MLB: Kansas City Royals - das komplizierteste Rebuild-Projekt der Liga

Marcus Blumberg
29. Juli 201810:22
Alex Gordon war einst der First-Overall Pick im Draft 2005 für die Royals.getty
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Die Kansas City Royals stellen derzeit eines der schlechtesten Teams in der MLB. Überraschend kommt diese Entwicklung keineswegs, doch auch die nahe Zukunft sieht wenig rosig aus. SPOX wirft einen Blick nach Missouri und bewertet die Lage.

Die Royals spielen dieser Tage eine Serie gegen die New York Yankees und SPOX zeigt das vierte und letzte Spiel aus dem Yankee Stadium heute Abend (ab 19.05 Uhr) im LIVESTREAM FOR FREE.

Schon vor der Saison war allen klar, was die Zielsetzung für die Kansas City Royals 2018 sein wird: Schadensbegrenzung, haarscharf oberhalb der Grenze zum Tanking.

Warum knapp darüber? Weil man mit der Verpflichtung von Mike Moustakas zumindest noch ein klein wenig Rest-Qualität beibehalten hat in einem sonst eher mauen Lineup. Doch das Resultat nach nunmehr etwas mehr als 100 Spielen ist dennoch aussagekräftig: Die Saison wird versenkt!

Die Royals haben die zweitschlechteste Bilanz im Baseball, nur noch unterboten von den Orioles, die eigentlich sogar mehr Qualität im Kader haben, aber noch weniger Ertrag vorweisen können.

Kansas City Royals: Stillstand ist eingekehrt

Schaut man sich die Royals im Einzelnen an, dann wird schnell deutlich, dass hier ein gewisser Stillstand eingekehrt ist. Die Franchise, die 2014 und 2015 noch in der World Series stand und die Serie 2015 sogar gewann, ist jetzt einer hoffnungslosen Ansammlung zahlreicher Lückenfüller gewichen.

Positiv fallen nur wenige auf. Neben "Moose" schlagen nur drei aktuelle Starter über Ligaschnitt, der Rest teils deutlich darunter. Im Pitching-Bereich wird es noch gravierender, denn lediglich Kelvin Herrera, der ehemalige Closer des Teams, ragte hier im gesamten Staff heraus. Er wurde bereits gegen Prospects eingetauscht und spielt heute für die Washington Nationals.

Stamm-Lineup der Kansas City Royals 2018

PositionSpielerOPS+
CatcherSalvador Perez84
First BasemanLucas Duda98
Second BasemanWhit Merrifield119
Third BasemanMike Moustakas111
ShortstopAlcides Escobar47
Left FielderAlex Gordon81
Center FielderAbraham Almonte38
Right FielderJorge Soler (derzeit DL)125
Designated HitterCheslor Cuthbert (derzeit DL)62

Selbiges würden die Verantwortlichen in Missouri gerne auch noch mit zahlreichen weiteren Spielern tun, denn das Thema Prospects ist ein heikles in KC. Die Organisation hat derzeit kein einziges Talent auf der Top-100-Liste von MLB Pipeline. Das hauseigene Top-Prospect,, Outfielder Khalil Lee, wiederum wird je nach Quelle nicht vor 2020 oder gar 2021 in der MLB erwartet.

Das Ziel muss es nun also sein, das eigene Farmsystem zu verbessern, schließlich war das in der letzten großen Zeit dieser Organisation das Herzstück des Erfolgs. Hierfür gibt es drei Wege: Trades, Draft und internationale Amateure. Bis Ende Juli sind Trades hier die wohl beste Lösung für schnelle Verbesserungen. Allerdings verfügen die Royals nicht eben über viele gute Trade-Chips.

Kansas City Royals: Whit Merrifeld als ultimativer Trade-Chip

Moustakas dürfte sicherlich noch einen Abnehmer finden, aber großen Ertrag wird auch er nicht einbringen, schließlich kann er im Winter wieder Free Agent werden und gehört aktuell nicht direkt zur Elite auf seiner Position.

Wirklich interessant erscheint aktuell eigentlich nur Allzweckwaffe Whit Merrifield, der nahezu jede Position spielen kann und noch einige Jahre unter Teamkontrolle steht - erst 2020 wird er zur Arbitration zugelassen, wird also erst dann einigermaßen kostspielig. Doch aufgrund dieser Tatsache stellt sich auch die Frage, ob man ihn nicht doch besser selber halten sollte. Rebuild hin oder her, er könnte ein Eckpfeiler eines neuen Teams werden, eben weil er noch so lange unter Kontrolle steht.

Andererseits könnte gerade er einen sehr hohen Ertrag in einem Trade für gleich mehrere gute Prospects einbringen. Die Frage ist nur, wer jetzt was bieten würde. Anhören würden sich die Royals aber sicherlich alles.

Schaut man aufs Pitching, wirkt es schier unmöglich, hier etwas Brauchbares herauszupicken. Die komplette Rotation pitcht gemäß ERA+ unter Ligaschnitt, wobei Danny Duffy immerhin nah dran ist. Erschreckend ist auch der Blick auf das sogenannte "Fielder Independent Pitching" (FIP), also eine Statistik, die den Einfluss der Defense auf die Pitcher-Leistung herausrechnet - positiv wie negativ: Vier von fünf Starten liegen hier bei 4.90 oder schlechter, was sehr schwach ist. Lediglich Jason Hammel kommt hier mit 4.56 immerhin in die Nähe des passablen Bereichs, sein 69 ERA+ ist jedoch der zweitschlechteste.

Whit Merrifield ist für seinen stets großen Einsatz bekannt.getty

Royals: Große finanzielle Fleixibilität winkt

Duffy scheint jedoch nicht nur aufgrund seiner aktuellen Form nicht tradebar. Ein Blick auf seinen Vertrag nämlich dürfte jedem potenziellen Interessenten die Lust an einer Verpflichtung vergehen lassen. Er unterschrieb Anfang 2017 für fünf Jahre und wird in den Jahren 2019 bis 2021 noch über 45 Millionen Dollar verdienen. Ein stolzer Preis für einen (aktuell) durchschnittlichen Pitcher.

2021 ist indes auch das letzte Jahr, in dem die Royals irgendwelche garantierten Verträge auf ihrer Payroll haben. Für 2022 ist hingegen noch nichts festgezurrt. Wenn sie wollen, würden sie also die totale Flexibilität in die Waagschale werfen können. Bedenkt man, dass die Royals Ende 2017 einen Rekord in Höhe von 185 Millionen für ihren 40-Spielerkader aufwendeten, dann wäre einiges möglich auf dem Free-Agent-Markt der Zukunft.

Um allerdings Free Agents dazu zu bewegen, sich für KC zu entscheiden, müsste jedoch zunächst die Basis wieder aufgebaut werden, was Stand jetzt ein langwieriger Prozess werden dürfte. Einer, den Owner David Glass und General Manager Dayton Moore bereits vor rund zehn Jahren schon einmal angestoßen und letztlich erfolgreich durchgezogen haben.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.