Neureuther und Dopfer am Boden

SID
Felix Neureuther war nach seinem Fehler enttäuscht
© getty

Felix Neureuther rang nach seinem geplatzten Traum vom Olympiasieg vergeblich um Fassung, Fritz Dopfer quittierte seinen vierten Platz mit Leichenbittermiene, und Wolfgang Maier hatte Tränen in den Augen

Cookie-Einstellungen

Nach dem Slalom-Drama am "Rosa Peak" war die Verzweiflung im deutschen Lager fast mit Händen zu greifen. "Extrem bitter", war die von allen wortgleich gebrauchte Einschätzung zu einem Rennen, das Neureuther und Co. am Boden zerstört zurückließ.

Neureuthers Hoffnung auf Gold war bereits nach insgesamt 90 Sekunden zerstoben. Dann bekam er eine blaue Torstange zwischen die Beine - aus und vorbei. Als Siebter des ersten Durchgangs hatte der 29 Jahre alte Partenkirchner im Finale des olympischen Torlaufs Jagd auf eine Medaille gemacht, alles riskiert - und alles verloren. "Eine Stange unter dem Ski - so etwas ist mir noch nie passiert. Das war die bitterste Woche meiner Karriere", sagte er mit leerem Blick: "Jetzt brauche ich erst mal Abstand."

Hoffen und Bangen umsonst

Während sich Neureuther direkt nach seinem Aus im Mittelteil der Strecke von Cheftrainer Charly Waibel trösten ließ, stand Dopfer noch hoffend unten im Ziel. Nach Platz 14 im ersten Lauf war er im Finale "mit Köpfchen" gefahren, wie er später analysierte. Das reichte, um immer weiter vorzurücken. Bronze schien nah - bis der letzte der Top-Fahrer, der Österreicher Mario Matt, ins Ziel carvte und seine Führung aus dem ersten Lauf erfolgreich verteidigte. Dopfer verpasste Bronze um die Winzigkeit von fünf Hundertstelsekunden.

"Für den Fritz tut es mir persönlich leid", sagte DSV-Sportdirektor Maier, der seine Tränen nur mit großer Mühe zurückhielt: "Es ist ein bisschen tragisch." Es wäre die erste deutsche Männer-Medaille seit dem Doppel-Gold von Markus Wasmeier 1994 gewesen. "Es tut weh, dass es einmal mehr der vierte Platz war, aber beide haben alles gegeben", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Anstelle von Dopfer standen neben Triumphator Matt, mit beinahe 35 Jahren nun ältester alpiner Olympiasieger der Geschichte, dessen Teamkollege Marcel Hirscher und als Dritter der junge Norweger Henrik Kristoffersen auf dem Podest. "Das sind drei würdige Sieger", sagte Neureuther und betonte mit Blick auf seine Vorgeschichte: "Am Unfall lag es nicht."

Sehr schwerer Kurs

Neureuther, acht Tage zuvor auf der Anreise zu Olympia mit dem Auto in eine Leitplanke gekracht, ließ sich nach seinem Ausscheiden erst einmal in den Schnee sinken. Eine gute Minute saß er da; Cheftrainer Waibel, zufällig an der Stelle platziert, hockte sich neben ihn. Dann kam Neureuther wieder hoch und plauderte mit Ted Ligety, dem ebenfalls ausgeschiedenen Riesenslalom-Olympiasieger. "Der Kurs war an der Grenze des Fahrbaren", sagte Neureuther.

Für Maier war die äußerst anspruchsvolle und zugleich gewohnt unorthodoxe Kurssetzung des Kroaten Ante Kostelic, dem Vater des Kombi-Zweiten Ivica Kostelic, gar "nicht olympiawürdig. Der Kostelic hat das Event Olympia abgewirtschaftet, das ist durch seinen Kurs ein versauter Wettkampf geworden, in dem viele Läufer um eine echte Chance betrogen wurden". Dass mit Matt, Weltmeister Hirscher und Kristoffersen würdige Athleten oben standen, bezweifelte Maier nicht.

Gute Ausgangsposition

Viel hätte nicht gefehlt, und Neureuther hätte dazugehört. Nach dem ersten Lauf war er noch zuversichtlich gewesen, zumindest den Rückstand von 0,12 Sekunden auf Bronze aufzuholen. "Die Ausgangsposition ist super. Ich fühle mich sehr gut, im zweiten Lauf drück' ich einen runter...", sagte er. Wäre er im Finale nur als Zweiter ins Ziel gekommen, es hätte gereicht für eine Medaille.

Für Neureuther war Sotschi ein ähnlich unangenehmes Erlebnis wie vier Jahre zuvor Olympia in Vancouver. Auch damals hatte er zuerst im Riesenslalom Rang acht belegt, auch damals war er dann mit der Hoffnung auf eine Medaille im Slalom rausgeflogen. Dopfer wird auch nicht trösten, dass er als erster Deutscher seit Peter Roth 1992 (Rang 16) einen Olympiaslalom beendete.

Der Medaillenspiegel in der Übersicht

Artikel und Videos zum Thema