"Und dieses Mal zählt's" war zum letzten Mal vor zwei Jahren die Tag Line des Midsummer Classics. Der Sieger des All-Star Games zwischen der National und der American League hatte seiner Liga damals das Heimrecht in der World Series beschert. Seit 2017 ist das Spiel wieder "nur" ein Freundschaftsspiel. Doch hat diese Rückkehr zu den Anfängen dem Stellenwert des Events geschadet?
Mitnichten! Am Montag lud die MLB zur Pressekonferenz im Nationals Park in Washington, D.C. Das Thema: die Präsentation der Starting Lineups und der Starting Pitcher. Chris Sale, der Starter für die American League, freute sich wie ein Schneekönig. Und das, obwohl es bereits sein dritter Start in Serie im Midsummer Classic ist. Das hat seit Lefty Gomez in grauer Vorzeit niemand mehr geschafft.
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Auf der anderen Seite gibt es ebenfalls einen Wiederholungstäter: Max Scherzer wird wie im Vorjahr für die NL beginnen. Und das, obwohl seine Zahlen insgesamt vielleicht etwas schlechter sind als die von Jacob deGrom von den Mets. Aber "es ist seine Stadt", bemerkte Manager Dave Roberts zum Ace der Washington Nationals. DeGrom wiederum werde der erste Reliever sein, der den Ball erhalte. Auf Seiten der AL wird dies Luis Severino (Yankees) sein, der genauso hätte starten können.
Allein die Tatsache, dass dies für Diskussionen unter Verantwortlichen, Fans und Medienvertretern sorgt, ist ein klares Indiz für den Stellenwert dieser Veranstaltung.
Noch deutlicher wird es allerdings, wenn man sich die Situation um Manny Machado anschaut. Der Shortstop der American League in Diensten der Baltimore Orioles wird ziemlich sicher am Dienstagabend zum letzten Mal im Trikot der O's auflaufen. Die Gerüchteküche brodelt: Sein Klub, sportlich in dieser Saison nicht konkurrenzfähig, sei ganz nah dran an einer Einigung auf einen Trade für den Superstar.
Manny Machado: Verzögerter Trade spricht Bände
Wohin die Reise geht? Uninteressant für den Moment. Die Tatsache, dass ein potenzieller Trade noch nicht vollzogen wurde, spricht jedoch Bände. Wir reden hier über einen Spieler, der am Wochenende nach vier Innings aus dem Spiel genommen wurde, weil das Infield nach heftigem Regen rutschig war. Nach einer längeren Regenunterbrechung wollten die O's kein Risiko eingehen. Ihr wertvollstes Asset sollte sich auf keinen Fall verletzen.
Natürlich besteht eine gewisse Verletzungsgefahr auch beim All-Star Game - wie bei jedem anderen Spiel eben auch. Doch hier geht es um die Optik. Jedes Team hat qua Regel mindestens einen Repräsentanten beim Midsummer Classic. Die O's haben in diesem Jahr nur Machado dabei. Ein Trade vor dem All-Star Game hätte dies also zunichtegemacht. Und wer will schon die einzige Organisation sein, die ohne Spieler beim All-Star Game dasteht?
Starting Lineup der American League im All-Star Game 2018
Batting Order | Spieler | Position |
1. | Mookie Betts | Right Field |
2. | Jose Altuve | Second Base |
3. | Mike Trout | Center Field |
4. | J.D. Martinez | Designated Hitter |
5. | Jose Ramirez | Third Base |
6. | Aaron Judge | Left Field |
7. | Manny Machado | Shortstop |
8. | Jose Abreu | First Base |
9. | Salvador Perez | Catcher |
- | Chris Sale | Starting Pitcher |
Sicher nicht die Orioles, die ohnehin als eigen gelten. Eine andere Führung als die von Patriarch Peter Angelos hätte Machado womöglich schon vor der Saison getradet, um den Ertrag für seinen Star-Spieler zu maximieren - es war schon damals klar, dass er im Sommer nicht in Charm City verlängern und stattdessen anderswo unterschreiben würde. Doch nun bleibt nur noch die Trade Deadline, will man ernsthafte Kompensation für diesen Abgang.
Sein eventuell letztes All-Star Game im Trikot der Nationals könnte derweil Bryce Harper bestreiten. Der Lokalmatador und frisch gekürte Homerun-Derby-Champion läuft zwar nicht Gefahr, getradet zu werden, doch auch sein Vertrag läuft aus. Sein "Contract Year" verlief allerdings bislang eher durchwachsen. Er schlägt nur knapp über .200, hat dafür aber schon 25 Homeruns und führt die NL in Walks an.
MLB All-Star Game: Bryce Harper schlägt an Position 6
Das Resultat: Harper schlägt in seinem Heimspiel "nur" an Position 6 in der Batting Order und wird damit wohl nicht im ersten Inning an die Platte treten. Gerade diese Personalie sorgte durchaus für fragende Gesichter.
Harper selbst gab sich selbstkritisch: "Sollte ich .300 oder wenigstens .280 schlagen? Ja, absolut! Aber ich bin eben gerade nicht besser. Hoffentlich geht es von hier an nur noch bergauf."
Starting Lineup der National League im All-Star Game 2018
Batting Order | Spieler | Position |
1. | Javier Baez | Second Base |
2. | Nolan Arenado | Third Base |
3. | Paul Goldschmidt | Designated Hitter |
4. | Freddie Freeman | First Baseman |
5. | Matt Kemp | Left Field |
6. | Bryce Harper | Center Field |
7. | Nick Markakis | Right Field |
8. | Brandon Crawford | Shortstop |
9. | Willson Contreras | Catcher |
- | Max Scherzer | Starting Pitcher |
Ein gängiges Argument war, dass die Nationals-Fans im Stadion ihren Superstar natürlich früh sehen wollen. Doch rein leistungstechnisch haben andere mehr Anrecht auf die oberen Plätze in der Schlagreihenfolge. Es ist nur ein Freundschaftsspiel, doch das heißt nicht, dass es nicht doch von allen ernstgenommen wird.
Das wiederum ist das Besondere beim MLB All-Star Game im Vergleich zu den Iterationen des Auswahlspiels der anderen US-Ligen. In NBA und NFL etwa wird seit Jahren essenziell auf Defense verzichtet und zum Teil sogar mit modifizierten Regeln gespielt. In der NHL spielt man mittlerweile gar kein richtiges Spiel mehr und trägt stattdessen ein Mini-Turnier aus, welches allerdings durchaus sehenswert ist.
MLB All-Star Game: Ganz einfach echter Baseball
In der MLB hingegen wird ganz einfach Baseball gespielt. Echter Baseball! Pitcher wollen natürlich keine Runs abgeben. Hitter wiederum schenken keine At-Bats ab und Fielder stellen auch nicht plötzlich ihren Dienst ein. Ist es so verbissen wie in der Regular Season oder den Playoffs? Nein. Wie das letztjährige All-Star Game gezeigt hat, ist nun auch Zeit für leichtere Momente wie das Foto von Nelson Cruz mit Umpire Joe West oder ein On-Field-Interview mit einem per Headset zugeschalteten Feldspieler. Doch das Spiel bleibt gleich, mit all seinen Eigenheiten und all seiner Faszination.
Nebenbei darf auch nicht vergessen werden, dass es sich kein Spieler freiwillig nehmen lässt, am Spiel teilzunehmen. Im NFL Pro Bowl etwa ist es jedes Jahr aufs Neue erstaunlich, wie viele Spieler - darunter zahlreiche Big Names - so schnell wie möglich absagen. Beim Baseball kündigte dagegen ein Trevor Bauer, Star-Pitcher der Indians, an, am Dienstag unbedingt pitchen zu wollen. Und das, obwohl er am Sonntag noch gestartet hatte und damit eigentlich einen Freifahrtschein gehabt hätte.
Das All-Star Game der Major League Baseball mag nicht mehr zählen in der Frage, wer denn im Fall der Fälle das entscheidende siebte Spiel der World Series vor heimischer Kulisse austragen darf. Es zählt aber in den Köpfen der Spieler, Verantwortlichen, Fans und selbst der Teameigner. Allein deshalb lohnt es sich auch im Jahr 2018 noch, dieses Top-Event anzuschauen.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.