Das Ende einer Ära

Armin Zöggeler (M.) und Georg Hackl (l.) lieferten sich viele Duelle
© getty

Armin Zöggeler kann bei den Winterspielen in Sotschi Geschichte schreiben. Bei SPOX spricht die italienische Rodellegende über die letzte Olympia-Teilnahme seiner Karriere, seinen Konkurrenten Felix Loch und die heißen Duelle mit der fliegenden Weißwurst Georg Hackl.

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Bronze 1994, Silber 1998, Gold 2002 und 2006 und Bronze 2010: In Rodel-Kreisen ist Armin Zöggeler längst eine lebende Legende. In Sotschi bekommt der 40-Jährige die Chance, sich endgültig einen Platz in den Olympischen Geschichtsbüchern zu sichern.

Als erster Sportler überhaupt könnte der Italiener bei sechs aufeinanderfolgenden Spielen in einer einzigen Disziplin eine Medaille abräumen. Bisher muss er sich diesen Rekord noch mit seinem früheren Rivalen Georg Hackl und der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein teilen.

"Mit dieser Thematik beschäftige ich mich erst, wenn es so weit kommen sollte", wiegelt Zöggeler, der bei der Eröffnungsfeier die italienische Fahne tragen wird, im Gespräch mit SPOX ab. Er messe sich in Russland schließlich mit starken Konkurrenten, "die fast schon meine Kinder sein könnten".

"Loch ist ein exzellenter Fahrer"

Allen voran natürlich Felix Loch, der sich vor vier Jahren in Vancouver als Goldjunge erwiesen hat und der im Gesamtweltcup vor Zöggeler den ersten Platz belegt. "Loch ist ein exzellenter Fahrer", lobt der Südtiroler den Deutschen und ergänzt mit einem Grinsen im Gesicht: "Er hat mich sicherlich in all den Jahren beobachtet und vielleicht auch das eine oder andere kopiert." Natürlich zähle er neben Loch auch David Möller, Andi Langenhan und Dominik Fischnaller zu den Favoriten in Sotschi.

Aufgrund seines für einen Leistungssportler fortgeschrittenen Alters muss Zöggeler noch härter als früher arbeiten, um in der Weltspitze ein ernsthaftes Wörtchen mitreden zu können. Dass er aber zweifellos das Zeug zu einer weiteren Olympia-Medaille hat, bewies er in dieser Saison schon mehrfach.

Ein paar Beispiele gefällig? In Königssee wurde der 2011 zum Stabsfeldwebel der Carabinieri ernannte Zöggeler Zweiter, in Park City holte er sich den Sieg. Und im lettischen Sigulda krönte er sich - wenn auch in Abwesenheit von Loch - zum dritten Mal zum Europameister. "Jetzt kann Sotschi kommen", meinte Zöggeler hinterher.

Verbissene Duelle mit Hackl

Er ist mit einer enormen Erfahrung und mit viel Selbstvertrauen ausgestattet. Die Konkurrenz mit den starken deutschen Rodlern scheut er nicht. Lochs Leistungen sind für Zöggeler ein Ansporn. Wie früher, als er sich jahrelang verbissene Duelle mit Hackl geliefert hat. Der sechsmalige Weltmeister und die fliegende Weißwurst, beide zusammen prägten eine Ära im Eiskanal - und trieben sich zu Höchstleistungen an.

"Wenn ein Kollege eine Bestzeit vorgibt, dann ist das die Messlatte, noch besser zu sein", blickt Zöggeler auf die Duelle mit Hackl zurück. Den kantigen Bayer bezeichnet er als Ausnahmeathlet und auch als TV-Experte findet er ihn hervorragend. Mit dem Typ Hackl, so sagte es Zöggeler einmal, sei er aber nie so richtig warm geworden.

Heute sieht er das etwas differenzierter. "Man kann das nicht so sagen, dass ich mit dem Menschen Hackl nicht so gut zurechtgekommen wäre. Aber wir sind eben zwei unterschiedliche Charaktere und gingen für unterschiedliche Nationen an den Start. Wir haben uns stets als Berufskollegen mit gegenseitigem Respekt zueinander betrachtet", meint Zöggeler.

"Weshalb ein Bier trinken?"

Es wäre etwas anderes gewesen, wenn man in einer Mannschaft, wo man viele Gemeinsamkeiten hat, gefahren wäre. So seien Hackl und er aber eben stets Konkurrenten gewesen. "Weshalb sollen wir, wenn wir uns treffen, jedes Mal ein Bier trinken gehen", so Zöggeler über die Rivalität, die es noch immer ein wenig zwischen den beiden Athleten zu geben scheint, obwohl Hackl längst nicht mehr aktiv ist.

Vielleicht ändert sich daran nach den Spielen in Sotschi etwas, wenn auch Zöggeler seinen Schlitten in der Garage verstaut und ein Leben abseits des Sports beginnt. Wie das genau aussehen wird, weiß der zweifache Familienvater selbst noch nicht genau: "Ich habe einige Ideen, was ich nach meiner Karriere machen möchte. Aber ich habe mich noch nicht entschieden."

Schönster Olympia-Moment in Turin

Sollte sich der Mann aus Meran in seinem gelernten Beruf als Carabinieri auf die Straße wagen, würde er jedenfalls häufig erkannt werden. Seine enormen Erfolge haben ihn selbst im nicht unbedingt als Wintersportland berühmten Italien bekannt gemacht. Dafür ist vor allem seine Goldmedaille 2006 in Turin verantwortlich, was für Zöggeler der schönste Olympia-Moment seiner Karriere war.

"Nach meinem Olympiasieg in Turin hatten die Italiener eine große Wertschätzung für mich", erklärt Zöggeler: "Seit 2006 ist der Rodelsport in Italien viel bekannter geworden. Ich werde seither erkannt und bekomme viel gutes Feedback."

Sollte er es in Sotschi erneut auf das Podest schaffen, dürfte sich sein Bekanntheitsgrad weiter steigern. Zum Abschluss ein Rekordeintrag in die Olympischen Geschichtsbücher - es gibt schlechtere Arten, seiner Karriere ein Ende zu setzen.

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