Der Olympiasieg in der Super-Kombi war schon der absolute Hammer. Es war aber die historische Silbermedaille im Super-G, die Maria Höfl-Riesch zur größten deutschen Skifahrerin aller Zeiten aufsteigen ließ. Die 29-Jährige überholte im inoffiziellen DSV-All-Time-Medaillenspiegel mit drei Mal Gold und einmal Silber die legendäre Katja Seizinger (drei Mal Gold, zwei Mal Bronze).
Stolz sei sie darauf, "in die Annalen" eingegangen zu sein, erklärte Höfl-Riesch hinterher. Und DOSB-Boss Alfons Hörmann würdigte die zweimalige Weltmeisterin aus Garmisch-Partenkirchen als den "alpinen Superstar ihrer Generation".
Der Tag zum Nachlesen im Ticker
Dabei hatte Höfl-Riesch während ihres Husarenritts mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Im Mittelteil kam ihr ein sich offenbar im geistigen Tiefschlaf befindender Streckenarbeiter bedrohlich nahe. Bei der Einfahrt zum Zielhang war die Zollbeamtin zu schnell unterwegs und musste bremsen, um nicht vom Kurs abzukommen.
Deshalb hatte Höfl-Riesch zunächst auch das Gefühl, dass ihre Zeit nicht für eine Medaille reichen könne. "Ich habe kurz überlegt: Kann das ein Fehler sein?", beschrieb sie ihre Eindrücke beim Blick auf die Anzeigetafel: "Aber nein. Es war wirklich wahr! Wahnsinn, Wahnsinn!"
Absoluter Wahnsinn war auch der Auftritt der Langlauf-Staffel mit Claudia Nystad, Nicole Fessel, Steffi Böhler und Denise Herrmann - Rang drei hinter Schweden und Finnland. Selbst zu Gold fehlten nur 0,9 Sekunden. Ernsthaft darüber ärgern, dass noch mehr drin gewesen wäre, wollte sich allerdings niemand. Schon Bronze kam völlig überraschend. "Ich bin so glücklich, das ist etwas ganz Besonderes", jubelte Nystad.
Einen bitteren Abend erlebte derweil Severin Freund. Der 25-Jährige war nach dem ersten Durchgang im Einzelwettbewerb von der Großschanze Dritter, sprang dann aber haarscharf an einer Medaille vorbei und musste sich mit dem vierten Platz begnügen. Unglaublich: Der 41-jährige Noriaki Kasai gewann Silber. Der Japaner ist damit der älteste Medaillengewinner im Skispringen aller Zeiten. Gold ging an den Polen Kamil Stoch, Bronze an Peter Prevc aus Slowenien.
Neuer Tag, neues Glück: Der Sonntag (ab 6.30 Uhr im LIVE-TICKER) beginnt mit dem Super-G der Herren. Matthias Mayer, Bode Miller und Aksel Lund Svindal zählen zu den Favoriten. Aus deutscher Sicht darf man im Biathlon und in der Langlauf-Staffel der Männer hoffen. Zudem ist Claudia Pechstein im Einsatz.
Die Entscheidungen des Tages:
Wettbewerb | Entscheidung |
Ski Alpin, Super-G, Frauen | Super-G: Silber für Höfl-Riesch |
Langlauf/4x5 km, Frauen | Sensation! Langlauf-Staffel holt Bronze |
Shorttrack/1500 m, Frauen | Zhou erneut Olympiasiegerin |
Shorttrack/1000 m, Männer | Gold! Wiktor Ahn lässt Russen jubeln |
Skeleton/Einzel, Männer | Deutsches Skeleton-Debakel perfekt |
Skispringen/Großschanze, Männer | Bitter! Nur Blech für Freund |
Eisschnelllauf/1500 m/Männer | Erste Tausendstel-Entscheidung der Geschichte |
Was sonst noch wichtig war:
Eishockey: Wow! Das war der erste Leckerbissen beim Olympischen Turnier. Die USA setzten sich mit 3:2 nach Penaltyschießen gegen den Erzrivalen Russland durch. T.J. Oshie (mehr beim Mann des Tages) traf im Shootout vier Mal. Zudem feierte Slowenien einen überraschenden 3:1-Sieg gegen die Slowakei. In Gruppe C war die Entscheidung über Platz eins bereits vor dem letzten Spieltag gefallen. Schweden, am Samstag gegen Lettland mit 5:3 siegreich, zog als bestes Team direkt in die Runde der letzten Acht ein. Der 1:0-Sieg der Schweiz gegen Tschechien besaß daher nur statistischen Wert. Hier geht's zum Roundup
Bei den Frauen komplettierte Schweden (4:2 gegen Finnland) das Halbfinale. In der Runde der letzten Vier treffen die Skandinavierinnen auf die USA, Kanada muss gegen die Schweiz ran. Deutschland spielt in der ersten Platzierungsrunde am Sonntag gegen Finnland. Der Sieger dieser Partie spielt in seinem letzten Spiel in Sotschi um Platz fünf, der Verlierer nur um den siebten und damit vorletzten Rang.
Curling: Es ist schon irgendwie verrückt. Fünf Mal unterlag das deutsche Team zum Auftakt in Folge - und trotzdem durften Skip John Jahr & Co. weiterhin vom Einzug ins Halbfinale träumen. Zumal am Freitag beim 8:7 gegen die Schweiz sogar der erste Sieg glückte. Nun ist es aber amtlich: Durch die 4:8-Niederlage gegen Schweden ist Deutschland raus, die letzten beiden Partien gegen Dänemark und Russland sind bedeutungslos.
Mann des Tages: T.J. Oshie
34 Jahre nach dem Miracle on Ice (dem Sieg des mit College-Spielern bestückten US-Teams gegen die als unschlagbar geltende sowjetische Nationalmannschaft in Lake Placid) kam es nun zum Wahnsinn on Ice. Mit 3:2 nach einem epischen Penaltyschießen gewann die USA gegen Russland.
Unumstrittener Held im Bolschoi Eispalast war vor den Augen des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin T.J. Oshie. Der 27-Jährige von den St. Louis Blues trat in den acht Shootout-Runden gleich sechs Mal an - vier Mal knallte er Goalie Sergei Bobrovsky den Puck in die Maschen.
"Ich versuche einfach, nicht zu viel nachzudenken und den gleichen Trick nicht nochmal zu machen. Ich bin sehr froh, dass es so ausgegangen ist", sagte Oshie. US-Kapitän Zach Parise meinte: "Er hat das großartig gemacht. Es ist nicht leicht, in den Kopf eines Torhüters zu kommen und ihn so ein wenig durcheinanderzubringen."
Für seinen Teamkollegen David Backes hat sich Oshie mit seinem Auftritt fast schon unsterblich gemacht: "Nach diesem Spiel ist der Name T.J. Oshie allgemein bekannt. Die Kids werden auf den gefrorenen Seen seinen Namen nennen und das Penaltyschießen nachspielen."
Frau des Tages: Anna Fenninger
Freudentränen liefen Anna Fenninger über das Gesicht. Die Österreicherin hatte den 15. Februar 2014 durch ihren Olympiasieg im Super-G soeben zum "besten Tag" ihres Lebens gemacht. Noch bevor sich die 24-Jährige im Ziel beruhigen konnte, drückte ihr jemand ein Handy in die Hand. Sie lauschte und vergoss schlagartig noch mehr Tränen.
Der Grund: Ihre Teamkollegin Michaela Kirchgasser war dran. "Die Kirchi hat mich vom anderen Ende vom Ziel angerufen. Sie hat geweint am Telefon, weil sie sich so für mich gefreut hat. Sie ist meine Zimmerkollegin, ein Wahnsinn, wenn man sich so mitfreuen kann mit jemand anderem. Die Kirchi ist eine gute Haut", meinte Fenninger tief bewegt.
Auch Fenninger selbst ist eine gute Haut. Vor allem wenn es um den Schutz von Geparden geht. In Sotschi rief die ÖSV-Athletin während einer Pressekonferenz einmal mehr zu Spenden für die Organisation Cheetah Conservation Fund auf, die sich unter anderem in Namibia dem Schutz der Wildkatzen widmet.
"Das ist ein wichtiger Teil meines Lebens", erklärte Fenninger: "In den Geparden erkenne ich mich wieder. Sie sind bei der Jagd genauso schnell wie ich, wenn ich den Medaillen hinterherjage."
Sprüche des Tages:
"Glückwunsch an T.J. Oshie und das US-Eishockeyteam der Männer zu einem gigantischen Erfolg! Hört nie auf, an Wunder zu glauben." (US-Präsident Barack Obama gratulierte dem Eishockeyteam via Twitter zum 3:2-Sieg gegen Russland)
"Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Hat Gott es verhindert, oder was?" (US-Eishockeyspieler David Backes nach dem nicht gegebenen Tor für Russland, das das 3:2 und wohl den Sieg des Gastgebers bedeutet hätte. Erst nach dem Treffer hatten die Schiedsrichter erkannt, dass das Tor verschoben war)
"Heute ist im ganzen Team Kampfschmusen angesagt." (Langläuferin Denise Herrmann nach dem sensationellen Gewinn der Bronzemedaille in der Staffel)
"Das ist der reinste Hühnerstall. Aber es ist auch so unglaublich schön." (Langläuferin Claudia Nystad, die nach Staffel-Bronze von ihren Teamkolleginnen Nicole Fessel, Steffi Böhler und Denise Herrmann fast erdrückt wurde)
"Immer wenn Peter zum Schießen kam, hatte er keine Patronen dabei." (Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union, über frühere Probleme des Olympia-Achten Peter Liebers, gute Trainingsleistungen im Wettkampf abzurufen)
"Ich glaube, Superman wäre nicht glücklich zu sehen, dass ich seinen Namen benutze. Schließlich rette ich die Welt nicht, ich schlage die Welt." (US-Bobpilot Steven Holcomb, der nach seinen Siegen gern ein blaues Shirt mit dem roten "S" auf der Brust präsentiert)
"Wir sind ja nicht da, um Tourismus zu betreiben" (Snowboarderin Amelie Kober auf die Frage, ob sie eine Medaille gewinnen wolle)
"Eine der Hauptsachen ist, morgens zu McDonald's zu rennen und einen Egg McMuffin zu holen, bevor es keine mehr gibt." (Kanadas Eishockey-Nationaltrainer Mike Babcock über Stress bei Olympia)
"Ich trinke vor den Rennen abends immer gerne ein, zwei Bierchen. Aber im Olympischen Dorf gibt es keinen Alkohol. Mal sehen, woher ich die auftreiben kann." (Bob-Pilot Thomas Florschütz macht sich Gedanken, wie er seine Gewohnheiten vor dem Wettkampf einhalten kann)
"Wer weiß, wofür es gut ist. Man muss immer das Positive sehen. Jetzt hat es mir noch mal den Kopf durchgeschüttelt. Von daher bin ich jetzt wieder klar in der Birne." (Felix Neureuther bei seiner Ankunft in Sotschi, gut 36 Stunden nach seinem Autounfall)
Zahlen des Tages:
1 Gold und Bronze holte Maria Höfl-Riesch bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen schon öfters. Nun klappte es im Super-G erstmals auch mit einer Silbermedaille. Na endlich!
3 Tausendstelsekunden betrug der Vorsprung des Polen Zbigniew Brodka bei seinem Olympiasieg über 1500 m gegenüber dem Niederländer Koen Verweij. Es war die erste Tausendstel-Entscheidung der Olympischen Eisschnelllauf-Geschichte. Kurios: Erst seit Turin 2006 werden im Eisschnelllauf notfalls auch die Tausendstel gemessen und Medaillen nicht mehr doppelt vergeben.
Hier geht's zum Medaillenspiegel
7 der ersten 8 Starterinnen beim Super-G schieden aus. Üben Mädels, üben!
43 kg bringt die 1,65 m kleine Anna Seidel auf die Waage - und damit gerade einmal etwas mehr als zwei Curling-Steine. Die 15-jährige Shorttrackerin ist die leichteste Athletin, die in Sotschi am Start ist. Ganz nebenbei sauste Seidel in der deutschen Rekordzeit von 2:20,405 Minuten über 1500 m ins Halbfinale.
148 professionelle Eishockeyspieler, 7 Eishallen und gerade einmal rund 2 Millionen Einwohner: Dass sich Sloweniens Kufen-Cracks in Sotschi bisher so achtbar aus der Affäre ziehen, ist eine Sensation. Gegen die Slowakei gelang ein 3:1-Sieg. Klein, aber oho!
Name des Tages: Florian Winkler
Er wolle "gewisse Sachen einbauen, die uns vielleicht liegen könnten", hatte Florian Winkler vor dem Super-G der Damen erklärt. Und der Speedtrainer der österreichischen Skirennfahrerinnen, der den Kurs in Krasnaja Poljana stecken durfte, machte mal komplett alles richtig - Österreich räumte gleich zwei Medaillen ab. Anna Fenninger holte Gold, Nicole Hosp Bronze. "Super, toll, großartig", möchte man Winkler zurufen, sofern man unseren Nachbarn den Erfolg gönnt. Oder wie es unser SPOX-Quoten-Österreicher Christoph Köckeis (Grüße in den Urlaub nach Afrika) sagen würde: "Leiwand!"