In seiner nun dritten Saison in der MLB war von Anfang an klar, dass Kepler zu den Breakout-Kandidaten seines Teams zählt. Nach zwei Jahren solider Leistungen, zu denen aber immer auch gewisse Defizite zählten, waren die Erwartungen vor der Saison 2018 recht hoch an den Deutschen in Minnesota.
Das wohl größte und prominenteste Defizit war dabei seine Schwäche, gegen Linkshänder zu schlagen. Grob gesagt: Kepler war verdammt schlecht gegen Lefties.
"Es wird immer gesagt, dass dieses Lefty-Lefty-Matchup schwieriger ist. Ich habe in meiner ganzen Karriere nie Probleme gegen Lefties gehabt, aber wenn man mental im Baseball irgendwas an sich heranlässt, dann wird das Spiel viel schwieriger für einen", sagte Kepler noch zu Saisonbeginn im SPOX-Interview.
Diese mentale Stärke scheint Kepler nun jedoch gefunden zu haben. Hatte er in den Jahren 2016 und 2017 noch eine OPS von .522 gegen Linkshänder, liegt diese im Jahr 2018 bei schier unglaublichen 1.139! Ein mehr als doppelt so guter Wert. Nachdem Kepler 2017 noch ganze zwei Homeruns gegen Lefties geschlagen hatte, sind es aktuell schon vier.
Natürlich sei erwähnt, dass die Saison erst zwei Monate alt ist, und, dass Kepler erst 29 Spiele gegen Lefties bestritten hat - es waren 143 in den vorherigen zwei Spielzeiten. Aber die Tendenz ist äußerst positiv.
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Das wiederum ist in doppelter Hinsicht gut für die Twins und ihren Manager Paul Molitor. Zum einen ist Kepler mit diesen Zahlen ein weitaus kompletterer Spieler als zuvor und damit kein Platoon-Kandidat mehr. Zum anderen macht Kepler damit das Personal im Outfield flexibler.
Right Fielder Kepler hat in diesem Jahr bereits häufiger im Center Field ausgeholfen, als Stammhalter Byron Buxton passen musste. Durch seine gute Athletik kann er die Position kompetent ausfüllen - wenn auch nicht annähernd so spektakulär wie Buxton, doch wer kann das schon?
Das wiederum führt dazu, dass es sich die Twins leisten können, auf einen zusätzlichen fünften Outfielder zu verzichten - Ryan LaMarre und Robbie Grossman sind die anderen beiden dort draußen - und stattdessen insgesamt 13 Pitcher im Kader zu haben. Ein Aspekt, der angesichts der nicht immer souveränen Pitching Rotation des Teams nicht zu unterschätzen ist.
Was allerdings ob der enormen Steigerung gegen Linkshänder ein wenig verwundert, ist die Tatsache, dass Kepler dafür gegen Rechtshänder schwächelt. Seine OPS gegen Rechtshänder liegt aktuell bei .692.
Gegen den Trend: Max Kepler schwächelt gegen Rechtshänder
Um das einzuordnen sei gesagt, dass Keplers Karriere-OPS gegen Rechtshänder bei .790 liegt (gegen Linkshänder: .632). Kepler hat damit als Lefty gegen Lefties eine sOPS+ (eine Offensiv-Statistik, die angibt, wie gut jemand in einer bestimmten Statistik in einem speziellen Szenario im Vergleich zum Ligadurchschnitt schlägt) von 223, aber lediglich eine 92 sOPS+ gegen Rechtshänder. 100 beschreibt jeweils den Durchschnitt der Liga.
Trivial gesagt: Während Kepler als linkshändiger Schlagmann zwar fast 150 Prozent besser gegen linkshändige Pitcher schlägt, ist seine Schlagleistung gegen Rechtshänder derzeit sogar acht Prozent schlechter als der Durchschnitt.
Natürlich wäre das allgemein betrachtet ein Grund zur Sorge. Doch wie Baseball-Reference errechnet, hat Kepler derzeit eine (Gesamt-)OPS+ von 127, er ist offensiv also 27 Prozent besser als der Durchschnitt. Nebenbei bemerkt liegt er damit auch 26 Prozent über seinem Karriereschnitt, nachdem er in den zwei vorherigen Jahren jeweils unter Durchschnitt produziert hatte.
Doch wie ist diese Leistungssteigerung insgesamt zu erklären? In erster Linie durch bessere Vorbereitung. "Letztes Jahr habe ich nach 'Wegwerf-Pitches' geschwungen", also nach Pitches, die klar außerhalb der Strikezone fliegen, wie er gegenüber The Athletic erklärte. "Ich war zu aggressiv in bestimmten Situationen. Ich denke, Geduld hat mir in diesem Jahr sehr geholfen, egal ob gegen Links- oder Rechtshänder."
Max Kepler 2018: Mehr Geduld gegen Slider
Speziell beim Slider zeigt sich Keplers neue Herangehensweise. Gegnerische Pitcher werfen gegen Kepler besonders häufig ihren Slider "down and away", also tief und außerhalb der Strikezone in Richtung Batter's Box für Rechtshänder. In den vorherigen Jahren schwang Kepler auf solche Pitches und verpasste sie entweder komplett oder fabrizierte damit nur schwachen Kontakt, der meist zu Outs führte.
Jetzt ist er gerade gegen Slider deutlich geduldiger. In diesem Jahr hat er gegen Slider, die außerhalb der Strikezone flogen, eine Chase-Rate (Schwung-Quote) von 27,6 Prozent. Im Vorjahr lag sie noch bei 39,6. Umgekehrt ging die Kontakt-Rate auf diesen Pitch von damals knapp 66 auf nun 76 Prozent nach oben.
Kepler fuhr fort: "Ich gehe nun an die Platte und warte auf meinen Pitch, anstatt deren Pitch zu schlagen. Es ist so, als ob ich mir der Situation viel bewusster bin als in den vorherigen Jahren."
Kepler hat sich mit seinen bisherigen Leistungen auch ins Bewusstsein der Konkurrenz gespielt. Ein anonymer Scout aus der National League verriet gegenüber The Athletic kürzlich: "Er füllt seinen Frame nun besser aus und ist stärker geworden. Und er spielt jetzt mit mehr Selbstvertrauen defensiv wie offensiv. Er hat gezeigt, dass er Center Field spielen kann, wenn es nötig ist. Und er wird sich weiter verbessern, denn er ist hungrig und will dem ganzen Land zeigen, dass er ein Major-League-Stammspieler ist, der in Zukunft jedes Jahr All-Star werden könnte."
Zunächst gilt es für Kepler und die Twins jedoch, gegen den Hauptkonkurrenten in der American League Central, die Cleveland Indians, Boden gutzumachen und näher an die Spitze der Division heranzurücken. Das Finale der Serie gibt es am Sonntag ab 20.10 Uhr im LIVESTREAM for FREE auf SPOX.
MLB: Tabelle der American League Central
Team | Siege | Niederlagen | Siegquote | Games behind |
Cleveland Indians | 28 | 25 | .528 | - |
Detroit Tigers | 24 | 30 | .444 | 4.5 |
Minnesota Twins | 22 | 28 | .440 | 4.5 |
Kansas City Royals | 19 | 36 | .345 | 10 |
Chicago White Sox | 16 | 36 | .308 | 11.5 |
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Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.