Der Wahnsinn hat Methode

Von Robert Arndt
Malik Monk, Josh Jackson und Lonzo Ball zählen zu den besten Freshmen der Saison
© getty

Die March Madness öffnet wieder ihre Tore (ab 15. März ausgewählte Spiele live auf DAZN)! Beim verrücktesten Turnier des US-Sports kämpfen insgesamt 68 College-Teams um den Titel. Nach einem Jahr für Cinderellas sind nun die Big Boys wieder zurück im Geschäft. SPOX erklärt, wie das ominöse Bracket zustande kommt und wer in den einzelnen Regionen die Nase vorn hat. Außerdem: Die besten NBA-Draft-Prospects.

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Es werden wieder Brackets ausgefüllt in den USA. Am Sonntag verkündete die NCAA die 68 Teams, die nun um den Titel im College-Basketball kämpfen dürfen: Willkommen zur March Madness!

Da die über 300 Colleges in einer Saison unmöglich alle gegeneinander spielen können, erstellen ausgewählte Journalisten regelmäßig ein Ranking, wer die besten Teams im Land sind. Die Platzierung hängt zum einen von den Resultaten ab, zum anderen aber auch davon, gegen welche Gegner man diese erzielt hat.

Am Ende der regulären Saison spielen die einzelnen Conferences in einem Turnier ihren internen Champion aus, der dann für das große NCAA-Turnier qualifiziert ist. Dann setzt sich das Komitee zusammen und berät, wer sonst noch dabei sein sollte. Aufgrund des vorher bestehenden Rankings haben viele Teams ihren Startplatz praktisch sicher, andere müssen bis zur letzten Sekunde bangen.

Nach Einschätzung des Komitees werden die auserkorenen 64 Teams erneut gerankt und mehr oder weniger willkürlich auf vier Regionen verteilt (es gibt vier Erstplatzierte, von denen jeder in einer Region spielt, vier Zweitplatzierte usw.). Die Sieger dieser vier Regionen, die im K.o.-Modus ermittelt werden, erreichen das Final Four, welches in diesem Jahr vom 1.-3. April in Phoenix ausgetragen wird.

Trump drückt sich

Aber wie wird das Bracket eigentlich finalisiert? SPOX leistet Aufklärungsarbeit: Das NCAA setzt ein zehnköpfiges Komitee ein, das sich dieser Aufgabe mit Inbrunst widmet. Zehn sportliche Leiter (Athletic Directors) von Universitäten des Landes werden für jeweils fünf Jahre gewählt und treffen sich schon vor Beginn der Saison, um die Conferences untereinander aufzuteilen. Derzeit sind das neun Männer und eine Frau unter Vorsitz des ehrenwerten Joseph R. Castiglione von Oklahoma.

Über die Saison hinweg wird dann fleißig kommuniziert, bevor man sich am Dienstag vor dem "Selection Sunday" in New York City trifft und fünf Tage lang über die Zusammensetzung des Brackets (32 Teams qualifizieren sich über regionale Tournaments, 36 müssen eingesetzt werden) verhandelt und abstimmt. Am Ende dieses Konklave steigt dann weißer Rauch auf, die magischen Worte "Habemus Bracketam" werden feierlich verkündet.

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Endlich können nun die beliebten Brackets ausgefüllt werden. Milliarden von Dollars werden umgesetzt, in der Hoffnung, den richtigen Zettel abgegeben zu haben. Nicht mit dabei ist diesmal der Präsident der Vereinigten Staaten. Während Barack Obama Jahr für Jahr vorbildlich sein Bracket ausfüllte, verzichtete Donald Trump auf diese Tradition.

Richtig wäre es wahrscheinlich so oder so nicht gewesen. Denn bislang ist es noch keinem gelungen, alle Spiele des Wahnsinns richtig zu tippen. Forbes berechnete zuletzt die Chance ein fehlerfreies Bracket abzugeben. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 1 zu 9,2 Trillionen.

South Region

Der Top-Seed: North Carolina Tar Heels (27-7)

NCAA-Titel: 5 (zuletzt 2009)

Letztes Jahr: Finalist

Die heile Welt in Chapel Hill hat Risse bekommen. Im ACC-Tournament setzte es eine bittere Niederlage gegen den Erzrivalen Duke. Im Anschluss wurde diskutiert, ob nicht gar die Blue Devils den Top-Seed im Süden bekommen sollten. Doch das Committee schob dem schnell einen Riegel vor und machte klar, dass die Tar Heels nie zur Disposition standen. Dennoch war das Spiel ein kleiner Vorgeschmack, was dem Team von Roy Williams blühen könnte.

Die Tar Heels featuren zwar eine starke Offense um die Juniors Joel Berry II (15, Punkte, 3,7 Assists) und Justin Jackson (18,3 Zähler, 4,7 Rebounds), hatten aber zuletzt Probleme mit dem Distanzwurf (nur 12 von 39 von Downtown im ACC-Tournament). Der wird aber nötig sein, da die Defense der Tar Heels nicht auf dem allerhöchsten Niveau agiert. Speziell am Perimeter zeigte North Carolina große Schwächen, nicht erst im Dezember, als Kentuckys Malik Monk den Heels gleich 47 Zähler einschenkte.

Und es wird nicht leichter im Turnier für die Williams-Truppe. Zwar sollte die obere Hälfte des Brackets recht leicht zu meistern sein, doch im Anschluss warten die dicken Brocken. Sowohl Kentucky als auch UCLA besitzen Teams, die wissen, wo der Korb hängt. Nur wenn North Carolina weiter dominant reboundet und die Defense auf ein konstant hohes Niveau hievt, wird man eine Chance auf das Final Four haben.

Die weiteren Favoriten:

Kentucky (2)

John Calipari hat es mal wieder geschafft ein Team in kürzester Zeit zusammenzufügen. Dennoch ist diese Truppe anders als in den Jahren zuvor. Coach Cal hat diesmal keinen dominanten Big Man wie einst Anthony Davis oder Karl-Anthony Towns zur Verfügung. Stattdessen setzen die Wildcats mehr auf Finesse und Guard-Play.

Im Fokus steht dabei vor allem Malik Monk. Er wird der entscheidende Faktor sein. Über das Jahr legte er rund 20 Punkte im Schnitt auf und avancierte zum Liebling, da er doch mehr undersized daher kommt. Im Zusammenspiel mit Point Guard D'Aaron Fox, einem weiteren wahrscheinlichen Lottery-Pick, zählt der Backcourt zu den besten des Landes.

Des Weiteren kommt Kentucky mit ordentlich Rückenwind ins Turnier. Das SEC-Tournament wurde souverän gewonnen. Inzwischen steht der Champ von 2012 bei elf Siegen am Stück, darunter auch ein überzeugender Erfolg über Florida. Auch interessant: Sowohl gegen UNC als auch UCLA spielten die Wildcats bereits. Die Spiele waren stets eng, aber gegen die Kalfornier, die im Sweet Sixteen warten könnten, setzte es eine Schlappe.

UCLA (3)

Die Bruins sind an Nummer drei gesetzt, was den Süden wohl zur schwersten Region der March Madness macht. Erstmals seit langer Zeit tritt die legendäre Uni wieder mit Titelchancen an. Der Grund dafür trägt vor allem einen Namen: Lonzo Ball. Zwar kühlte dieser zuletzt ein wenig ab, aber auch so hat das Team von Steve Alford mehrere Optionen.

Freshman TJ Leaf stand zwar im Schatten von Ball, zeigte aber auch ansprechende Leistungen und gilt ebenso als potenzieller Lottery-Pick. Dass UCLA nicht höher eingeschätzt wurde, lag zunächst am zu leichten Spielplan und der Niederlage im Pac-12-Halbfinale gegen die Arizona Wildcats. Aber: Kommt die Offense ins Rollen, können die Bruins jeden Gegner auseinandernehmen. Speziell von Downtown kann die Traditions-Uni jederzeit heißlaufen.

Wahnwitzige 1,2 Punkte macht das Team aus LA pro Ballbesitz, die effektive Feldwurfquote liegt bei 60,4 Prozent. All dies sind Spitzenwerte - landesweit. Auch das Wissen, dass man Kentucky bereits geschlagen hat, hilft: "Das gibt uns definitiv Selbstververtrauen, auch wenn es schon Monate her ist", erklärte Coach Alford.

Upset-Tipp:

Middle Tennessee (12) über Minnesota (5)

Wer erinnert sich noch an das vergangene Jahr, als Titel-Kandidat Michigan State bereits in der ersten Runde die Segel streichen musste? Es waren die Kollegen aus Middle Tennessee. Auch in diesem Jahr ist ein Upset in Reichweite. Minnesota ließ sich im Big-Ten-Turnier von Michigan überraschen und zählt nebenbei zu den schwächsten Rebounding-Teams der Nation. Middle Tennessee hat jedoch genau da seine Stärken und ist zudem dafür bekannt, soliden Basketball mit wenig Fehlern zu spielen.

Draft-Prospect to watch:

Lonzo Ball von UCLA. Alleine durch seinen Vater war der Freshman landesweit in aller Munde. Trotz Steph-Curry-Vergleichen hat sich der Youngster nicht aus der Ruhe bringen lassen und spulte sein Programm unermüdlich ab. Seine Wurftechnik sieht zwar merkwürdig aus, aber wer trifft, hat bekanntlich Recht. Und das tat Ball: 14,6 Punkte, 6,1 Rebounds und 7,7 Assists bei 41 Prozent von Downtown lassen sich für einen Frischling durchaus sehen und bringen Ball nicht ohne Grund in die Diskussion um den Nummer-Eins-Pick.

Das komplette March Madness Bracket im Überblick

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