Der Gong zur nächsten Playoff-Runde schlägt! In den jeweiligen Championship Series werden im best-of-seven-Format die World-Series-Teilnehmer ermittelt. Während die Chicago Cubs in der National League klarer Favorit gegen die Los Angeles Dodgers sind, verspricht das Duell zwischen den Cleveland Indians und den Toronto Blue Jays einen ganz heißen Tanz. SPOX macht den Check.
National League Championship Series
Chicago Cubs (103-58) - Los Angeles Dodgers (91-71)
(Division Series: Cubs - Giants 3-1, Dodgers - Nationals 3-2)
Ausgangslage:
Ist der in den letzten Jahren fast schon generalstabsmäßig geplante Sturm der Cubbies auf den ersten Titel seit 108 Jahren noch aufzuhalten? Bisher läuft alles nach Plan: GM Theo Epstein hat ein Team aus fantastischen Jungstars wie Kris Bryant und hochpreisigen Neuzugängen a la Jon Lester aufgestellt, das die Saison auf Rekordkurs begann, dann einen kleinen Durchhänger erlebte und am Ende doch noch die 100 Siege knackte und als großer Favorit in die Playoffs ging.
Und dann erlegte man in der Division Series sogar den großen Drachen namens "Even-Year-Giants": 2010, 2012 und 2014 hatte San Francisco die World Series gewonnen, doch spätestens als Jake "Rocky" Arrieta dem Playoff-Giganten Madison "Ivan Drago" Bumgarner einen Cut beibrachte - mit anderen Worten: dem Pitcher (!) Arrieta gelang ein Three-Run-Shot gegen MadBum -, schien alles möglich. Und dann sah in Spiel vier alles nach einem Entscheidungsspiel gegen Johnny Cueto aus und die Cubs-Fans fühlten sich schon wieder verflucht. Nur um vier Runs im neunten Inning und drei Strikeouts von Closer Aroldis Chapman zu bejubeln. Wahnsinn.
Acht Siege fehlen den "lovable Losers" damit noch zum Titel - und irgendwie würde sich die ganze Nation mit den Cubs freuen: Sogar Präsident Obama schickte beste Grüße und bestellte, er werde der Franchise aus seiner Heimatstadt die Daumen drücken. Als Fan der White Sox wohlgemerkt. Vor einem Jahr waren die New York Mets noch eine Runde zu groß. Diesmal rechnet man sich gegen die Dodgers beste Chancen aus.
Die sind zwar mit einem massiven Endorphin-Hoch in die Championship Series eingezogen - Clayton Kershaw nach seinem Start in Spiel 4 als Closer in Spiel 5! Whaaaat? -, aber der Kater könnte folgen: Die Rotation ist nach dem Erfolg in letzter Sekunde völlig durcheinander, gegen die ausgeruhten Cubs gibt es gerade einmal einen Tag Pause. Und Heimvorteil ebenfalls nicht.
Ein Blick auf die beiden Serien der Regular Season: Von sieben Spielen gewannen die Cubs vier, mehrheitlich handelte es sich um Pitching-Duelle. Die Dodgers konnten nur ein einziges Mal mehr als vier Runs erzielen.
Kaum zu glauben, aber mit einer Payroll von fast 250 Millionen Dollar reisen die Kalifornier als klarer Außenseiter in die Windy City. Das hat sie aber auch in der Regular Season nicht gestoppt: Trotz der Rekordzahl von 28 Spielern auf der DL, darunter auch Kershaw, der 75 Tage ausfiel, holte man sich die NL West.
Players to watch:
Der Starter der Cubs in Game 1 steht bereits fest. Jon Lester, mit reichlich Playoff-Erfahrung aus seiner Zeit in Boston ausgestattet, wird auf dem Mound stehen - dafür wurde er ja schließlich mit einem 155-Millionen-Dollar-Vertrag nach Chi-Town gelotst. Gegen die Giants lieferte er in Spiel 1 acht makellose Innings ab, zudem waren die Dodgers das mit Abstand schwächste Team gegen Southpaws.
Im Infield hofft man auf eine weitere starke Serie von Slugger Kris Bryant, der es gegen die Giants auf eine Slashline von .375/.412/.688 brachte. Er kristallisiert sich immer mehr als Leader des Teams heraus. Auch der flexible Javier Baez (.375 Average gegen San Francisco) spielte mit seiner Defense zuletzt groß auf - gegen ihn als Second Baseman eine Base zu spielen, ist eine Herkulesaufgabe. Sorgen macht man sich dagegen um Adisson Russell. Gegen die Giants war er mal wieder eiskalt. Sein Postseason-Average: .148 in 27 At-Bats ...
Bei den Dodgers liegt der Focus natürlich auf dem dreifachen Cy-Young-Gewinner Clayton Kershaw. Er kam in der Regular Season nicht gegen Chicago zum Einsatz und könnte das junge Lineup mit seinem Arsenal gleich mehrfach wegmähen, zumal ganz L.A. hofft, dass die Washington-Serie nach bisher mäßigen Playoff-Auftritten endlich ein Katalysator war. Die Frage ist: Wann darf er ran? Man muss davon ausgehen, dass er erst in Game 3 am Dienstag wieder einsetzbar ist. Danach vielleicht ein mögliches Elimination Game 6 on short rest?
Im Lineup wird Manager Dave Roberts wieder fleißig durchrotieren, ebenso wie im Bullpen. Nicht von Mix-and-Match-System betroffen: Shortstop Corey Seager. Der prügelte gegen die Nats in den ersten beiden Spielen zwei Homeruns, am Ende waren es in fünf Spielen aber nur drei Hits. Die Power ist da, es fehlt die Beständigkeit. Die bewies Third Baseman Justin Turner: Sechs Hits und fünf Walks in der NLDS. Bleibt er weiter so heiß?
SPOX-Prognose:
Die Cubs haben die bessere Rotation, die besseren Hitter, den besseren Bullpen. Die Dodgers haben ... das Momentum? Zwei Auswärtsspiele, in denen wohl Rookie Kento Maeda und danach Rich Hill oder der 20 Jahre Julio Urias starten, und das on short rest? Roberts wird den Cubbies seinen kompletten Kader entgegenwerfen, aber die Überlegenheit dürfte zu groß sein. Cubs in 6.
Spielplan:
Game 1: Cubs - Dodgers (So., 2. Uhr)
Game 2: Cubs - Dodgers (Mo., 2 Uhr)
Game 3: Dodgers - Cubs (Mi., 2 Uhr)
Game 4: Dodgers - Cubs (Do., 2 Uhr)
American League Championship Series
Cleveland Indians (94-67) - Toronto Blue Jays (89-73)
(Division Series: Indians - Red Sox 3-0, Blue Jays - Rangers 3-0)
Ausgangslage:
Die Cubs bekommen die meiste Presse für ihre Durststrecke seit 1908 - aber bei den Indians ist der letzte Titel auch schon eine ganze Weile her. 68 Jahre, um genau zu sein. Mit der zweitbesten Bilanz in der American League sicherte man sich die Central Division mehr als souverän vor den Detroit Tigers, aber dann verletzten sich im September zuerst Starting Pitcher Danny Salazar und anschließend Carlos Carrasco, zwei Säulen der eigentlich so starken Starting Rotation.
Dementsprechend wenig Chancen wurden den Indians dann gegen die Offensiv-Power der Red Sox eingeräumt, aber die Starter kamen in den drei Spielen auf ein ERA von 2.70 - und der Bullpen um den überragenden Ex-Yankee Andrew Miller machte den Rest. Umgekehrt stürzte man sich per Long Ball auf die Red Sox und beendete die Karriere von David Ortiz vorzeitig. Den Sweep in der Hölle von Fenway perfekt zu machen, das bringt Selbstbewusstsein. In Cleveland machen die kleinen Dinge den Unterschied. So ist der Geheimtipp von Altmeister Coco Crisp an seine Mitspieler nichts anderes als tief durchzuatmen.
Rückblick: Chicago Cubs - den Bock endlich umstoßen
Tieeeeef durchgeatmet haben auch die Blue Jays, nachdem Edwin Encarnacion im elften Inning gegen die Baltimore Orioles per Three-Run-Walkoff-Homerun das Wild Card Game entschied. Wobei man eigentlich auch schon in den Wochen zuvor mehr oder weniger im Playoff-Modus war, blieb das Wild Card Race doch lange extrem spannend.
Egal, der Blast von Encarnacion schien die Keulen der Kanadier aufgeweckt zu haben: Die Rangers-Asse A.J. Hamels und Yu Darvish wurden förmlich weggeprügelt, plötzlich verbreitet die Mitte des Lineups um Josh Donaldson, Encarnacion und Jose "Batflip" Bautista wieder Angst und Schrecken. Dass dann Donaldson den Sweep auch noch mit einem verrückten Hechtsprung sicherte: legendär! "Wir pitchen gut, wir spielen gute Defense und haben derzeit auch Erfolg mit dem Homerun. Das ist für unsere Offense enorm wichtig", so Donaldson, MVP von 2015. Auch im letzten Jahr erreichte man bereits die ALCS, damals war gegen den späteren Champion aus Kansas City Schluss. Und diesmal?
Players to watch:
Einen absoluten Superstar sucht man im Lineup der Indians vergebens. Am ehesten vielleicht First Baseman Mike Napoli, der den Ball Club in der Regular Season mit 34 Jacks und 101 RBI anführte. Er weiß aus Boston bereits, wie sich eine Championship anfühlt und wird als Leader enorm wichtig sein. Bei den Indians werden die Runs eher durch lange Rallys denn durch den Homerun erarbeitet - wobei sie, wie gegen Boston bewiesen, durchaus auch Bälle ins Publikum schicken können.
Der Star des Teams ist - neben Cy-Young-Gewinner Corey Kluber, der in Game 1 starten wird - vor allem der Bullpen von Manager Tito Francona. Mit Miller, Bryan Shaw und Cody Allen kann Francona früh zum Telefonhörer greifen, und wenn alle Stricke reißen, kommt eben Rick Vaughn zum Einsatz. Nein, ernsthaft: Der Bullpen könnte der vielleicht größte Vorteil von Francona sein, da die Blue Jays bei den Starting Pitchern insgesamt wohl stärker sind. Verkraften Miller und Allen eine ähnliche Workload wie gegen Boston, ist alles drin.
Bei Toronto wird es darauf ankommen, dass die großen Stars ihr Level halten. Donaldson und Encarnacion legten gegen Texas überragende Statistiken hin, und dann gibt es da ja auch noch Bautista und Troy Tulowitzki (.462/.462/.846), der ebenfalls eine richtig gute Serie hinlegte. Gelingen in den entscheidenden Momenten wieder die ganz großen Hits?
In Sachen Rotation liegt das Hauptaugenmerk vor allem auf den dritten und vierten Startern, den da liegt man auf dem Papier im Vorteil: Vor eigenem Publikum müssen die jungen Marcus Stroman und Aaron Sanchez liefern. Gerade Sanchez, der in Game 3 in der ALDS sechs Runs zuließ, sollte sein Matchup gegen Mike Clevinger (5.26 Regular Season ERA) unbedingt gewinnen.
SPOX-Prognose:
Auf dem Papier eine enorm enge Serie, ebenso schon in der Regular Season, klammert man einen 17:1-Erfolg der Blue Jays aus. Toronto hat die Erfahrung und die bessere Rotation, Cleveland den Trainerfuchs und den Bullpen. Es geht in ein siebtes Spiel, dann macht ein Homerun den Unterschied - und davon schlagen die Blue Jays mehr. Blue Jays in 7.
Spielplan:
Game 1: Indians - Blue Jays (Sa., 2 Uhr)
Game 2: Indians - Blue Jays (Sa., 22 Uhr)
Game 3: Blue Jays - Indians (Di., 2 Uhr)
Game 4: Blue Jays - Indians (Di., 22 Uhr)
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