Der 30. Dezember ist in den meisten Ländern einfach nur der Tag vor Silvester. Nicht so in Kanada. Dort ist es der Tag des Jahres. Denn: Der Olympia-Kader von Team Canada wird bekannt gegeben.
Seit Monaten gibt es kein anderes Thema mehr - und jeder Kanadier hat eine andere Meinung darüber, welche 23 Eishockey-Superstars nominiert werden und in Vancouver die Goldmedaille gewinnen sollen.
In Deutschland liegt der Fall anders. Bundestrainer Uwe Krupp hat zwar auch einen 23er-Kader beim Weltverband IIHF eingereicht, aber das heißt noch lange nicht, dass diese 23 Spieler auch das deutsche Team bilden werden.
Tür noch nicht zu
Bis zum 15. Februar kann noch am Kader gebastelt werden. Selbst für Spieler, die noch nicht im vorläufigen Kader stehen, ist die Tür noch nicht zu. Auch sie haben die Chance, auf dem Eis zu stehen, wenn die DEB-Auswahl am 17. Februar gegen Schweden in das Olympische Turnier einsteigt.
"Der 23er-Kader ist nur eine Formalität für die IIHF. Wir haben einfach 23 Namen aufgeschrieben - das hat für uns wenig Bedeutung. Es steht noch überhaupt nichts fest. Wir arbeiten mit einem 35er-Kader, den wir bis zu den Olympischen Spielen dann auf 23 Mann reduzieren werden", sagt Krupp im Gespräch mit SPOX.
Dass Kanada sich im Gegensatz dazu schon jetzt auf 23 Mann festlegt, liegt nicht an den Regularien, sondern ist eine reine Medien-Show.
SPOX hat den großen deutschen Kader analysiert und sagt, wer die besten Chancen auf ein Olympia-Ticket hat.
Tor:
23er-Kader: Thomas Greiss (San Jose Sharks), Dimitri Pätzold (ERC Ingolstadt), Dennis Endras (Augsburger Panther)
Derzeit nur im 35er-Kader: Rob Zepp (Eisbären Berlin)
Greiss und Pätzold sind gesetzt und werden sich in Vancouver aller Voraussicht nach den Nummer-eins-Status teilen. Dahinter gibt es einen Kampf zwischen Endras und Zepp um die Nummer drei. Prognose: Endras steht im 23er-Kader und wird dort bleiben.
Verteidigung:
23er-Kader: Christian Ehrhoff (Vancouver Canucks), Dennis Seidenberg (Florida Panthers), Alexander Sulzer (Nashville Predators), Chris Schmidt (Adler Mannheim), Jason Holland (DEG Metro Stars), Michael Bakos, Jakub Ficenec (beide ERC Ingolstadt), Korbinian Holzer (DEG Metro Stars)
Derzeit nur im 35er-Kader: Christoph Schubert (Atlanta Thrashers), Andre Reiß (Hannover Scorpions), Frank Hördler (Eisbären Berlin), Sven Butenschön (Adler Mannheim)
Bis auf Robert Dietrich (Milwaukee /AHL) sind alle bekannten Namen dabei. Alle vier NHL-Spieler dürften ihr Ticket sicher haben. Dass Schubert nur im erweiterten Kader steht, verwundert, aber es muss nichts heißen.
"Christian Ehrhoff spielt in Vancouver eine sehr, sehr starke Saison, Christoph Schubert wird in Atlanta zum ersten Mal in seiner Karriere konstant als Verteidiger eingesetzt und spielt sehr ordentlich. Und auch Alexander Sulzer entwickelt sich in Nashville gut. Wenn er bei den Predators spielt, macht er in seinen 12 bis 15 Minuten einen guten Job, und wenn er in Milwaukee ist, gehört er immer zu den zwei besten Verteidigern", erklärt Krupp.
Dazu kommt Dennis Seidenberg, der in Florida viel Eiszeit erhält und in der ersten Powerplay-Formation zum Einsatz kommt. Um die restlichen vier Tickets streiten sich acht Spieler. Die besten Karten haben der international erprobte Chris Schmidt, Schlagschuss-Wunder Jakub Ficenec, der zuverlässige Michael Bakos und der aufstrebende Korbinian Holzer.
Sturm:
23er-Kader: Marco Sturm (Boston Bruins), Marcel Goc (Nashville Predators), Philipp Gogulla (Portland Pirates/AHL), Michael Wolf (Iserlohn Roosters), Thomas Greilinger (ERC Ingolstadt), T.J. Mulock (Eisbären Berlin), Alexander Barta (Hamburg Freezers), Manuel Klinge (Kassel Huskies), Sven Felski (Eisbären Berlin), Marcel Müller (Kölner Haie), John Tripp (Hamburg Freezers), Andre Rankel (Eisbären Berlin)
Derzeit nur im 35er-Kader: Jochen Hecht (Buffalo Sabres), Michael Hackert (Adler Mannheim), Christoph Ullmann (Kölner Haie), Yannic Seidenberg (Adler Mannheim), Kai Hospelt (Grizzly Adams Wolfsburg), Patrick Reimer (DEG Metro Stars), Marcus Kink (Adler Mannheim)
Auch hier gibt es keine Überraschungen. Von den beiden AHL-Spielern aus Portland hat Krupp Felix Schütz gestrichen, Philipp Gogulla ist dagegen dabei. Dass Daniel Kreutzer trotz ansprechender Saison in Düsseldorf nicht mal im erweiterten Aufgebot zu finden ist, war zu erwarten. Für die ersten beiden Sturmreihen gibt es einfach bessere Kandidaten. Wie in der Verteidigung haben die meisten NHL-Cracks auch im Sturm ihren Platz sicher. Nicht, weil sie einen Freifahrtschein hätten, sondern weil sie überzeugende Leistungen bringen. Marco Sturm spielt in Boston eine Saison, wie man sie von ihm erwarten kann.
Jochen Hecht weiß in seiner defensiven Stürmerrolle in Buffalo zu gefallen - auch wenn er derzeit nur im erweiterten Kader steht und ihn Krupp damit vielleicht kitzeln will, sollte er dabei sein.
Der aktuelle beste deutsche NHL-Spieler heißt wahrscheinlich Marcel Goc. Als man ihn fast schon als Vierte-Reihe-Spieler abstempeln wollte, kam der Trade von San Jose nach Nashville und plötzlich läuft es - auch offensiv.
"Marcel Goc spielt wirklich sehr gut. Ich habe einige Spiele von ihm gesehen, er hat in jedem Spiel jede Menge Chancen. Von ihm können wir uns in der Zukunft noch einiges erwarten", ist Krupp voll des Lobes. Denkbar wäre ein NHL-Powerblock mit Goc, Hecht und Sturm. Insgesamt wird Krupp die Auswahl der Stürmer noch am ehesten schlaflose Nächte bereiten.
Neben Sturm, Hecht und Goc dürften Michael Wolf, Thomas Greilinger, T.J. Mulock und Alexander Barta gesetzt sein. Dann wird es aber schon schwierig. Michael Hackert, eigentlich ein Lieblingsspieler von Krupp, spielt in Mannheim eine unterirdische Saison. Christoph Ullmann fiel lange verletzt aus. Sollten Hackert und Ullmann im Januar wieder in Form kommen, haben sie ebenso gute Chancen wie Sven Felski, Yannic Seidenberg und auch Marcel Müller. So wie der junge Haie-Stürmer zuletzt in der DEL auftrumpfte, kann Krupp unmöglich auf ihn verzichten. Sollte Florian Busch rechtzeitig spielberechtigt sein, ist seine Nominierung eine klare Sache.