IOC-Präsident Thomas Bach hat den Ausschluss mehrerer russischer Top-Athleten für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang (09. bis 25. Februar) verteidigt. Das vom IOC eingesetzte "Invitation Review Panel" habe äußerst "seriös" und "verantwortungsvoll" entschieden, sagte Bach am Mittwoch in einer internationalen Telefon-Konferenz mit Nachrichtenagenturen.
"Es ist im Interesse des IOC, einen fairen Ablauf zu gewährleisten, und auch im Interesse Russlands, nur saubere Athleten bei den Spielen in Pyeongchang antreten zu lassen", sagte der deutsche IOC-Präsident. Die jungen Athleten aus dem Riesenreich hätten in Südkorea nun die Chance, "Botschafter eines neuen und sauberen Russlands zu sein", sagte der 64-Jährige.
Auf die Frage, warum das IOC die Entscheidungen nicht begründet habe, verwies Bach auf das zuständige Panel unter Vorsitz der ehemaligen französischen Sportministerin Valerie Fourneyron. "Dieses Panel hat Informationen aus unterschiedlichsten Quellen geprüft und jeden Athleten individuell gecheckt", sagte Bach. Die Kommission wollte "keinen Zweifel aufkommen lassen", dass am Ende tatsächlich nur saubere russische Athleten in Südkorea starten.
Am Dienstag war bekannt geworden, dass nahmhafte russische Athleten wie der Biathlet Anton Schipulin, Shorttracker Wiktor Ahn, Skilangläufer Sergej Ustjugow, die Paarlauf-Olympiazweite Xenia Stolbowa und Eistanz-EM-Dritte Iwan Bukin von der Kandidatenliste für einen Start unter neutraler Flagge gestrichen wurden.
IOC wählte Umweg
Angeblich hat es bei der Analyse der von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) sichergestellten Datenbank des Moskauer Doping-Kontroll-Labors durch das Fourneyron-Panel bei den betroffenen Athleten Auffälligkeiten gegeben. Die Einleitung von Verfahren könnte dem IOC aus rechtlichen Gründen aber noch zu heikel sein, weshalb der Ringe-Orden als Organisator der Spiele einen Umweg wählte und die Sportler schlicht nicht nach Pyeongchang einlud.
Anfang Dezember hatte das IOC das Nationale Olympische Komitee Russlands (ROC) wegen systematischen Dopings von den Winterspielen ausgeschlossen, sauberen russischen Sportlern unter bestimmten Bedingungen aber einen Start unter olympischer Flagge und Hymne in Aussicht gestellt. In einem ersten Schritt hatten das Review Panel des IOC und die sogenannte OAR Implementation Group die Liste von möglichen Startern unter neutraler Flagge von 500 auf 389 "saubere" Kandidaten reduziert.
Bach pro Korea-Zusammenschluss
Überdies hat Thomas Bach nur wenig Verständnis für die Kritik an den gemeinsamen Auftritten von Nord- und Südkorea bei den Olympischen Winterspielen. Vor allem im Süden hatte sich Widerstand formiert.
"Ich denke, dass wird ein Moment voller großer Gefühle für die koreanischen Menschen, aber auch für Menschen anderer Länder", sagte Bach am Mittwoch in Lausanne. Der gemeinsame Auftritt der Eishockey-Frauen sowie bei der Eröffnungs- und Schlussfeier würde den Frieden symbolisieren. Bach räumte aber auch ein, dass nicht alle Südkoreaner diese Begeisterung teilen würden, "aus welchen politischen Gründen auch immer".
Die Korea Times hatte berichtet, dass es im Süden eine Online-Petition mit rund 40.000 Unterstützern gebe, die die Abkehr von den beim Gipfeltreffen beider Länder am Samstag in Lausanne getroffenen Entscheidung fordere.
Schock bei Eishockey-Damen
Auch innerhalb der südkoreanischen Eishockey-Frauenmannschaft gab es Unmut. Sie sei anfangs "geschockt" gewesen, verriet Sarah Murray, die kanadische Nationaltrainerin der südkoreanischen Auswahl. Die Idee einer gemeinsamen Mannschaft aus Nord und Süd bei Olympia im Februar an sich gefalle ihr, "aber es ist etwas anderes, jetzt so kurz vor Olympia Spielerinnen aufnehmen zu müssen als vor zwei, drei Jahren."
Bach betonte, dass der Wunsch einer Olympia-Teilnahme Nordkoreas, den Diktator Kim Jong Un erstmals bei seiner Neujahrsansprache vor wenigen Wochen geäußert hatte, für ihn nicht ganz so überraschend gekommen sei. Seit 2014 habe es Gespräche mit dem Norden über eine Teilnahme gegeben. Die Reaktionen aus dem Norden seien "nie ganz negativ gewesen", so Bach, "mal nüchtern, mal positiv". Das IOC habe immer die Hoffnung gehabt, dass der Norden in Pyeongchang dabei sein würde.