"Ich bin überhaupt nicht traurig, dass es keine Medaille gab", sagte Wolfram, "ich bin unheimlich stolz, dass ich es geschafft habe, die sechs Sprünge herunterzubringen." Klein war dagegen enttäuscht: "Das habe ich mir anders vorgestellt. Ich habe viel riskiert, leider sind drei Sprünge daneben gegangen."
Gold ging an Synchron-Olympiasieger Chen Aisen (585,30), der China den siebten Wassersprung-Titel im Maria-Lenk-Stadion bescherte. Silber gewann der mexikanische WM-Vierte German Sanchez (532,70) vor London-Olympiasieger David Boudia aus den USA (525,25).
Damit bleibt Bronze vom 3-m-Brett für Rekordeuropameister Patrick Hausding (Berlin) das einzige Edelmetall der deutschen Wasserspringer. "Wir hatten zum Abschluss noch einmal zwei Sportler im Finale, es ist insgesamt eine sehr gute Bilanz", resümierte Bundestrainer Lutz Buschkow, dessen Team die Medaillenvorgabe erfüllte.
Historisches Debakel für DSV
Dennoch erlebte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) in Rio ein historisches Debakel. Am Ende stand allein die Springer-Bronzemedaille zu Buche, weil die Schwimmer komplett leer ausgingen - diesmal auch im Freiwasser. Wasserballer und Synchronschwimmerinnen hatten sich gar nicht qualifiziert. So schlecht hatte der DSV noch nie in der Olympia-Geschichte abgeschnitten.
Der britische Star Thomas Daley fehlte, als die Medaillen vergeben wurden. Der Bronzemedaillengewinner von London, der den Vorkampf mit einer herausragenden Leistung gewonnen hatte, verpatzte das Halbfinale völlig und schied auf Rang 18 aus. "Wenn ich das 24 Stunden später gezeigt hätte, hätte ich eine Goldmedaille um den Hals", sagte Daley mit Blick auf die erste Runde: "Aber stattdessen bricht es mir das Herz."
Während Wolfram stark startete und sich gleich auf den dritten Platz setzte, verpatzte Klein den Dreieinhalb-Delfinsalto zum Auftakt. Wolfram steigerte sich mit einem fast perfekten Dreieinhalb-Auerbach im dritten Durchgang, büßte allerdings mit einem misslungenen Dreieinhalb-Rückwärtssalto Punkte ein. Auch Klein patzte nach zwei starken Sprüngen erneut und verspielte alle Medaillenchancen.
Wolfram springt mit Schmerzen
Wolframs Finalstart war wegen einer Schulterverletzung zunächst nicht ganz sicher. "Es sind wieder Schmerzen aufgetreten", sagte der Dresdner nach dem Halbfinale. Buschkow war jedoch optimistisch: "Er ist in Behandlung, bekommt eine Streicheleinheit, und dann greifen wir im Finale an."
Wolfram hatte schon vor vier Jahren in London Verletzungspech. Damals kugelte er sich im Finale vom Turm die Schulter aus, sprang aber weiter und landete auf Rang acht. Anschließend wurde er in die Klinik gebracht. Seinen größten Erfolg feierte er bei der Heim-EM 2015 in Rostockt, als er vom Turm zu Gold sprang.
Klein hatte in der Vorbereitung auf Olympia mit einer Handgelenksverletzung zu kämpfen. Im Synchronspringen vom Turm schrammte er mit Hausding als Vierter knapp an Bronze vorbei. Ob und wie lange er noch weiterspringt, ließ der 30-Jährige offen. "Ich werde jetzt Urlaub machen, Zeit mit meiner Familie verbringen und entscheiden, ob es noch ein Jahr gibt oder nicht", kündigte Klein an. Klar ist schon jetzt: "Unsere gemeinsame Olympia-Ära ist auf jeden Fall vorbei", sagte Hausding, der zusammen mit Klein neun EM-Titel in Folge und WM-Gold 2013 gewann.