Lewis Hamilton richtete seinen Appell nicht bloß an die Formel 1, Max Verstappen und Sebastian Vettel gehörten zu seinen zahlreichen Fürsprechern - in der aktuellen Rassismusdebatte hat sich die Formel 1 am Donnerstag in seltener Einigkeit präsentiert.
Hamilton selbst ergriff kurz nach seiner Ankunft in Silverstone ausführlich das Wort. "Warum geben wir Menschen, die die Gesellschaft spalten, immer noch eine Plattform?", sagte der Engländer im Vorfeld seines Heimrennens (Sonntag, 16.00 Uhr im Liveticker).
Der 37-Jährige wollte deutlich machen, dass es eben nicht bloß um Nelson Piquet gehe. In der vergangenen Woche waren Aussagen des einstigen Weltmeisters (69) einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden, in denen der Brasilianer Hamiltons Hautfarbe herabwürdigend erwähnte. "Es geht nicht um diese eine Person, es geht nicht um ein Wort", sagte Hamilton nun, "ich habe immer schon Rassismus erlebt, es ist nichts Neues für mich."
Es gehe um Ausgrenzung und Spaltung in jeder Form: "Um das große Ganze. Wir als Formel 1 wollen doch in eine ganz andere Richtung wachsen. Es ist unsere Verantwortung als Sport und auch die der Medien, dass wir diesen alten Stimmen keine Plattform mehr geben. Wir leben in einer schwierigen Zeit, in der wir die Menschen nicht trennen sollten, wir sollten sie einen."
Lewis Hamilton: "Gebt diesen Stimmen keinen Platz"
Hamilton nahm dabei auch Bezug auf aktuelle Aussagen Bernie Ecclestones. Der langjährige Formel-1-Chef hatte im britischen TV Wladimir Putin und dessen Krieg gegen die Ukraine verteidigt. "Warum fragt ihr ihn?", sagte Hamilton, "ihr wisst doch was ihr bekommt, und wir brauchen es nicht. Gebt diesen Stimmen einfach keinen Platz mehr."
Zahlreiche Piloten unterstützten Hamilton am Donnerstag mit ihren Worten, dazu gehörte auch Weltmeister Max Verstappen. "Es fängt mit Aufklärung an, schon in jungem Alter", sagte der Niederländer: "Zu Hause und in der Schule muss jeder lernen, dass das nicht richtig ist. Daran arbeiten auch wir. Die Formel 1 und Lewis, und alle Fahrer stehen dahinter." Der Niederländer ist liiert mit Piquets Tochter Kelly.
Sebastian Vettel stellte zudem fest: "Es geht um Empathie. Wenn es jemanden beleidigt, warum sagt man es dann? Freundlichkeit ist wichtig, Menschen sind wichtig." Zudem sei es von Bedeutung, dass prominente Menschen diese Dinge klar benennen. "Wir müssen uns unserer Vorbildfunktion bewusst sein", sagte er, "und wer Dinge sieht, die falsch sind, sollte sie ansprechen."
Piquet hatte am Mittwoch eine Entschuldigung verbreiten lassen, in der er allerdings darauf beharrte, der von ihm genutzte Begriff sei keine Beleidigung. Seine Aussagen in einem brasilianischen Podcast haben nun ganz konkrete Folgen für ihn. Der britische Rennfahrer-Klub BRDC entzog ihm am Donnerstag die Ehrenmitgliedschaft. Schon zuvor war durchgesickert, dass die Formel 1 Piquet in Zukunft nicht mehr im Fahrerlager sehen möchte.