Der Traum vom erneuten Medaillen-Coup ist geplatzt: Tischtennis-Europameister Dimitrij Ovtcharov hat bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro den erneuten Einzug ins Halbfinale verpasst.
Der Bronze-Gewinner von London verlor in der Runde der letzten Acht gegen den weißrussischen Altmeister Wladimir Samsonow nach einer schwachen Vorstellung mit 2:4 (11:8, 7:11, 17:19, 11:4, 2:11, 12:14).
"Ich bin mit dem großen Ziel hier angereist, eine Medaille zu holen. Insofern bin ich natürlich sehr enttäuscht", sagte Ovtcharov: "Ich habe in den Sätzen zwei und sechs etwas Pech gehabt, hätte mir das Leben aber auch deutlich einfacher machen können. Die Anspannung war teilweise sehr groß. Das ist eigentlich nicht typisch für mich."
Wie schon am Vortag das Achtelfinal-Aus für Deutschlands Fahnenträger Timo Boll kam auch die Niederlage für den 27 Jahre alten Ovtcharov überraschend. Der Weltranglistenfünfte war als Favorit ins Duell mit seinem 40 Jahre alten Teamkollegen vom russischen Spitzenklub Fakel Orenburg gegangen und hatte zunächst auch den deutlich besseren Start erwischt.
Nach dem Gewinn des ersten Durchgangs jedoch lief bei Ovtcharov nicht mehr viel zusammen. Vor allem in den entscheidenden Phasen der Sätze agierte Deutschlands Spitzenspieler extrem nervös und leistete sich viele einfache Fehler. Während Samsonow seine ganze Erfahrung ausspielte, wirkte Ovtcharov zunehmend verunsichert, suchte häufig zu schnell das Risiko und leistete sich im fünften Satz sogar einen totalen Blackout.
Keine Einzelmedaille für den DTTB
Das Aus gegen den früheren Vize-Weltmeister ist für Ovtcharov eine herbe Enttäuschung: War er vor vier Jahren in London noch beinahe sensationell zu Bronze gestürmt, war die Ausgangssituation diesmal eine andere. Als bester Nicht-Chinese der Welt war Ovtcharov in Rio die Nummer drei der Setzliste und gehörte damit zu den Top-Favoriten auf eine Medaille.
Der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) bleibt in Rio daher ohne Edelmetall im Einzel. Nach dem frühen Aus von Petrissa Solja (Berlin) scheiterte am Montag auch Spitzenspielerin Han Ying (Tarnobrzeg/Nr. 5) wie erwartet im Viertelfinale an Top-Favoritin Ding Ning (China). Der frühere Weltranglistenerste Boll war bereits am Montag überraschend im Achtelfinale am Nigerianer Quadri Aruna ausgeschieden.
Die Hoffnungen ruhen nun voll und ganz auf den am Freitag beginnenden Mannschaftswettbewerben. Dort sind die Männer an Nummer zwei und die Frauen an Position drei gesetzt und gehören damit beide zu den ersten Medaillenanwärtern. Um tatsächlich nach Silber 2008 in Peking und Bronze in London erneut Edelmetall mit dem Team abzuräumen, müssen sich jedoch wohl sowohl Ovtcharov als auch Boll erheblich steigern.