Sicher, der ganz große Name dieses Winters - Giancarlo Stanton - ist bereits vom Markt und spielt künftig für die Yankees. Und auch Marcell Ozuna haben die Marlins bereits unter die Leute gebracht. Doch bei diesen Spielern handelt es sich bekanntlich um solche, die unter Vertrag stehen, getradet wurden und somit nicht wirklich auf dem Markt waren - dem Free-Agent-Markt nämlich.
Der Free-Agent-Markt befindet sich weiterhin im Winterschlaf. Vereinzelt wurden schon Deals geschlossen, allerdings für ihr weniger namhafte Spieler. Besonders Relief Pitcher sorgten schnell für klare Verhältnisse. Ein Pat Neshek etwa hat bereits bei den Phillies unterschrieben, ebenso Fernando Rodney bei den Twins oder Hector Rendon bei den Astros.
Aber die ganz großen Fische schwimmen weiter im Teich und es hat nicht den Anschein, dass sich daran alsbald viel ändern wird. Das wiederum lässt den Markt stocken.
In der Vergangenheit war es in der MLB immer so, dass die Konkurrenz darauf schaute, was der vermeintlich beste Spieler einer jeden Position bekommt, um sich darauf aufbauend dann selbst um einen Vertrag relativ dazu zu bemühen. Doch solange Pitcher wie Yu Darvish und Jake Arrieta sowie Hitter a la J.D. Martinez und Eric Hosmer nicht irgendwo unterschreiben, wird auch der Rest des Markts nicht in Schwung kommen.
Ganz so extrem ist es zwar nicht, denn mittlerweile haben die First-Basemen Mitch Moreland (Red Sox) und Yonder Alonso (Indians) sowie Carlos Santana (Phillies) entgegen der üblichen Formel bereits vorm Klassenprimus Hosmer unterschrieben. Aber andere Hitter halten sich merklich bedeckt.
MLB Free Agency: Markt hakt auf verschiedenen Ebenen
Hosmers Teamkollege, Third Baseman Mike Moustakas, wartet noch, weil er sich offenbar auch einen Boost für sich selbst verspricht. Das wiederum hält Leute wie Todd Frazier auf. Im Outfield einigte sich derweil Jay Bruce kürzlich mit den Giants auf einen Dreijahresvertrag. Doch auch er wäre vielleicht besser bedient gewesen, hätte er noch etwas länger auf Martinez gewartet. Eben dies tut wohl auch Lorenzo Cain, der vielleicht das Schnäppchen des Winters werden könnte, nachdem er eigentlich als einer der besten Outfielder angesehen wurde.
Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen, unter dem Strich bleibt jedoch die Erkenntnis, dass die Topleute aktuell nicht gewillt sind, Verträge zu unterschreiben. Natürlich geht es ums Geld wie auch um die Vertragslänge. Beides scheint noch nicht den Vorstellungen der Spieler zu entsprechen.
Auf einem freien Markt richtet sich alles nach Angebot und Nachfrage. Letztere scheint aber momentan nicht allzu groß zu sein. Bei Martinez zum Beispiel ist die Erwartung, dass er letztlich zu den Red Sox geht, weil bei denen die Nachfrage nach Power-Upgrades wohl am größten ist.
Gerüchten zufolge bieten diese aber "nur" fünf Jahre und auch keine 30 Millionen pro Saison. Agent Scott Boras hatte einst sieben Jahre und 210 Millionen Dollar als Richtwert ausgerufen. Und so wartet Martinez weiter. Er soll sogar bereit sein, bis ins Spring Training hinein zu warten, bevor er einen Vertrag unterzeichnet.
MLB Free Agency: Die Zeiten haben sich geändert
Ob das Angebot dann aber besser wird, darf zumindest bezweifelt werden. Die Zeiten haben sich geändert. War es vor ein paar Jahren noch eine sichere Sache, dass die Free Agents mit den größten Namen auch große und überschwängliche Verträge bekommen würden, ist dies heutzutage bei weitem nicht mehr so.
Heute geht nichts mehr ohne Analytik und moderne Daten, die darauf ausgelegt sind, Talente zu finden, die sehr wahrscheinlich ihre Teams in absehbarer Zeit voranbringen werden. Talente sind günstiger als teure Free Agents, was auch das Risiko für Teams mindert. Gerade die langen, hochdotierten Verträge haben die Tendenz, sich gerade für ein Team nicht auszuzahlen. Eher neigen sie dazu, im hinteren Teil der Deals zu einer regelrechten Belastung zu werden.
Gewissermaßen haben die Teams also aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen. Die jüngsten Erfolge der Royals, Cubs und Astros geben ihnen dabei Recht. Allesamt haben diese ihren jeweiligen Wiederaufbau eher über Draft, Trades und internationale Amateur-Verpflichtungen vollzogen - und nicht etwa über teure Free-Agent-Einkäufe.
Diese Entwicklung zu Ungunsten der Spieler als Ganzes ist allerdings größtenteils auch selbst verursacht. Als damals das neue CBA verhandelt und beschlossen wurde, einigte sich die sonst so starke Spielergewerkschaft mit dem Teams darauf, Ausgabenlimits für internationale Amateurspieler sowie Draftpicks einzuführen.
MLB: Amateur-Ausgaben-Deckelung hat nicht den gewünschten Effekt
Die Idee war recht simpel: Wenn die Teams weniger Geld in junge Spieler stecken können, die sich in der Liga noch nicht bewiesen haben (können), dann bleibt sicher mehr Geld für die Veteranen übrig. In der Vergangenheit arteten nämlich Handgelder und Gehälter für die Amateure ähnlich wie einst in NBA und NFL auch in der MLB aus. Zweifelsohne auch deshalb, weil es Teams damals an Selbstkontrolle mangelte.
Mittlerweile jedoch scheint diese eingekehrt zu sein. Ebenso die Erkenntnis, dass diese neue Deckelung der Amateurspieler-Einnahmen keineswegs als Ansporn gesehen werden muss, in etablierte Spieler zu investieren. Das neue CBA hat zwar dafür gesorgt, dass Teams nun motivierter sind, in Eigengewächse zu investieren und diese langfristig zu halten. Aber echte Free Agents leiden nun auch unter dieser Entwicklung - am Ende des Tages geben die Teams also universell weniger Geld für Spieler aus.
Was bei alledem aber auch nicht vergessen werden darf, ist, dass einige der Teams mit den richtig tiefen Taschen, derzeit das Ziel verfolgen, ihre Luxussteuersätze zu senken. Bei den Yankees wurde diese Marschroute für 2018 schon vor ein paar Jahren ins Auge gefasst. Das Ziel ist klar gesteckt: Die Payroll für 2018 darf 197 Millionen nicht überschreiten! Managing General Partner Hal Steinbrenner nämlich hat erklärtermaßen genug davon, immer neue Rekorde in Sachen Luxussteuerzahlungen aufzustellen. Als einziges Teams der MLB haben die Yankees bereits mehr als 300 Millionen Dollar an Luxussteuern veräußert.
Neben den Yankees sind aber auch die Los Angeles Dodgers, die seit der Übernahme durch die Guggenheim Group Geld sprichwörtlich wie betrunkene Seeleute unters Volk gebracht hatten, mittlerweile dazu übergegangen, zu sparen. Auch sie wollen ihren Steuersatz senken. Ein wichtiger Schritt dahin war der Trade, der die hochbezahlten Altlasten Adrian Gonzalez, Brandon McCarthy und Scott Kazmir - zum Paket gehörte auch die fähige Allzweckwaffe Charlie Culberson - nach Atlanta schickte.
MLB Free Agency: Luxussteuer als Hindernis
Im Gegenzug bekamen sie den überbezahlten Matt Kemp zurück, senkten damit aber ihre Ausgaben signifikant. Aktuell steht ihre Payroll damit gemessen an den Durchschnittsgehältern der jeweiligen Spieler bei 187 Millionen Dollar für 2018. Da aber gleich fünf Spieler "Arbitration eligible" sind, wird L.A. auch im kommenden Jahr ziemlich sicher Luxussteuer zahlen, vermutlich aber zu einem geringeren Steuersatz, da es noch weitere Stufen nördlich der nun 197 Millionen für härtere Strafen gibt. Die Dodgers durchbrachen die höchste Stufe in den letzten Jahren konsequent und konstant.
Weitere Teams, die 2018 bereits jetzt gefährlich nahe an die Schwelle herankommen werden oder schon drüber sind, sind etwa die Giants und Red Sox, die sich entsprechend zurückhaltend auf dem Free-Agent-Markt präsentieren. Letztere wären dem Vernehmen nach aber gewillt, sich für Martinez deutlich zu strecken, wenn auch nicht nach Jahren.
Der Free-Agent-Markt 2018 ist also nicht grundlos so langsam wie noch nie. Es ist zwar zu erwarten, dass demnächst eine ganze Welle von Spielern doch mal zu Vertragsabschlüssen kommen wird, aber vielleicht nicht zu den Konditionen, die sie gerne hätten.
Dazu scheint der Markt derzeit einfach nicht bereit zu sein - es sei denn, Leute wie Darvish, Hosmer oder Martinez langen doch noch ordentlich zu. Dies ist in der MLB nie ausgeschlossen, erscheint aber zumindest nicht wahrscheinlich.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.