"Gigantismus frisst unsere Spiele auf"

SID
Gian Franco Kasper ist seit 13 Jahren Mitglied des IOC
© getty

Das Schweizer IOC-Mitglied Gian Franco Kasper sieht den Olympischen Spielen in Sotschi skeptisch entgegen. Vor allem die gewaltigen Kosten von angeblich 50 Milliarden Euro sieht der 70 Jahre alte Präsident des Internationalen Ski-Verbandes FIS sehr kritisch.

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"Das macht den Sport kaputt, das sehen wir ganz klar", sagte der ehemalige Journalist in einem Interview mit dem "SID".

Von Sotschi geht nach Meinung von Kasper ein gefährliches Signal aus: "Dieser Gigantismus frisst unsere Spiele auf. Wenn sie immer größer und größer werden, auch im Winter, dann ist das nicht gut.

Dann kommt der Punkt, an dem wir uns selbst kaputt machen. Das befürchte ich sehr." Er zeigt sich aber davon überzeugt, dass der neue IOC-Präsident Thomas Bach "das sehr gut erkannt hat".

Die Wirkung, die von Sotschi ausgeht, hat nach Meinung von Kasper auch in Bezug auf die Ablehnung einer Kandidatur von München eine Rolle gespielt: "Die Leute sagen: Seht ihr, das kostet Milliarden, das ist ein Loch, das nicht mehr zugeht."

Ruf der IOC hat gelitten

Er bedauere dies, denn München sei eine "vernünftige Kandidatur im machbaren Rahmen" gewesen. Die Frage sei allerdings, ob das IOC überhaupt bereit sei, für eine solche Kandidatur zu stimmen.

Kasper sagte, er sei auch "voll und ganz einverstanden", wenn behauptet werde, der Ruf des IOC habe nicht zuletzt durch die Vergabe an Sotschi gelitten. Er wiederholte auch seine Zweifel, "ob wir olympische Stimmung herbringen können".

Die Anzahl der Zuschauerplätze sei stark reduziert worden, die Bevölkerung von Sotschi sei es außerdem nicht gewohnt, Sportveranstaltungen zu besuchen, "das sind keine Fans, wenn Sie so wollen".

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