War jemand besser als unsere DFB-Jungs?

Von SPOX
Riesiger Jubel bei Manuel Neuer und Per Mertesacker nach dem 4:0 bei der WM gegen Argentinien
© Getty

Dezember ist die Zeit für Jahresrückblicke, auch bei SPOX. 2010 war mit der Fußball-WM, Olympia, der Formel 1 oder der Eishockey-WM gespickt mit Highlights. Immer dabei: große Gewinner und Verlierer. SPOX sucht nach den Helden und Antihelden des Jahres. Teil 1: Die Helden.

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Eure Meinung ist gefragt. Wer war 2010 international der größte Sportheld? War des das DFB-Team trotz des bitteren Ausscheidens im WM-Halbfinale? Oder doch Weltmeister Spanien? Was ist mit Sebastian Vettel, dem jüngsten Formel-1-Weltmeister aller Zeiten, oder unserem neuen Golf-Helden Martin Kaymer?

SPOX stellt zwölf Kandidaten zur Wahl. Ihr könnt im Trend in der rechten Spalte Euren Favoriten anklicken. Das Endergebnis wird kurz vor Ende des Jahres verkündet.

Kandidat 1: Das DEB-Team

Man redet ja immer gerne über Märchen. 2010 war ein Frühlingsmärchen an der Reihe, das uns völlig überraschend die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM im eigenen Land beschert hat. Platz vier für eine Nation, die noch vor drei Jahren zweitklassig war, kann man getrost als Sensation bezeichnen.

Höhepunkt war der 2:1-Sieg beim Eröffnungsspiel gegen die USA. Der Jubel vor der Rekordkulisse von 77.803 Zuschauern in der Schalker Arena war ohrenbetäubend. Dazu kamen der Viertelfinal-Sieg gegen die Schweiz und der Beinahe-Triumph gegen die russischen NHL-Stars im Halbfinale. Goalie Dennis Endras wurde mit Recht zum MVP des Turniers gekürt.

Kandidat 2: Das DFB-Team

Wieder Platz drei bei der Fußball-WM in Südafrika. Wie 2006 begeisterte die Spielweise des deutschen Teams, allerdings war Spanien im Halbfinale leider einen Tick zu stark. Die Spieler waren enttäuschter als noch vor vier Jahren, wenngleich der dritte Platz nach dem 3:2 gegen Uruguay im kleinen Finale insgesamt wieder für riesige Euphorie im Land sorgte.

Besonders das Viertelfinale gegen Argentinien war legendär. Das 4:0 wird als eines der besten Länderspiele einer deutschen Mannschaft in die Geschichte eingehen. Youngster Thomas Müller wurde zudem bester WM-Torjäger.

Kandidat 3: FC Bayern München

Es hat nicht viel zum historischen Triple gefehlt. Genau genommen waren es 90 schwache Minuten im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand. Bis dahin überzeugte der FC Bayern mit dem Gewinn der Meisterschaft, des DFB-Pokals und dem Einzug ins CL-Finale. Immerhin schlugen sie auf dem Weg dorthin keinen Geringeren als Manchester United.

Unter der Leitung des neuen Trainers Louis van Gaal war es vor allem Last-Minute-Einkauf Arjen Robben, der durch seinen Fußball die Fans begeisterte und den FCB in der Champions League fast im Alleingang ins Finale schoss.

Kandidat 4: Inter Mailand

Die Italiener haben geschafft, was der FC Bayern knapp verpasst hat. Mit Meisterschaft, Pokal und Champions League haben sie das Triple gewonnen. Überragender Spieler bei Inter war Wesley Sneijder, der später auch noch mit den Niederlanden das WM-Finale erreichte.

Der wahre Star der Mannschaft war aber Trainer Jose Mourinho, der nach dem FC Porto das zweite Team zum CL-Titel führte. Er wechselte nach dem Triumph zu Real Madrid.

Kandidat 5: John Isner und Nicolas Mahut

Der Vorschlag des Herzens. Die beiden haben im Prinzip nur ein Erstrunden-Match in Wimbledon gespielt. Eigentlich kein Grund für eine Nominierung. Dass sie dabei aber das mit Abstand längste Tennismatch aller Zeiten absolvierten und die ganze Sportwelt über drei Tage hinweg begeisterten, macht eine Nominierung logisch.

11 Stunden und 5 Minuten betrug die Netto-Spielzeit, als Isner auf Court 18 das erste Break des fünften Satzes schaffte und damit die Partie mit 6:4, 3:6, 6:7 (7:9), 7:6 (7:3) und 70:68 (!) gewann. Zu dem Zeitpunkt hatte er 112 Asse geschlagen. Dieses Match stellte für kurze Zeit sogar die parallel laufende Fußball-WM in den Schatten.

Kandidat 6: Martin Kaymer

Deutschland hat einen neuen Weltstar - und er spielt Golf. Der erst 25-jährige Mettmanner gewann mit der PGA Championship eines der vier größten Golfturniere der Welt. Nach Bernhard Langer war er erst der zweite Deutsche, der so ein Major gewinnen konnte.

Doch damit noch lange nicht genug. Zum ersten Mal in seiner Karriere wurde er außerdem für den legendären Ryder Cup nominiert, war beim emotionalen Sieg der Europäer hautnah dabei und sorgte auch noch selbst für wichtige Punkte. Zu guter Letzt schloss er die Saison auch noch als Nummer eins der europäischen Rangliste und Nummer drei der Weltrangliste ab.

Kandidat 7: Olympiasiegerinnen von Vancouver

Da sie alle Außergewöhnliches geleistet haben, es aber nicht genug Platz im Voting für jede Einzelne gibt, teilen sich die deutschen Olympiasiegerinnen Magdalena Neuner, Maria Riesch, Viktoria Rebensburg, Evi Sachenbacher-Stehle, Claudia Nystad sowie das Eisschnelllauf-Team eine Nominierung.

Neuner und Riesch waren als Doppel-Olympiasiegerinnen ohnehin die herausragenden Athletinnen in Vancouver. Für Rebensburg und die Langlauf-Teamstaffel sprach der Überraschungseffekt. Mit ihren Goldmedaillen hatte niemand gerechnet. Die Eisschnellläuferinnen sorgten für Drama pur. Hinter Stephanie Beckert und Daniela Anschütz-Thoms stürzte Anni Friesinger-Postma im Finale gegen Japan, rutschte bäuchlings über die Ziellinie und kickte reflexartig noch mit dem Schlittschuh nach vorne, um die Lichtschranke auszulösen. Hat geklappt, zwei Hundertstel Vorsprung, Gold! Im Sommer hat Friesinger-Postma ihre Karriere beendet.

Kandidat 8: Rafael Nadal

Der Spanier hat Roger Federer endgültig als Maß der Dinge im Tennis abgelöst. Nadal gewann 2010 die French Open, Wimbledon und die US Open, also drei der vier Grand-Slam-Turniere. Den ganz großen Wurf verhinderte vielleicht nur eine Knieverletzung, wegen der er im Viertelfinale der Australian Open aufgeben musste.

Nadal ist mittlerweile die unumstrittene Nummer eins der Welt und auf jedem beliebigen Belag kaum zu schlagen.

Kandidat 9: Sebastian Vettel

Der jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten und erste deutsche Champion seit Michael Schumachers letztem Triumph 2004. Vettel hat in seiner noch jungen Karriere schon viele Rekorde gebrochen, zum Beispiel den des jüngsten GP-Siegers. Jetzt ist der WM-Titel dazu gekommen.

Beeindruckend war die Art und Weise. Nach vielen technischen Defekten und manchem eigenen Fehler lag Vettel schon weit zurück. Doch mit drei Siegen in den letzten vier Rennen fing er Fernando Alonso beim Finale in Abu Dhabi noch ab, weil der Spanier als Siebter den für die WM erforderlichen vierten Platz verpasste.

Kandidat 10: THW Kiel

In so einem grandiosen Sportjahr fallen die Handballer ganz gerne mal unter den Tisch. Aber nicht der THW, denn dank des sechsten Meistertitels in Folge und vor allem des Gewinns der Champions League führt an den Kielern kein Weg vorbei.

Im CL-Final-Four in Köln setzte sich Kiel erst 29:27 gegen Ciudad Real und dann auch noch 36:34 gegen den FC Barcelona durch. Beide spanischen Dauerrivalen innerhalb von zwei Tagen geschlagen - da muss man von einem verdienten Titelgewinn sprechen.

Kandidat 11: Spanische Nationalmannschaft

Die seit Jahren beste Auswahlmannschaft der Welt hat 2010 den Bann gebrochen und ist zum ersten Mal Fußball-Weltmeister geworden. Zwar knapp durch 1:0-Siege im Halbfinale gegen Deutschland und im Finale gegen die Niederlande, aber aufgrund der taktisch nahezu perfekten Spielweise verdient.

Überragender Spieler und Siegtorschütze in der Verlängerung des Endspiels war Andres Iniesta. Stürmer David Villa erzielte wie Thomas Müller fünf WM-Tore.

Kandidat 12: Verena Sailer

Sie war die große Überraschung der Leichtathletik-Europameisterschaften in Barcelona. Mit einer persönlichen Bestzeit von 11,10 Sekunden wurde sie als erste deutsche Sprinterin seit der des Dopings überführten Kathrin Krabbe 1990 Europameisterin.

Ihr Titel war deshalb so überraschend, weil der deutsche Sprint vor der vergangenen Saison am Boden lag. Über lange Jahre hinweg galt eine Medaille bei einem Großereignis als Utopie - bis Sailer kam.

Hier geht's zu den Antihelden des Jahres 2010