SPOX: Ein wichtige Frage: Wer kann besser feiern, die karnevalistischen Kölner oder die DFB-Jungs?
Kugel: (lacht) Bei der FC-Party hat eine ganze Stadt gefeiert und das ist direkt nach dem Spiel natürlich ein anderes Erlebnis als in Rio in einem Hotel mit einer relativ kleinen Gruppe abgeschottet von der Außenwelt zu feiern.. Wir hatten ja dann am Dienstag die Stunden in Berlin, auf der Fahrt und auf der Fanmeile. Ich bin mir sicher, dass die Leute in Deutschland auch in der Nacht nach dem Spiel schon den WM-Titel gebührend gefeiert haben. Aber es waren eben ganz unterschiedliche Ausgangssituationen.
SPOX: War der Aufstieg mit dem 1. FC Köln auch deshalb so besonders für Sie, weil Sie nicht nur Fitnesscoach, sondern auch Fan sind?
Kugel: Ich bin früher niemand gewesen, der ständig in die Stadien gerannt ist, aber wenn ich mal im Stadion war, dann beim FC. Wenn man hier im Rheinland geboren ist, dann wird man mit dem FC groß. Deswegen ist das auch der Verein, mit dem ich mich immer verbunden gefühlt habe. Ich habe ja vorher schon bei zwei anderen Vereinen (Anm. d. Red.: Werder Bremen und Red Bull Salzburg) gearbeitet und hatte da schon immer ein Auge auf den 1. FC Köln. Es ist definitiv so, dass der Aufstieg deswegen auch etwas ganz Besonderes war.
SPOX: Direkt nach dem WM-Titel standen Sie ohne einen Tag Urlaub schon wieder in Köln auf dem Trainingsplatz. Manche Spieler hatten trotz ihres Urlaubs mit einem WM-Hangover zu kämpfen. Galt das auch für den Athletiktrainer?
Kugel: Nein, das ging eigentlich ganz gut bei mir, weil es hier in Köln auch einfach ein unglaublich angenehmes Arbeiten ist. Es wurde mir gar nicht schwer gemacht. Wir sind relativ zeitig ins Trainingslager gefahren und deswegen war es auch ein sehr fließender Übergang. Jetzt freue ich mich aber so langsam auch auf die Winterpause. Du merkst die Strapazen auch dann, wenn du nicht als Spieler auf dem Feld stehst.
SPOX: Haben Sie es als Fitnesscoach denn einen Schlendrian bemerkt nach dem Aufstieg oder kamen alle Spieler gut aus der Pause?
Kugel: Hier weiß jeder, worum es geht, und daher erübrigt sich die Frage. Unsere ersten Spiele mit dem FC liefen ordentlich und unsere ganze Vorbereitung war gut. Es gibt für niemanden hier einen Grund, etwas schludern zu lassen.
SPOX: Wie war denn die Reaktion in der Kölner Mannschaft nach der Rückkehr des einzigen Weltmeisters?
Kugel: Unser Trainer Peter Stöger besitzt ja bekanntermaßen einen ziemlich guten Schmäh. Er hat sich zwei, drei nette Sprüche überlegt, um mich gebührend zu empfangen. Ich habe gemerkt, dass sich alle mit mir gefreut haben. Nur den roten Teppich habe ich ein bisschen vermisst. Der wurde dann nicht ausgerollt (lacht).
SPOX: Haben die Stimmung und die Situation eines Teams auch Auswirkungen für den Fitnesstrainer? Ändert sich in Ihrem Training also etwas, wenn die Mannschaft, wie der FC gerade, mal ein paar Spiele verliert?
Kugel: Nein, das wäre ja purer Aktionismus, wenn ich nur, weil es mal zwei, drei Spiele nicht so läuft, irgendwas verändern würde. Sowas halte ich meistens nur für eine Reaktion, die nicht zielführend ist. Man sollte schon versuchen an dem festzuhalten, was man sich mittel- oder langfristig überlegt hat, egal ob es mal nicht so läuft oder alles hervorragend ist. Wenn man dann versucht, auf einmal andere Dinge zu machen oder nur weil die Jungs aus subjektivem Empfinden heraus nicht spritzig aussahen, plötzlich meint, man müsse Sprinttraining machen, dann hat man meiner Meinung nach den Beruf verfehlt.
SPOX: In welcher Form nehmen Sie die Unterschiede im Trainerteam zwischen der Nationalmannschaft und einem Bundesligisten wie dem 1. FC Köln wahr?
Kugel: Bei der Nationalmannschaft sind wir ein größerer Stab. Alleine bei der WM waren wir ja mit vier Fitnesstrainern dabei. Da hat jeder seine speziellen Aufgaben. Nach einem täglichen Meeting mit Trainern und medizinischer Abteilung wurden die Aufgaben sinnvoll untereinander aufgeteilt. Auch hier in Köln tausche ich mich jeden Tag mit dem Trainerteam aus. Sowohl hier als auch beim DFB haben wir untereinander ein sehr gutes Verhältnis und es herrscht eine sehr gute Kommunikation.
SPOX: Zum Abschluss des Jahres bekamen Sie bei der Nationalmannschaft nach langer Zeit mal wieder Verstärkung aus Köln und durften Jonas Hector im DFB-Trikot begrüßen. Haben Sie als Fitnesstrainer gesehen, dass der Spieler einer für Joachim Löw ist?
Kugel: Jonas ist einer, der gerade im konditionellen Bereich sehr gute Werte hat. Das war schon immer so, zumindest soweit ich das persönlich zurückverfolgen kann. Letztendlich ist es aber vor allen Dingen das Gesamtpaket, was zur Nominierung führt. Ich habe jetzt nicht das Gefühl gehabt, dass der Junge so fit ist, dass er zur Nationalmannschaft muss, denn die Fitness ist am Ende ja nur ein Faktor. Fit bin ich auch, aber mich hat Jogi Löw noch nicht wegen eines Einsatzes auf dem Spielfeld angefragt (lacht).
SPOX: Haben Sie für die kommenden zwölf Monate denn überhaupt noch Ziele nach diesem wahnsinnigen Jahr 2014?
Kugel: Ganz klar: der Klassenerhalt mit dem FC. Ich bin mir sehr sicher, dass wir das schaffen werden. Dabei gilt es vor allem, die Mannschaft beim FC weiterzuentwickeln. Mir macht es sehr viel Spaß mit den Jungs, wir haben ein super Team hier und ich hoffe, dass wir in dieser Konstellation noch einige schöne Saisons zusammen arbeiten können. Und dann mal schauen, was wir mit dem FC noch so auf die Beine stellen können.