Wird er wirklich noch einmal fit, oder blufft er nur? Jewgeni Pluschenko hat auf eine Teilnahme verzichtet und ist bei den Europameisterschaften in Budapest doch das Tuschelthema Nummer eins. Denn um den Sotschi-Start des maladen Superstars ist ein hässlicher Machtkampf entbrannt.
Seit der Olympiasieger von Turin 2006 im Dezember vergangenen Jahres seinen nationalen Titel überraschend an seinen jungen Landsmann Maxim Kowtun verlor, ist die russische Hackordnung aus den Fugen geraten.
Dass nur Russlands Meister auch in Sotschi aufs Eis geht - diese Vorgabe hat der Verband nach dem überraschenden Resultat schnell einkassiert. Nun soll eine interne Sichtung entscheiden, nach Budapest.
Der Blondschopf lässt keinen Zweifel daran, dass er sich für den besseren Athleten hält: "Alle, die meinen Olympiastart in Frage stellen, möchte ich daran erinnern, dass man große Erfahrung braucht, um eine Olympiamedaille gewinnen zu können."
Funktionäre unter politischem Druck
Russlands Topfunktionäre stehen zudem unter politischem Druck von ganz oben, sie wollen und dürfen den mehr als ein halbes Dutzend Mal am Knie und am Rücken operierten Kufenveteranen noch nicht abschreiben. "Kowtun ist noch jung, wir müssen sehen, wie er sich in Budapest schlägt", sagte Generalmanager Walentin Pissejew vor dem Kurzprogamm am Donnerstag (11.45 Uhr).
Und auch Präsident Alexander Gorschkow hält in unerschütterlicher Treue zu dem mittlerweile 31-jährigen Pluschenko, der über Jahre hinweg als eines der wichtigsten Gesichter der Winterspiele am Schwarzen Meer protegiert wurde: "Wenn Jewgeni sagt, dass er bereit ist, können wir seinen Worten ohne jeden Zweifel glauben."
Dabei hat auch Kowtun längst bewiesen, dass er sich schon zur Weltklasse zählen darf. Erst im Dezember letzten Jahres belegte er im Grand-Prix-Finale als bester Europäer Rang fünf, die gleiche Platzierung gelang ihm bei den letztjährigen europäischen Titelkämpfen.
Deal bereits in Arbeit
"Ich kann nicht mehr tun, als hier meine Leistung zu bringen", sagt der Moskauer, der zudem das Pech hat, von der als Trainerin noch wenig bekannten Jelena Bojanowa betreut zu werden. Pluschenkos Coach Alexej Mischin hingegen ist ein ausgefuchster Strippenzieher und in der Szene bestens vernetzt.
Aber weil die Pluschenko-Fürsprecher selbst nicht so recht daran glauben, dass ihr Liebling insgesamt vier Starts im neuen Teamwettbewerb und in der Einzelkonkurrenz durchsteht, wird hinter den Kulissen bereits an einem Deal gearbeitet. Demnach würde der Ex-Weltmeister am Team-Wettbewerb teilnehmen und sich dann mit offiziellem ärztlichen Attest abmelden - zugunsten seines 13 Jahre jüngeren Rivalen.