Shohei Ohtani von den Los Angeles Angels hat eine fulminante erste Woche in der MLB hingelegt. Sowohl als Pitcher als auch als Hitter gehört er derzeit zu den Besten der Liga. SPOX blickt auf die bemerkenswerten Zahlen der Premieren-Woche des Japaners - und fragt sich, ob der Hype gerechtfertigt ist.
Eine der spannendsten Storylines dieser Saison war und ist die Entwicklung von Shohei Ohtani, Baseballs erstem Two-Way-Player seit Jahrzehnten. Nach etwas mehr als einer Woche kommt nun wohl auch der letzte Skeptiker zur Frage, ob am Hype nicht vielleicht doch etwas dran ist.
Besagte Skeptiker und Kritiker hatten sich das Spring Training angeschaut und kamen zum Schluss, dass der 23-Jährige harte Zeiten erleben werde. Es war die Rede davon, dass er noch nie einen guten Curveball gesehen habe oder zu soft sei für Big-League-Hitting.
Die Zahlen wiederum gaben ihnen Recht: Über 2 2/3 Innings - er pitchte vordergründig gegen Minor-League-Spieler auf dem Hinterhof, wenn man so will - hatte er einen 27.00 ERA und gab drei Homeruns ab. Als Batter schlug er .125 (4-32) mit 10 Strikeouts. Vernichtende Zahlen für einen Rookie, der damit keinesfalls bereit wäre für die MLB.
Sollte man meinen, doch Ohtani ist kein normaler Rookie! Ohtani dominierte die ebenfalls professionelle japanische Liga seit ein paar Jahren und wies stets darauf hin, dass seine Spring Trainings noch nie sonderlich vorzeigbar verlaufen sind.
Folglich zeigten sich die Angels unbeeindruckt und schickten Ohtani bereits am Opening Day als Designated Hitter an die Platte. In fünf At-Bats gelang ihm sogar sein erster Hit. Sein nächster Auftritt war dann am Ostersonntag, auf dem Mound.
Ohtani kassiert Homerun in Startdebüt
Dabei begann der erste Start mit einem Schock - schon früh versenkte Khris Davis von den A's einen Pitch auf der Tribüne im Coliseum für einen 3-Run-Homerun. Ein unsanfter Beginn also für den Japaner, der sich jedoch wieder fing und fortan keinen Hit mehr zuließ. Unterm Strich stand sein erster Sieg in der MLB.
Es folgten drei weitere Einsäze als DH und zwar bemerkenswerte: In Cleveland ging es zunächst gegen Josh Tomlin und Ohtani war 3-4 mit seinem ersten Homerun. Er toppte dies mit einem weiteren Homer einen Tag später - gegen Cy-Young-Gewinner Corey Kluber. Am 6. April schließlich schlug er gegen die A's auch noch einen dritten Homer im dritten Spiel in Serie.
Getoppt hat Ohtani dies aber auch schon wieder mit seinen fast perfekten sieben Innings am Sonntag, erneut gegen Oakland. Nimmt man die finalen acht Outs nach dem Homer von Davis seines ersten Starts gegen Oakland und die ersten 19 Outs im zweiten Start bis zum Hit von Marcus Semien zusammen, käme man auf 27 Outs in Folge - er hätte also spieleübergreifend schon ein Perfect Game gepitcht!
Doch wie gut war Ohtani konkret? Nun, laut Statcast extrem gut.
gettyOhtanis Strikeouts: Nur einer warf härter
Der sonntägliche Auftritt allein war bislang unübertroffen 2018. Ohtani warf 91 Pitches und schaffte damit 25 Swinging Strikes. Sechs davon allein mit seinem Splitter. Sein schnellster Pitch wurde wiederum mit 99,6 Meilen pro Stunde gemessen - ein Strikeout gegen Semien im vierten Inning. Es war das zweithärteste Strikeout der Saison. Nur Luis Severino von den Yankees servierte am Opening Day mit 100,2 MPH ein härteres "K".
Das war natürlich sein Fastball, sein Split-Finger Fastball scheint jedoch die weitaus effektivere Waffe zu sein: 37 Mal schwangen Hitter bereits gegen Ohtanis Splitter - 26 Mal davon vorbei. Das ist entspricht einer "Whiff Rate" von 70,3 Prozent, der höchste Wert der MLB gegen einen einzigen Pitch (Minimum 20 Schwünge gegen den Pitch).
Doch damit nicht genug, denn seine Auftaktwoche katapultierte Ohtani schon jetzt in historische Sphären: In der Geschichte der MLB gab es erst zwei Spieler vor ihm, die in einer Saison in drei Spielen in Serie Homeruns schlugen und außerdem ein Spiel als Pitcher mit einer zweistelligen Anzahl an Strikeouts - Ohtani gelangen im zweiten Spiel zwölf - hingelegt hatten: Ken Brett im Jahr 1973 und der Größte von allen, Baseball-Legende Babe Ruth, 1916.
Weitaus beeindruckender ist jedoch, dass Ohtani die MLB in der sogenannten Hard-Hit Rate mit 71,4 Prozent anführt. Das heißt, er schlug zehn seiner 14 Bälle, die er ins Spiel brachte, mit einer Exit Velocity von mindestens 95 Meilen pro Stunde. Nicht mal ein Aaron Judge kommt da aktuell heran!
Auf der anderen Seite haben Hitter gegen ihn lediglich eine Hard-Hit Rate von 20 Prozent - 5 von 25 Bällen, die getroffen wurden. Einer davon: Semiens Single am Sonntag, welches das Perfect Game zunichtemachte (101,1 MPH).
Drittschnellster Fastball in der MLB
Das hat natürlich mit seinem Stuff insgesamt zu tun. Sein Fastball etwa hat eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 97,0 MPH, der drittbeste Wert aller Big-League-Starter. Nur Severino und "Thor" Noah Syndergaard (New York Mets) werfen im Schnitt härter.
Was aber noch beeindruckender ist, ist die Tatsache, dass Ohtani auch als Hitter in Sachen Exit Velocity (misst, wie hart ein Ball geschlagen wird) auf Rang drei rangiert. Seine 97,3 MPH im Schnitt werden nur von Yoan Moncada (Chicago White Sox) und Miguel Sano (Minnesota Twins) getoppt.
Starting Pitcher: Höchster Durchschnitts-Speed (4-Seam-Fastball)
Platz | Name | Team | Durchschnitts-Geschwindigekeit (in MPH) |
1 | Luis Severino | New York Yankees | 97,7 |
2 | Noah Syndergaard | New York Mets | 97,5 |
3 | Shohei Ohtani | Los Angeles Angels | 97,0 |
4 | Garrett Richards | Los Angeles Angels | 96,4 |
5 | Charlie Morton | Houston Astros | 96,4 |
Um die Sache rundzumachen, sei noch darauf hingewiesen, dass gegen den Pitcher Ohtani von 55 Hittern ganze sechs auf Base gekommen sind (zwei Walks, vier Hits). Ohtani als Hitter wiederum kam schon acht Mal in 19 Plate Appearances auf Base (7 Hits, 1 Walk).
Natürlich ist eine Woche im Baseball kein Indikator dafür, wie gut ein Spieler über eine ganze Saison sein wird, schließlich hat man immer wieder gute und schlechte Phasen. Doch was Ohtani bislang gezeigt hat, sollte jedem klar machen, welch Potenzial in diesem jungen Japaner schlummert.
Ohtani macht Dinge, die seit Jahrzehnten niemand mehr in dieser Kombination getan hat. Und er dominiert auch in hochmodernen Kategorien der Statcast-Ära. Vieles durfte man von ihm erwarten, die erste Woche aber sprengt wohl all diese Erwartungen und deuten an, dass der Hype in der Tat gerechtfertigt ist.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.