Goldfavoritin Magdalena Neuner hat dem deutschen Olympia-Team mit Silber die erste Medaille in Vancouver beschert.
Der sechsmaligen Weltmeisterin fehlten zum Auftakt der Biathlon-Wettbewerbe im Callaghan Valley nur 1,5 Sekunden auf Überraschungssiegerin Anastazia Kuzmina zum ganz großen Triumph. Die restlichen deutschen Frauen verpassten wegen Fehlern am Schießstand und Materialproblemen die Top 20.
"Silber ist ganz schön cool"
"Das ist ein Traum, Silber bei Olympia ist ganz schön cool. Ich habe einfach nicht daran gedacht, dass es Olympia ist", sagte Neuner strahlend: "Allerdings habe ich mich geärgert, dass ich die Kuzmina auf der Schlussrunde nicht gekriegt habe. Dennoch genieße ich das hier total, ich weiß dass ich gekämpft habe bis zum Umfallen und kein bisschen schneller hätte sein können."
DOSB-Präsident Thomas Bach war jedenfalls begeistert: "Das ist ein guter Auftakt für das deutsche Olympiateam. Nach der tollen Mannschaftsleistung der Skispringer sollte uns das viel Selbstvertrauen geben." Bundesinnenminister Thomas de Maiziere lobte Neuner für eine "sensationelle Leistung".
Nur ein Schießfehler
Die Wallgauerin ("Olympiagold ist mein Ziel") legte bei ihrer Olympia-Premiere beim ersten Schießen eine sensationelle Schnellfeuereinlage hin und blieb fehlerlos. Beim Stehendanschlag ließ sie gleich die erste Scheibe stehen, behielt danach aber die Nerven und stürmte wie entfesselt zurück auf die Strecke. 1,5 Kilometer vor dem Ziel lag sie noch eine Sekunde vor Kuzmina, doch am Ende fehlte der völlig erschöpften Bayerin die Kraft.
"Ich bin froh, dass eine durchgekommen ist. Wenn man eine olympische Medaille holt, darf man sich nicht beschweren", sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang: "Aber wir müssen noch darüber reden, dass wir läuferisch nicht dabei waren. Wenn Lena auf der Schlussrunde Zeit verliert, dann stimmt etwas nicht."
Die gebürtige Russin Kuzmina, die vor einem Jahr WM-Silber gewonnen hatte, hatte offenbar Raketenski an den Füßen. Ihr Sieg war genauso eine Überraschung wie die Bronzemedaille für die Französin Marie Dorin.
Wilhelm und Co. ohne Chance
Kati Wilhelm, mit drei Olympiasiegen erfolgreichste Biathletin der Geschichte, zeigte mit zwei Fehlern beim ersten Schießen Nerven und hatte am Ende mit drei Strafrunden keine Chance auf eine Topplatzierung.
2002 hatte sie auf dieser Strecke noch Gold gewonnen und war entsprechend enttäuscht: "Olympia hat nicht so angefangen, wie ich mir das vorgestellt habe."
Die 30-jährige Simone Hauswald leistete sich im ersten Olympia-Rennen ihrer Karriere ebenso wie Andrea Henkel gleich zwei Schießfehler. "Ich bin nicht zufrieden, aber das ist schon abgehakt", sagte Hauswald: "Ich muss eben versuchen, am Dienstag eine gute Verfolgung abzuliefern." Andrea Henkel war ebenfalls "nicht ganz glücklich, aber ändern kann ich es nicht."
Der Zuschaueransturm im Whistler Olympic Park übertraf die Erwartungen bei weitem. Die 6000 Plätze waren gefüllt, obwohl Biathlon für die meisten Fans ganz offensichtlich Neuland war. Der Sprecher im Stadion musste das passende Verhalten am Schießstand erklären - Jubel beim Treffer, Stöhnen bei einem Fehler.
Am Sonntag starten der dreimalige Olympiasieger Michael Greis und Co. mit dem 10-km-Sprint in die Olympia-Wettbewerbe. Magdalena Neuner hat am Dienstag im Jagdrennen ihre zweite Goldchance - dann will sie die 1,5 Sekunden auf Kuzmina aufholen.