Die BBWAA hat am Mittwoch die Cy Young Awards der Saison 2017 vergeben. In der American League setzte sich Corey Kluber von den Cleveland Indians durch, in der National League Max Scherzer von den Washington Nationals. Beide dominierten die Konkurrenz nach Belieben und gingen ähnliche Wege in der Saison, obgleich sie nicht unterschiedlicher sein könnten.
Als Jack O'Connell, der Sekretär und Schatzmeister der Baseball Writers Association of America, live im MLB Network das Ergebnis der Cy-Young-Wahl der National League verkündete, war bereits eine Kamera auf den via Satellit aus seinem Haus zugeschalteten Sieger, Max Scherzer, gerichtet. Noch während der Verlautbarung riss der Rechtshänder die Arme hoch, schrie "Yes!" und küsste dann auch noch seine vor Freude strahlende Frau, die kurz ins Bild huschte. So sieht ein Sieger aus!
Als O'Connell wiederum das Ergebnis der AL-Wahl verlas, war die Reaktion eine leicht andere. Corey Kluber saß vor einem Green Screen, der Progressive Field abbildete, die Heimat der Indians. Als sein Name fiel, sah man den Ansatz eines Lächelns, mehr nicht. Die Zuschauer sahen einen gefassten, total coolen Kluber, der seinem eher ungewollten Spitznamen "Klubot" alle Ehre machte. Auch so sieht ein Sieger aus.
Corey Kluber und Max Scherzer sind die diesjährigen Cy-Young-Award-Gewinner. Beide setzten sich nach überragenden Spielzeiten gegen namhafte und spektakuläre Konkurrenz durch. Beide dominierten sie ihre Ligen mit hervorragenden Leistungen, die aber auch durch Verletzungen behindert wurden. Beide gehen in die Geschichtsbücher ein als die besten Pitcher des Jahres 2017, doch sie könnten nicht unterschiedlicher sein.
Pitching ist eine Kunst, die nur wenige wirklich beherrschen. Und auch wenn man glauben könnte, dass es nur einen richtigen Weg zum Erfolg geben könnte - weil es seit Jahren so vorgelebt wurde - sind verschiedene Ansätze möglich und auch willkommen. Kluber und Scherzer verkörpern dies sehr gut. Der eine ist ein emotionaler Pitcher, der sein Herz auf dem Ärmel trägt, wie die Amerikaner so gerne sagen. Der andere ist fast ein Roboter, ein Klubot eben.
gettyMax Scherzer gewinnt dritten Cy Young Award
Scherzer gewann den Award nun schon zum dritten Mal, zum zweiten Mal nacheinander gar. Beides gelang zuvor nur neun anderen Pitchern in der Geschichte des Preises, der erstmals 1956 insgesamt und seit 1967 für beide Ligen je einmal vergeben wird.
Von den neun anderen, die den Award mindestens drei Mal gewonnen haben, sind sieben in der Hall of Fame - einzig Roger Clemens aufgrund von Dopinganschuldigungen und Clayton Kershaw, der noch aktiv ist, fehlen noch in der Ruhmeshalle. "Darum trinke ich heute Abend jede Menge Champagner", verriet Scherzer dann bei ESPN. "Dieses Mal ist besonders. Wenn man darüber redet, den Award drei Mal zu gewinnen ... das kann ich gerade noch nicht so richtig nachvollziehen."
Für Kluber ist es der zweite Erfolg nach 2014, womit er der erste Indians-Pitcher ist, der den Preis mehrfach gewann.
Für Scherzer ist der dritte Cy Young allerdings nur das zweitaufregendste Ereignis dieser Tage. Seine Frau ist hochschwanger: "Die kleine Brooke ist auf dem Weg, also ist das eine aufregende Zeit für uns. Wir sind total begeistert. Wir haben sogar gedacht, dass wir heute schon im Krankenhaus sein würden, sind aber froh, dass wir es nicht sind", sagte Scherzer.
Es ist einfach seine Art, Emotionen zu zeigen. Auf dem Mound sieht man ihn des Öfteren schimpfen, wenn etwas nicht ganz nach Plan läuft. Oder mal eine aggressive Geste, wenn ein wichtiges Out gelingt. Auch findet er teils harsche Worte gepaart mit einer bestimmten Mimik, wenn es darum geht, dem eigenen Manager klarzumachen, ihn jetzt nicht vom Feld zu nehmen.
Corey Kluber nimmt Cy Young Award nüchtern auf
Sehr viel nüchterner hingegen ging das Interview mit Kluber über die Bühne. Mit gewohnt monotoner Stimme ließ er wissen: "Den zweiten zu gewinnen validiert den ersten, wenn man so will", zeigte sich Kluber für seine Verhältnisse brutal begeistert. "Ich denke, es ist einfach ein weiterer Weg, die Rückversicherung für dich selbst zu finden, wenn du durch eine harte Zeit gehst. Wenn du am Kämpfen bist, wenn du Dinge verarbeiten musst, dann willst du immer diesen Glauben an dich selbst haben, auf den du zurückgreifen kannst."
Kluber spielte damit sicherlich auf seine Verletzungsprobleme und den schwachen Saisonstart an, denn bis zu seiner Rückkehr von der DL Anfang Juni ging nicht viel zusammen. Er hatte einen 5.06 ERA und war fast den kompletten Mai mit Rückenproblemen raus. Ab Juni jedoch lief der Klubot wieder auf Hochtouren: In 23 Starts bis zum Saisonende hielt er seine Gegner bei einem 1.62 ERA und einer mikroskopischen Slashline von .175/.213/.283!
"Ich hatte mehr mit physischen Problemen zu tun als in der Vergangenheit. Und so lernst du, mit diesen verschiedenen Hochs und Tiefs umzugehen über den Verlauf eines Jahres", verriet Kluber im MLB Network.
Der Klubot hat seinen Namen, weil er nie Emotionen zeigt. Er verzieht keine Miene, egal, was auf dem Platz passiert. Er kann gerade sein sechstes Shutout-Inning pitchen oder einen 3-Run-Homerun abgegeben haben - sein Gesichtsausdruck wird der gleiche sein. Er neigt nicht dazu, nach den Signalen des Catchers den Kopf zu schütteln, vielmehr wirft die Maschine, was angesagt ist. Ein Aufschrei nach einem wichtigen Strikeout? Undenkbar!
Cy Young Award 2017: Nur zwei Gegenstimmen bei Kluber-Sieg
Die Wahl gewann er schließlich mit 204 Punkten deutlich vor dem zweitplatzierten Chris Sale von den Red Sox, der 126 Punkte bekam. Einstimmig war das Ergebnis nicht, denn zwei Wähler entschieden sich für Sale als Nummer eins - ein Medienvertreter aus Boston und einer aus Chicago, wo Sale bis 2016 für die White Sox spielte.
Kluber führte die Liga in ERA (2.25), Complete Games (5), Shutouts (3), ERA+ (202), WHIP (0.87) und Strikeout-to-Walk-Ratio (7.36) an und war gleichauf an der Spitze mit 18 Wins. Zudem erreichte er zum vierten Mal nacheinander 200 Innings.
Verletzungsprobleme waren indes auch Scherzer nicht fremd. Er ging schon angeschlagen und hinter dem Zeitplan durchs Spring Training. "Ich war die ganze Zeit hinten dran", sagte Scherzer im Nachhinein. "Ich dachte nicht, dass ich die Saison rechtzeitig starten würde. Und wir waren alle sehr dankbar dafür, dass wir in der Lage waren, den Prozess zu beschleunigen und ich die Saison dann doch im Grunde rechtzeitig starten konnte."
Scherzer kam dann relativ gesund durch die Saison und wurde lediglich gegen Ende noch von Nackenproblemen ein paar Wochen außer Gefecht gesetzt. Anschließend plagten ihn noch Waden- und dann Oberschenkelprobleme. Am Ende stand er dennoch bei 200 2/3 Innings, was vielleicht den Ausschlag für seine Wahl gab. Im Vergleich dazu nämlich brachten es die ärgsten Verfolger, Clayton Kershaw und Scherzers Teamkollege Stephen Strasburg jeweils nur auf 175 Innings.
Cy Young Award: Max Scherzer als Beispiel der Konstanz
Entsprechend deutlich setzte sich Scherzer auch mit 201 Punkten vor Kershaw mit seinen 126 Punkten durch. Strasburg vereinte 81 Punkte auf sich.
Scherzer ist ein Beispiel an Konstanz und war in der Top 5 der Cy-Young-Wahl in jedem Jahr seit 2013, unabhängig von seiner Liga-Zugehörigkeit. In diesem Jahr kam er auf eine 16-6-Bilanz mit einem 2.51 ERA und führte die NL mit 268 Strikeouts, 0.90 WHIP und 5.7 Hits pro neun Innings an. Zudem servierte er zwölf Strikeouts pro neun Innings, was ein überragender Wert ist.
Der eine ist Exzentriker, der andere notorisch unterkühlt. Der eine pitcht mit Leidenschaft, der andere mit fast schon maschineller Präzision. Zwei völlig unterschiedliche Typen eben. Doch eines haben sie gemeinsam: Sie beherrschen die Kunst zu pitchen und zeigen dabei das breite Spektrum dessen, was dies bedeutet.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.