historischer Triumph. Team-Silber ist die erste Medaille bei Olympia für deutsche Tischtennisspielerinnen. Erst zum zweiten Mal überhaupt, nach Platz drei eines jugoslawischen Doppels bei der Premiere 1988, ging olympisches Edelmetall bei den Frauen an eine Nation aus Europa.
Nach einem Pflichtsieg über die USA (3:0) zum Auftakt und einem souveränen 3:1 gegen Hongkong hatten die Deutschen in einem vierstündigen Halbfinal-Krimi am Sonntag Vize-Weltmeister Japan mit 3:2 ausgeschaltet. Danach kullerten bei den Spielerinnen die Freudentränen. Die Final-Niederlage gegen China war erwartbar und verschmerzbar.
Der DTTB hofft in Rio noch auf eine weitere Medaille. Die deutschen Männer um Fahnenträger Boll kämpfen am Mittwoch im "kleinen Finale" gegen Südkorea um Bronze. Es wäre das dritte Edelmetall im Team-Wettbewerb in Serie nach Silber 2008 in Peking und Bronze 2012 in London.