Eric Frenzel feierte schon beim letzten Wechsel, wenig später vollendete Johannes Rydzek mit der Deutschland-Fahne in der Hand das historische Olympia-Triple der unfassbaren "Dominierer": Mit dem ersten Staffel-Gold seit 30 Jahren haben die Überflieger der Nordischen Kombination ihre Traumspiele von Pyeongchang auch im letzten Wettbewerb fortgeschrieben. Drei Rennen, drei Olympiasiege - mehr geht nicht!
"Unfassbar, jetzt haben wir wirklich alles gewonnen, jetzt ist wirklich alles da", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch, dem der Team-Olympasieg in seiner riesigen Erfolgssammlung noch gefehlt hatte: "Die Genugtuung ist groß."
Revanche gegen Norweger geglückt
Rekordweltmeister Rydzek führte als Schlussläufer zum goldenen Ende, was von seinen Mitstreitern Frenzel, Fabian Rießle und Vinzenz Geiger begonnen wurde. Die letzten 300 Meter legte er jubelnd und Handküsse verteilend zurück - auch ein kurzer Stolperer auf der Zielgeraden bremste ihn nicht mehr.
Nach einer schwer beeindruckenden Demonstration seiner Stärke lag der deutsche Vierer 52,7 Sekunden vor Norwegen, Bronze ging an Österreich (+1:07,8). Seit 1994 der aktuelle Teammodus eingeführt wurde, war es der zweitgroßte Vorsprung bei Olympia.
Höchst eindrucksvoll gelang damit die Revanche für die Niederlage von Sotschi 2014 gegen die Norweger, die auch die beiden Weltcup-Staffeln des Olympia-Winters gewonnen hatten. "Wir hatten hier noch eine Rechnung offen", sagte Frenzel.
Der 29-Jährige, der am Donnerstag zwar nicht die deutsche Fahne ins Ziel befördern, sie zuvor aber immerhin bei der Eröffnungsfeier ins Stadion tragen durfte, wurde nach Gold und Bronze in den beiden Einzelwettbewerben zum erfolgreichsten Kombinierer von Pyeongchang. Als zweiter deutscher Kombinierer nach Ulrich Wehling (DDR/1972-1976) und vierter weltweit ist der Sachse dreimaliger Olympiasieger. Das 13. Gold für "Team D" in Südkorea bedeutete zugleich deutschen Rekord bei Winterspielen.
Rydzek, der im zweiten Einzelrennen den historischen deutschen Dreifachsieg angeführt hatte, holte sein zweites Gold. Für Rießle, der bereits Silber im Großschanzen-Einzel gewonnen hatte, war es wie für den jungen Geiger der erste Olympiasieg.
Rennen schon vorm ersten Wechsel so gut wie entschieden
Als haushohe Favoriten waren die deutschen Kombinierer in den Wettkampf gestartet. "Es war nicht einfach, die Mannschaft einzustellen", sagte Weinbuch: "Die Goldmedaille hing doch schon ziemlich groß vor den Augen. Dass man da bei sich bleibt, ist nicht leicht. Wir sind dann auch nicht ganz das gesprungen, was wir können."
Weil aber "unsere beiden Chefs" (Weinbuch), also Rydzek und Frenzel, ganz starke Flüge zeigten, lag das Quartett mit sechs Sekunden Rückstand auf die führenden Österreicher und 21 Sekunden Vorsprung auf Norwegen auf Kurs.
Geiger lief nach zwei nKilometer zum führenden Österreicher Willi Denifl auf, übernahm kurz danach die Führung - und die gab Deutschland nicht mehr her. Das Rennen war schon vor dem ersten Wechsel entschieden, Rießle lief an Position zwei schon fast eine Minute Vorsprung heraus. Ans Limit mussten Frenzel und Rydzek danach nicht mehr gehen - die "Dominierer" spielten in einer eigenen Liga.
Beim zweiten Großereignis in Serie blieb das deutsche Team ungeschlagen, nach sechs von acht möglichen Medaillen bei der WM in Lahti waren es nun fünf von sieben. Der goldene Durchmarsch mit Erfolgen in beiden Einzelrennen und der Staffel war zuvor nur den Finnen 2002 gelungen. Deren damaliger Schlussläufer Hannu Manninen (39) war 16 Jahre später erneut dabei, kam mit Finnland aber nur auf Rang sechs.
Für die deutschen Kombinierer endete nach genau 29 Jahren und 364 Tagen eine lange Durststrecke. Staffel-Gold hatte es bislang nur 1988 in Calgary gegeben - ein Jahr nach dem frühen Karriereende Weinbuchs.