Das Trio, das erstmals in dieser Besetzung startete, setzte sich im Viertelfinale nach einem starken Auftritt mit der besten Zeit aller Teilnehmer gegen den Erzrivalen Niederlande mit 1500-m-Olympiasiegerin Ireen Wüst, Renate Groenewold und Diane Valkenburg mit 1,43 Sekunden Vorsprung durch.
Damit darf das deutsche Team weiter auf eine Wiederholung des Olympiasieges von Turin hoffen. Im Halbfinale am Samstag (ab 12.30 Uhr Ortszeit/21.30 Uhr MEZ) warten überraschend die USA, die sich fast sensationell mit fünf Hundertstelsekunden Vorsprung gegen Weltrekordhalter und Topfavorit Kanada durchsetzten.
"Nicht gleich von Gold reden"
Vor vier Jahren hatten Anschütz-Thoms und Friesinger-Postma mit Claudia Pechstein Teamgold geholt. "Mir fallen mehrere Steine vom Herzen", sagte Bundestrainer Markus Eicher: "Es war ein hohes Risiko, weil wir noch nie in dieser Besetzung gelaufen sind. Jetzt wollen wir auch die USA schlagen und wieder Olympiasieger werden."
Friesinger-Postma, die Eicher zunächst nicht einsetzen wollte, bremste dagegen: "Das war nur ein erster Schritt, wir wollen nicht gleich von Gold reden."
Auch mit Blick auf die Gesamtbilanz kann die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) wieder hoffen, einem Debakel zu entgehen. Nur in Innsbruck 1976 waren bislang die Kufenflitzer bei Olympischen Spielen ohne Goldmedaille geblieben.
Spannendes Viertelfinale
Stephanie Beckert hatte in Richmond zweimal Silber gewonnen (3000 und 5000 m), auch Sprinterin Jenny Wolf wurde über 500 m Zweite. Nun haben auch Friesinger-Postma und Anschütz-Thoms bei ihrem letzten olympischen Auftritt wieder eine Medaille vor Augen.
Im Viertelfinale hatte Beckert zwar zu Beginn die erwarteten Probleme, danach aber harmonierte das Trio aber hervorragend und lieferte sich mit den Niederländerinnen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit stetig wechselnder Führung. Die Entscheidung fiel in der letzten Kurve, als 3000-m-Weltmeisterin Renate Groenewold ein Trittfehler unterlief und Oranje die entscheidenden Zehntel verschenkte.
Missverständnis gefährdet Sieg
Beinahe hätte ein Missverständnis allerdings den Sieg gekostet. In der vorletzten Runde rief Anschütz-Thoms der anführenden Beckert als Startzeichen zum Endspurt "Steffi, mach los", zu.
Beckert 21-Jährige, die zwei bärenstarke letzte Runden lief, dachte allerdings, sie sollte etwas langsamer laufen und bremste leicht ab. "Da habe ich sie einfach nochmal angeschrien", sagte Anschütz-Thoms.
Die Erfurterin ist nun optimistisch: "Wir wussten, dass wir viel drauf haben. Dieser Lauf gibt uns Rückenwind." Damit könnte die Team-Geschichte doch noch ein Happy End bekommen. Eicher hatte nach den enttäuschenden Einzelrennen Friesinger-Postmas (Plätze 9 und 14) die Team-Tauglichkeit der zweimaligen Olympiasiegerin massiv bezweifelt ("Mit Anni wäre das ein gewagtes Ding") und damit für erhebliche Unruhe gesorgt.
Eicher und Friesinger im Clinch
Nach dem Rennen gab er zu: "Anni hat es mir heute ein bisschen gezeigt. Wenn sie wütend ist, ist sie am besten." Friesinger-Postma korrigierte ihren ehemaligen Privatcoach auch in dieser Einschätzung: "Das stimmt nicht. Ich brauche meine Ruhe, das ist immer das Beste."
Eichers Vorstoß hatte sich im Nachhinein auch als völlig unnötig erwiesen. Nachdem seine ursprünglich bevorzugte Läuferin Katrin Mattscherodt ein schwaches 5000-m-Rennen hingelegt hatte und über gesundheitliche Probleme klagte, machte der Bundestrainer einen Rückzieher und schenkte wieder Friesinger-Postma das Vertrauen - die 16-malige Weltmeisterin allerdings war nachhaltig verstimmt.