Der erste Turnabend in Rio wurde von der schweren Verletzung Andreas Tobas überschattet. Der 25-Jährige zog sich am Boden einen Kreuzbandriss zu - und kehrte anschließend zurück, um seinem Team wichtige Punkte zu bescheren und das Teamfinale perfekt zu machen. Auch ein französischer Athlet musste mit einer üblen Verletzung abtransportiert werden.
Die Olympischen Spiele sind der Traum und das Highlight eines jeden Sportlers. Besonders für Athleten, deren Sportarten normalerweise nicht so im Fokus der Öffentlichkeit stehen, sind die Turniere eine einmalig Chance, zum Helden zu werden - was dem deutschen Turner Andreas Toba nun auf tragische Art und Weise gelungen ist.
Das Drama um den 25-Jährigen passierte am Boden. Toba brach plötzlich zusammen, hielt sich schmerzverzerrt das Knie und konnte nur mit ärztlicher Hilfe den Boden verlassen. Schon wenig später dann die Schockdiagnose vom Mediziner-Stab: Kreuzbandriss. Nachdem Marcel Nguyen zuvor am Reck gepatzt hatte und Andreas Bretschneider am Gerät gestürzt war, war dies die Spitze des Eisbergs schlechter Nachrichten.
"Geheult wie ein kleines Kind"
Die Niedergeschlagenheit des deutschen Trosses schlug wenig später aber in Erstaunen, Bewunderung und auch Entsetzen um, als Toba noch einmal in den Innenraum zurückkehrte und mit Tränen in den Augen und zweifelsohne mit unmenschlichen Schmerzen am Pauschenpferd turnte - und eine starke Übung zeigte. Und es war keinesfalls so, als hätte sein Akt der Besessenheit nur symbolischen Wert gehabt: Er sicherte Deutschland wichtige Punkte, war noch einmal bester Turner des Teams - und half der Equipe, mit 261.518 Punkten am Ende den achten Rang zu erreichen. Deutschland wird damit auch im Finale am Montag turnen.
An den Ringen konnte der Hannoveraner dann nicht mehr weitermachen - zu dessen großer Enttäuschung: "Ich habe geheult wie ein kleines Kind. Die Schmerzen im Knie sind groß, aber die in mir sind unbeschreiblich und viel größer."
Zumindest für ein bisschen Trost konnten seine Kollegen Sorgen. Hambüchen, Nguyen und Bretschneider zeigten eine fehlerfreie Leistung am Barren, die für ein versöhnliches Ergebnis sorgte.
Auch Frankreich leidet
Toba war an diesem Turn-Abend nicht der einzige, der eine schwere Verletzung erlitt. Beim Kunstturnen landete der Franzose Samir Ait Said so unglücklich, dass er einen Komplett-Durchbruch seines linken Schienbeins erlitt - zum Glück waren die Helfer schnell zur Stelle und konnten den unter Schock stehenden Athleten versorgen.
Deutschland ist also im Finale dabei. Nach der Verletzung von Toba scheint das aber erst einmal nebensächlich zu sein - denn dessen Unfall hat mal wieder gezeigt, wie schnell der Kampf um Medaillen in den Hintergrund rücken kann. Doch nicht nur das. "Er hat bewiesen, dass er ein Kämpferherz hat und kein Weichei ist", brachte es Sportdirektor Wolfang Willam auf den Punkt.