Schon als kleiner Knirps schaute Felix Loch zu Georg Hackl auf. Mit leuchtenden Augen verfolgte der damals vierjährige Felix jeden Schritt vom "Hackl Schorsch", als der in seinem Schuppen wie besessen an seinem Schlitten für die Winterspiele 1994 werkelte. "Er wollte damals schon immer mithelfen und die Kufen anfassen", erinnert sich die Rodel-Ikone Hackl zurück.
20 Jahre später ist aus der Bewunderung eine Freundschaft geworden. Ein Vorbild ist Hackl für Loch immer noch, aber er will keine Kopie seines heutigen Trainers sein. "Es ist nicht mein Ziel, in seine Fußstapfen zu treten, sondern meine eigenen Fußstapfen zu hinterlassen", sagte Loch dem SID: "Ich versuche, meinen eigenen Weg zu gehen. Bis jetzt hat das auch sehr gut geklappt."
Kaum jemand zweifelt daran, dass ihn dieser Weg in Sotschi zu seinem zweiten Olympiasieg nach 2010 führt. Altmeister Armin Zöggeler (Italien), der bei seinen sechsten Winterspielen auf seine sechste Medaille hofft, scheint den Kampf um Gold schon vor den vier Läufen am Samstag und Sonntag aufgegeben zu haben: "Felix ist eigentlich nicht zu schlagen. Für alle anderen geht es nur noch um Silber und Bronze."
Gaudi bei Olympia
Selbst der enorme Erfolgsdruck scheint dem 24-Jährigen aus Berchtesgaden nichts auszumachen. "Es macht voll Gaudi da runterzufahren! Mia gfrein uns", twitterte der viemalige Weltmeister nach den ersten Trainingsläufen auf der Olympiabahn im Sanki Sliding Center. "Es ist Wahnsinn, wie cool der Hund ist", schwärmt der dreimalige Olympiasieger Hackl.
Die mentale Stärke ist nur ein Grund, warum Loch seit Jahren die Konkurrenz in Grund und Boden fährt. Überragende Physis, begnadetes Fahrgefühl, ein dank Schlittenbauer Hackl perfekt abgestimmtes Material - das Gesamtpaket macht den 1,91 m großen Athleten schier unschlagbar.
Hinzu kommt die große Leidenschaft für seinen Sport. Bereits im Alter von fünf Jahren fuhr er das erste Mal im roten Plastikschlitten den Eiskanal in Königssee hinunter. Danach gab es für ihn nur noch das Ziel, Rennrodler zu werden. "Deshalb lagen unter dem Weihnachtsbaum eher mal Rodelhandschuhe oder ein neuer Anzug", verrät Loch.
Jüngster Olympiasieger der Geschichte
Sein Weg an die Spitze war von Beginn an rasant. Er kürte sich zum jüngsten Weltmeister (18 Jahre) und Olympiasieger (20) der Geschichte. Spätestens nach seinem Triumph bei den Winterspielen 2010 in Vancouver, als er mit fast sieben Zehntelsekunden den größten jemals erzielten Vorsprung herausfuhr, war allen klar, dass Loch auf Jahre hinaus seinen Sport dominieren wird.
Das Talent wurde ihm auch in die Wiege gelegt. Sein Vater belegte bei Olympia 1984 in Sarajevo den 13. Platz. Heute ist Norbert Loch der Bundestrainer der deutschen Rodel-Asse, seine Vatergefühle legt er bei der Arbeit so gut es geht beiseite. "An der Bahn ist er mein Chef und gibt die Kommandos", sagt Felix: "Zu Hause sind wir Vater und Sohn, da streiten wir auch mal über Fußball oder andere Dinge."
Halt gibt ihm auch seine langjährige Freundin Lisa. Gibt es nach Gold um den Hals vielleicht auch Gold am Finger? "Die Hochzeit steht erst mal nicht auf dem Programm", sagt Loch: "Nach Olympia gehts aber in den Urlaub, wo ich einfach nur die Füße hochlegen will."