Die deutsche Mannschaft verzichtete wie die meisten Nationen beim Einmarsch auf das Schwenken von russischen Fähnchen. Eine stumme Missbilligung aufgrund Russlands militärischer Intervention in der Ukraine. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs hatten ihre Teilnahme an der Eröffnungsfeier abgesagt - aus Protest gegen Putins aggressive Politik auf der Krim.
Um 21.37 Uhr Ortszeit sprach Putin im ausverkauften Fischt-Stadion die traditionelle Formel und gab damit den Startschuss für die größten Winter-Paralympics der Behindertensport-Geschichte. Es folgte ein kurzes, aber bombastisches Feuerwerk. Wenig später entzündeten die russischen Paralympics-Helden Olesija Wladykina und Sergej Schilow das paralympische Feuer.
Bach ignoriert Putin
"Wir werden alles dafür tun, dass sich die Athleten in Russland wie zu Hause fühlen, unter guten Freunden", schrieb Putin in seinem Grußwort, "damit sie ihr Können zeigen und neue Höhen erreichen. Ich wünsche allen Athleten Erfolg und nur das Beste."
Als Putin im Stadion erschien, würdigte ihn der ebenfalls anwesende IOC-Präsident Thomas Bach keines Blickes. Sir Philip Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), sagte: "Der heutige Abend ist der Beweis, dass das vermeintlich Unmögliche möglich ist."
Zuvor waren unter dem Jubel der 40.000 Zuschauer die 45 teilnehmenden Nationen durch einen Lichter-Wald - gigantische Leuchtstäbe wurden dazu vom Hallendach abgeseilt - in die Arena eingezogen. Die Ukraine, die sich erst Stunden zuvor für eine Teilnahme an den Wettbewerben entschlossen hatte, schickte als Reaktion auf Russlands umstrittene Außenpolitik nur Fahnenträger Michailo Tkatschenko zu der Zeremonie.
Publikum spendet Beifall
Das Publikum honorierte sein Kommen mit tosendem Beifall. "Wir wollen teilnehmen - für den Frieden in der Ukraine, in Europa und der Welt", hatte Waleri Suskewitsch, Präsident des paralympischen Komitees der Ukraine, am Mittag gesagt.
Das Aufgebot des Deutschen Behindertensportverbandes, der in Sotschi mit insgesamt 13 Athleten vertreten ist, führte Skirennfahrerin Andrea Rothfuss als Fahnenträgerin in die Arena.
Die Macher der Eröffnungs-Show wollten das "Eis brechen" und mit ihrer durchaus spektakulären Zeremonie den Wert des Zusammenhaltes in der Gesellschaft unterstreichen. Dafür wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. Als zentrales Symbol diente ihnen der Feuervogel, der den Geist Russlands ausdrücken sollte und laut eines populären Märchens Glück bringen soll.
Tänzer, Sänger und ein riesiges Ballett - wichtige Eckpfeiler der russischen Kultur - sorgten für Glanzpunkte. Über 500 Ballerinas tanzten als "Schneeflocken" durch das Stadion. Eine mystische Lichtershow mit zahlreichen Sound-Effekten sollte an die legendären russischen Winter erinnern.
Krim-Krise überschattet Eröffnungsfeier
Allerdings konnte die Eröffnungsfeier die Krise auf der Krim nicht vergessen machen. Russisches Militär kontrolliert seit mehreren Tagen die nur rund 450 km von Sotschi entfernte Halbinsel der Ukraine und hat damit nach Ansicht vieler Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel das Völkerrecht gebrochen.
Viele Regierungsvertreter, darunter die der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands traten die Reise ans Schwarze Meer nicht an, um nicht Teil von Putins Inszenierung zu werden.
Nach der Eröffnung kämpfen ab Samstag bis zum 16. März rund 600 Athleten in fünf Sportarten um 72 Goldmedaillen.