Maria Riesch sank jubelnd zu Boden und schrie ihr Glück heraus: Das Golden Girl des deutschen Skisports hat sich beim Slalom am Whistler Mountain mit ihrem zweiten Olympiasieg zur alpinen Ski-Königin der Winterspiele von Vancouver gekrönt.
Acht Tage nach ihrer Goldmedaille in der Super-Kombination fuhr die Weltmeisterin erneut ganz nach vorne und als erste Deutsche seit Katja Seizinger 1998 zu olympischem Doppel-Gold.
"Ich kann nicht mehr sagen, als dass es ein purer Wahnsinn ist. Irgendwie fehlen mir die Worte", sagte Maria Riesch im Überschwang der Gefühle.
"Diese zweite Goldmedaille ist der Hammer. Ich wusste, dass ich das Rennen gewinnen kann, aber im Slalom kann ja so viel passieren. Ich habe versucht, den Gedanken an ein Scheitern zu verdrängen, und mich einfach nur auf meinen Lauf konzentriert."
Den möglichen "Sister Act" im Schneetreiben verpasste Rieschs jüngere Schwester Susanne nur knapp. Als Vierte des ersten Laufs hatte sie Bronze in Reichweite, als sie mit Zwischenbestzeit zwölf Tore vor dem Ziel einfädelte. Susanne saß weinend im Ziel, während Maria und mit ihr die Eltern Monika und Sigi jubelten.
Christina Geiger auf Platz 14
Schon nach dem ersten Lauf in Führung, behielt Maria Riesch im Finale trotz schwierigster Bedingungen mit Schnee und weicher Piste die Nerven. Die drittbeste Laufzeit reichte ihr zum Sieg, den sie mit 0,43 Sekunden Vorsprung auf Marlies Schild aus Österreich einfuhr.
Dritte wurde Sarka Zahrobska (Tschechien/1,01). Christina Geiger (Oberstdorf/2,73) wurde 14., die Partenkirchnerin Fanny Chmelar schied im zweiten Durchgang aus.
Für die Alpinsparte des Deutschen Skiverbandes (DSV) war es bereits die dritte goldene Medaille, nachdem Viki Rebensburg am Donnerstag überraschend den Riesenslalom gewonnen hatte. Riesch machte es nun Seizinger nach, die vor zwölf Jahren in Nagano Gold in Abfahrt und Kombination gewonnen hatte. Damals hatte die deutschen Damen ebenfalls dreimal Gold gewonnen, Katja Seizinger in Abfahrt und Kombination, Hilde Gerg im Slalom.
Vorsprung aus dem ersten Lauf
Für Maria Riesch ist es die Krönung einer unglaublich guten Slalom-Saison. In vier der sieben Weltcup-Rennen stand sie auf dem Podium, zweimal war sie zudem Vierte. Trotzdem hatte sie vor dem Olympia-Slalom gesagt: "Die Spezialistinnen haben enorm aufgeholt, es wird verdammt schwierig, hier eine Medaille zu gewinnen."
Doch Maria Riesch tat es dennoch. Nach ihrem Olympiasieg in der Super-Kombi war sie den Slalom aber mit leichtem Herzen angegangen. "Ich hatte schon eine Goldene in der Tasche, da ist es um einiges einfacher gegangen", sagte sie.
Derart beflügelt trotzte sie im ersten Lauf den schwierigen Bedingungen mit Regen und Schnee ("nicht meine Verhältnisse") und zauberte einen Traumlauf auf den Dave Murray Course. "Ich musste angreifen, attackieren - denn nur mit Runterfahren war da nichts drin", sagte sie.
Und wie sie angriff: 0,40 Sekunden war sie schneller als Ex-Weltmeisterin Zahrobska, Schild lag bereits 0,65 Sekunden zurück, ihre Schwester Susanne als Vierte 0,71. Das war schon die halbe Miete.
Lindsey Vonn nach 18 Sekunden draußen
Doch Maria Riesch wusste auch: "Ich muss im zweiten Durchgang mit Köpfchen fahren." Trotzdem wollte sie "voll auf Angriff gehen". Einzig die Kurssetzung machte ihr Sorgen. "Ein Österreicher setzt den zweiten Lauf. Jeden weiteren Kommentar dazu erspare ich mir", sagte sie.
Doch dieser Österreicher, Technikcoach Günter Obkircher, konnte Rieschs zweiten Coup auch nicht mehr verhindern. Abfahrts-Olympiasiegerin Lindsey Vonn scheiterte indes beim Versuch, ihre dritte Olympia-Medaille zu gewinnen, schon nach 18 Sekunden. Die Amerikanerin fädelte ein und schied aus. "Es hätte besser laufen können, aber ich bin sehr glücklich und zufrieden, denn ich habe eine Goldmedaille. Und dafür bin ich hergekommen", sagte die Spitzenreiterin im Gesamtweltcup.