Läuft Friesinger nun doch die Teamrennen?

SID
Anni Friesinger gewann 2002 und 2006 Olympisches Gold. Außerdem ist sie 16-fache Weltmeisterin
© Getty

Anni Friesinger-Postma ist nun doch erste Wahl für die olympischen Eisschnelllauf-Teamrennen am Freitag und Samstag. Ihre gute Leistung im Training und eine schlechte Darbietung von Katrin Mattscherodt könnten ihr zu den Einsätzen verhelfen.

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Anni Friesinger-Postma stand strahlend an der Bande und jubelte Silber-Gewinnerin Stephanie Beckert zu. Die angeschlagene Eisschnelllauf-Queen hatte trotz aller Rückschläge im Richmond Oval wieder gut lachen.

Nach einem Albtraum-Lauf ihrer Konkurrentin Katrin Mattscherodt und einem Rückzieher von Bundestrainer Markus Eicher ist sie plötzlich wieder erste Wahl für den Team-Wettbewerb - und damit mittendrin im Medaillen-Geschäft.

"Die Tendenz geht jetzt zu Anni. Katrins Lauf war schwach, und Anni hat mir im Training sehr imponiert", sagte Eicher nach dem 5000-m-Rennen der Frauen.

Drei Tage zuvor hatte er noch die Team-Tauglichkeit der angeschlagenen Olympiasiegerin von 2006 deutlich angezweifelt: "Mit Anni wäre das ein gewagtes Ding. Wenn das schiefgeht, dann sagen doch alle: Ja, seid ihr denn eigentlich bescheuert?"

Friesinger nicht gut behandelt

Nun schlug er seinen Trainerkollegen am Donnerstagmorgen in der letzten Diskussionsrunde doch den Namen Friesinger-Postma vor. Aber auch die Kehrtwende konnte das Lager der zweimaligen Olympiasiegerin nicht mehr besänftigen.

"Ich habe von Anfang an nicht verstanden, wie Eicher ohne Not mit einer seiner wichtigsten Läuferinnen umgesprungen ist", sagte Friesinger-Postmas Manager Klaus Kärcher und sah auch den Ruf seiner Klientin beschädigt: "Wie Eicher, der Anni auch persönlich viel zu verdanken hat, sich verhalten hat, war menschlich nicht sauber und aus meiner Sicht auch wirtschaftlich gesehen nur schwer vertretbar."

Friesinger-Postma hatte tags zuvor ihren Ärger hinuntergeschluckt und sichtlich erzürnt nur einen einzigen Satz zum Thema beigesteuert: "Ich werde zur Verfügung stehen, aber die Entscheidung, ob ich laufe, obliegt anderen."

Nun könnte sie nach ihrem schwachen Abschneiden in den Einzelrennen über 1000 m (Platz 14) und 1500 m (Rang 9) doch noch zur großen Gewinnerin werden und ihre letzten Winterspiele mit einer Medaille krönen.

Beckert: "Bin nicht die Nummer Eins"

Im Viertelfinale am Freitag (ab 13.20 Uhr Ortszeit/22.20 MEZ) wartet entweder Südkorea oder das Prestigeduell mit den Niederlanden. Beckert, die auch bei Kärcher unter Vertrag ist, würde Friesinger-Postma als Anführerin im Team akzeptieren.

"Ich fühle mich nicht als Nummer eins im Team. Es gibt erfahrenere und erfolgreichere Athletinnen im Team als mich. Ich werde mich dem fügen, was im Team gesagt wird", sagte die zweifache Silber-Gewinnerin gewohnt bescheiden.

Daniela Anschütz-Thoms, wie Beckert im Team gesetzt und im 5000-m-Rennen mal wieder Vierte, nimmt die Diskussion über die Besetzung des Trios mit einem Achselzucken hin: "Ich bin für die, die am schnellsten ist."

Mattscherodt mit schwacher Leistung

Eicher kam am Mittwoch doch noch zur Überzeugung, dass dies nicht Katrin Mattscherodt ist.

Und die Berlinerin machte dem Bundestrainer die Entscheidung pro Friesinger-Postma mit einem völlig misslungenen Lauf leicht.

Schon in der ersten Kurve trat sie über die Begrenzungslinie und wurde deshalb später disqualifiziert. Ihre nicht gewertete Zeit von 7:15,19 Minuten bezeichnete Eicher als "schwach". Mattscherodt habe sich zudem schon vor dem Rennen "schlapp und unwohl" gefühlt, sagte Eicher.

Mattscherodt verteidigte sich nach ihrem Lauf zaghaft und sagte mit Blick auf die Team-Auswahl: "Das ist nun Markus´ Entscheidung. Ich denke, so ein Fehlschritt lässt nicht auf die Fähigkeit schließen, wie man im Team läuft. Natürlich würde ich gerne laufen."

Beckert holt Silber über 5000 Meter