Ein Lächeln huscht über das Gesicht von Mariano Rivera. Er weiß, was jetzt kommt. Ein ganz besonderer Moment in seinem Leben, vielleicht der emotionalste.
Rivera steht auf dem Werferhügel im Yankee-Stadium, die 48.675 Zuschauer erheben sich, donnernder Applaus begleitet New Yorks Kapitän Derek Jeter und Riveras Pitcher-Kollegen Andy Pettitte auf deren Weg zu "Mo". Rivera fällt Pettitte in die Arme, Tränen fließen, und Jeter sagt die entscheidenden Worte: "Es ist Zeit zu gehen."
652 Saves
"Es war definitiv ein magischer Moment", sagte der 43 Jahre alte Rivera, nachdem er sich gesammelt hatte: "Meine Familie, meine Frau, meine Kinder, die Fans - es war erstaunlich. Eine großartige Nacht."
Nach 19 Jahren im Trikot der New York Yankees beendet Mariano Rivera seine unvergleichliche Karriere.
Mit dem Rekordmeister der Major League Baseball gewann er fünf Titel, wurde 13 Mal ins All-Star-Team gewählt und tritt als Spieler mit den meisten Saves (652) in der Geschichte der MLB ab.
Experten vergleichen seinen Einfluss auf das Spiel mit dem, den Michael Jordan auf den Basketball oder Wayne Gretzkey auf das Eishockey hatten.
Bester Closer aller Zeiten
Doch der Sohn eines Fischers aus Pananma, der selbst auf einem Boot arbeitete, bevor er, ohne ein Wort Englisch zu sprechen, Anfang der 90er Jahre in die USA kam, um sein Glück im Baseball zu finden, ist mehr als nur der beste Closer aller Zeiten.
Der gläubige Christ und Vater dreier Kinder gehört mit seiner ruhigen Art zu den beliebtesten und meist respektierten Sportlern in Nordamerika. Auf seiner Abschiedstournee durch die Baseball-Stadien des Landes konnte er sich vor Geschenken kaum retten.
In Minneapolis überreichten sie ihm einen aus kaputten Baseballschlägern gezimmerten Stuhl. In Erinnerung an Riveras Leistungen trägt er den Titel "Chair of Broken Dreams".
Generationen von Battern verzweifelten an seinem berühmten "Nasty Cutter", seinem Spezialwurf. Kollegen berichten, dass die Gegner schon im fünften Inning zu zittern begannen, weil sie wussten, im neunten würde Rivera auf sie warten.
"Enter Sandman"
"Man weiß, was kommt. Aber man weiß auch in Horror-Filmen, was kommt. Und trotzdem erwischt es dich", beschrieb Ex-Profi Mike Sweeney einst die Duelle mit Rivera.
Seit 1999 marschierte Rivera, der in seinen letzten drei Spielzeiten 40 Millionen Dollar verdiente, unter den Klängen der Hardrock-Hymne "Enter Sandman" von Metallica aufs Feld.
Bei seiner Abschiedsparty im Yankee-Stadium am vergangenen Wochenende trat die Kult-Band sogar live auf, um der letzten Nummer 42 der Liga ihren Tribut zu erweisen. Die "42" wird in Gedenken an Jackie Robinson, dem ersten schwarzen Spieler nach dem zweiten Weltkrieg in der MLB, seit 1997 nicht mehr vergeben.
Am Donnerstagabend, als das Spiel gegen Tampa Bay (0:4) endgültig beendet war, kehrte Rivera noch einmal zum Werferhügel zurück. Er bückte sich und griff sich ein bisschen Erde. In Erinnerung an diesen magischen Moment.
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