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Abschied für Yankee-Star Jeter

SID
Derek Jeter beendet seine Karriere am Sonntag
© getty

Dieser letzte Abend im Yankee Stadium brachte selbst den Mann ohne Emotionen aus der Fassung. Derek Jeter (40), der scheinbar geborene Stoiker, kämpfte tatsächlich mit den Tränen, und damit das auch nur ja keiner sehen konnte, hielt er sich schleunigst ein Handtuch vor sein Gesicht. "Hey", sagte er zu dieser für unmöglich gehaltenen Regung, "ich habe Gefühle - aber ich habe auch ein ziemlich gutes Pokerface."

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An diesem Abend oben in der Bronx verlor Jeter sogar mehrfach die Fassung, wie er später zugab. Es war klar: Dies würde sein 1391. und letztes Heimspiel sein für die Yankees, den einzigen Klub, für den er in seinen 20 Jahren als Baseball-Profi gespielt hat. Das Stadion war ausverkauft, die 48.613 Menschen waren gekommen, um ihn zu verabschieden, einen der unbestritten Größten, den dieser Sport je gesehen hat.

Im Februar hatte Jeter angekündigt, dass diese Saison seine letzte sein würde. Und damit war vor allem eines klar: Baseball wird bald nicht mehr so sein, wie es einmal war, wie es in den Augen vieler sein sollte. Jeter war, Jeter ist die Verkörperung eines hart arbeitenden, eines fairen Sportlers, der nichts mehr hasst als das Gewese um seine Person. Sein Ruf ist untadelig. Er wirkte immer irgendwie wie aus der Zeit gefallen.

Fünf Meisterschaften

Jeter war defensiv nicht der Beste. Er wurde nie zum MVP gewählt. Und doch war der Junge einer deutsch-irischen Mutter und eines US-Soldaten jahrelang unersetzlich für die Yankees. Er hieß "Captain Clutch", weil er traf, wenn es darauf ankam, er hieß auch "Mr. November", weil er Captain Clutch war, wenn der Titel ausgespielt wurde. Mit Jeter gewannen die Yankees die Meisterschaft der Major League Baseball fünf Mal.

Und weil in New York immer alles eine Nummer größer ist, wurde dieser letzte Abend zu einem unvergesslichen. Jeter hatte seine Mannschaft in Führung gebracht gegen die Baltimore Orioles, vor dem letzten Spielabschnitt stand es 5:2 - was für ein Abgang! Doch es kam noch besser: Die Orioles glichen aus, auch Jeter durfte deshalb nochmal schlagen: Er trieb den Ball ins Feld, ein Teamkollege punktete, Spiel vorbei, Sieg!

Nervös wie am Anfang

Zwischenzeitlich wusste Jeter gar nicht, wie er diesen Abend überhaupt überstehen sollte. Er war aufgeregt wie ein Schüler, der zum Abschlussball das schönste Mädchen ausführt. Er blickte anfänglich nur im Stadion herum und hatte das Gefühl, Coach Joe Girardi müsse ihn doch vom Feld nehmen, "bevor ich etwas mache, was uns das Spiel kostet". Mehrfach verschwand er in den Pausen auf der Toilette. Und dann dieser eine, dieser letzte Schlag!

Jeter wurde gefeiert, erst recht nach diesem schier unfassbaren finalen Akt, eher peinlich berührt nahm er all die Huldigungen entgegen, er ließ Umarmungen und Energiedrink-Dusche über sich ergehen. Und später, als er sich ein bisschen beruhigt hatte, gewährte er seltene Einblicke in sein Inneres. "Ich habe keine Ahnung, wie ich heute gespielt habe", sagte er. Dieser Abend sei für ihn wie eine "out-of-body experience" gewesen. Als ob er sich von seinem Körper entfernt und selbst zugesehen habe.

Die Yankees werden erst zum zweiten Mal, seit Jeter bei ihnen die Position des Shortstop übernahm, nicht dabei sein in den Play-offs, die kommende Woche beginnen. Die letzten Spiele seiner Karriere wird er an diesem Wochenende bei den Boston Red Sox machen, den Erzrivalen der Yankees. Dann ist Schluss - und Jeter ist darüber froh. Er kam sich zuletzt vor, "als hätte ich meiner Beerdigung zugeschaut". Das aber ist Quatsch: Die Legende Jeter lebt.

Derek Jeter im Steckbrief

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