"Es ist natürlich schade, aber Xu und Fan waren wirklich einfach besser", sagte Boll nach dem Aus des "Legendendoppels" unter den Augen von IOC-Präsident Thomas Bach: "Es war ein Spiel auf sehr hohem Niveau, doch wir haben ein paar zu viele individuelle Fehler gemacht", resümierte der 36-Jährige.
Das nutzten die Weltklassespieler Fan Zhendong und Xu Xin gnadenlos aus. "Von der Harmonie und der Absprache mit Ma Long war alles gut. Aber ich habe ein paar falsche Entscheidungen getroffen - etwa zu viel in die Vorhand als in die tiefe Rückhand der Gegner platziert", erklärte Boll.
Über 5000 Zuschauer feuerten ihn und den chinesischen Olympiasieger immer wieder lautstark an, doch nach der 1:0-Satzführung für die Publikumslieblinge setzte sich die Klasse der Champions aus dem Reich der Mitte immer klarer durch.
Titelverteidiger Xu und der Weltranglistenzweite Fan nutzten gnadenlos jeden noch so kleinen Fehler von Boll/Ma aus und ließen am Ende keine ernsthaften Zweifel an ihrem Erfolg aufkommen. Als eine Vorhand von Ma ins Netz nach einem spektakulären Ballwechsel das Aus besiegelt hatte, klatschten sich die beiden Idole ab und Boll klopfte dem "Dominator" trotzdem freundschaftlich auf die Schulter.
Boll haderte hinterher nur wenig mit der neuerlich unglücklichen Auslosung. "Es ist sicher schon bitter, wenn man zweimal die Chance auf ein Doppel mit dem besten Spieler der Welt bekommt und dann trotzdem schon vor den Spielen um eine Medaille auf das beste Doppel des Turniers trifft. Aber so sind die Regeln, und das muss ich natürlich akzeptieren", meinte der 36 Jahre alte Weltranglistenachte mit erkennbarer Enttäuschung.
Im Einzel besiegte Boll wenige Stunden später den Polen Jakub Dyjas mit 4:0. Am Freitag (ab 14.00 Uhr) trifft Boll auf den Koreaner Jang Woojin. Der hatte in der zweiten Runde den deutschen Nationalspieler Patrick Franziska (Saarbrücken) mit 4:0 aus dem Turnier geworfen.
Boll/Ma bereits 2015 erfolglos
2015 bei der WM-Premiere der Kombination mit Ma war das Paar schon in Runde zwei an den späteren Titelgewinnern Xu/Zhang Jike gescheitert.
Zu Spielbeginn bot sich den Zuschauern ein ungewohntes Bild: Bundestrainer Jörg Roßkopf übernahm in Absprache mit seinem chinesischen Kollegen Liu Guoliang die alleinige Betreuung von Boll/Ma, damit kein chinesischer Coach gegen seine Landsleute eingesetzt werden muss.
Doch auch die Tipps von Roßkopf, der 1989 zusammen mit Steffen Fetzner durch das Doppel-Gold in Dortmund für den bislang einzigen WM-Titel des deutschen Tischtennis gesorgt hatte, konnte Boll und dem Olympiasieger nicht zum erhofften Erfolg verhelfen.
Den Doppel-Frust bei den Gastgebern machte nahezu gleichzeitig der K.o. von Patrick Franziska in der gleichen Runde mit seinem dänischen Europameister-Partner Jonathan Groth komplett. Damit sind keine deutschen Aktiven mehr in dem Wettbewerb, der vor WM-Beginn als der möglicherweise erfolgversprechendste gegolten hatte, vertreten.