Jay-Z, ein Russen-Bonze und ein junger Nukleus: Die New Jersey Nets locken LeBron James und könnten New York schocken. Zudem diskutieren die drei SPOX-Redakteure Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann mit Emrah Kilic, dem verantwortlichen Redakteur der Fachzeitschrift "BASKET", unter anderem über die wahre Klasse der Dallas Mavericks und den Fall Tracy McGrady.
GettyThese: LeBron soll eher zu den Nets als zu den Knicks wechseln.
Florian Regelmann: Das ist die These, die mich am meisten aufregt. Meine Meinung: Um Gottes Willen, LeBron wird nie, nie, niemals nach New Jersey gehen. Und das aus zwei Gründen. Erstens steckt im Knicks-Kader mehr Talent, allein schon wegen des kommenden Superstars Danilo Gallinari und Wilson Chandler, einer der am meisten unterschätzten Spieler der NBA. Und der zweite Grund ist so einfach wie entscheidend: Wer im Madison Square Garden spielen kann, zieht niemals die Nets vor. Egal ob sie eine neue Halle bauen oder nicht. Der weltbekannteste Basketballer muss in der weltbekanntesten Arena spielen. So einfach ist das.
Emrah Kilic: Da muss ich widersprechen. Anders als Flo finde ich den Kader der Nets besser als den der Knicks. New Jersey hat mit Devin Harris und Brook Lopez zwei Bausteine, wohingegen Gallinari und Chandler überschätzt sind. Unter New Yorks Coach Mike D'Antoni kann man immer gute Stats auflegen. Daher wird sich LeBron im Sommer erst einmal anschauen, was die General Manager beider Teams als Mitspieler anbieten. Stichwort Brooklyn: New York ist zwar seine Lieblingsstadt, sein Lieblingsviertel in NY ist aber Brooklyn, wo er viele Freunde hat. Und wo bauen die Nets wahrscheinlich die neue Halle? In Brooklyn. Daher ist die Option Nets interessant - auch wenn für die NBA ein Wechsel zu New York wohl besser wäre.
Haruka Gruber: New York hat Glanz, Gloria und das gewisse Etwas. New Jersey hat hingegen Jay-Z, in Kürze wohl einen schwerreichen Russen als Klubbesitzer - und vor allem einen intakten Kern an jungen Spielern. Harris als Point Guard, Chris Douglas-Roberts als Shooting Guard, Yi Jianlian als Power Forward und Lopez als Center: Small Forward LeBron James würde gut reinpassen. Und womöglich bekommen die Nets ja auch noch den Nummer-eins-Pick, den sie für einen Topstar traden könnten. Die Knicks haben im Gegensatz dazu Löcher im Kader, egal ob auf der Center- oder beiden Guard-Positionen, zumal nicht klar ist, ob sie einen zweiten Super-Free-Agent holen können oder ob David Lee und Nate Robinson bleiben. Bei den Nets kann er hingegen erstmal mit weniger Druck das erste Jahr absolvieren und dann 2011 mit der neuen Arena im Rücken die Titeljagd starten.
Philipp Dornhegge: Was die Kaderstärke betrifft, habe ich nicht viel hinzuzufügen. New Jersey hat sehr viel mehr Talent, wohingegen die Knicks richtige Probleme bekommen, eine ordentliche Mannschaft zusammenzustellen, wenn sie Eddy Curry nicht loswerden. Das heißt aber nicht, dass LeBron zu den Nets geht. Ich frage mich, warum er überhaupt wechseln soll. Bei den Cavs ist er der Superheld und die Mannschaft ist besser als die der Nets und der Knicks zusammen. New York mag schöner sein als Cleveland, aber immerhin ist Cleveland seine Heimat.
These 2: Washington zerbricht an Gilbert Arenas.
These 3: Dallas ist der härteste Konkurrent der Lakers im Westen.
These 4: Chris Paul sollte einen Trade weg von New Orleans forcieren.
These 5: Die Rockets machen einen Fehler, weil sie Tracy McGrady abgeben wollen.
GettyThese: Washington zerbricht an Gilbert Arenas.
Emrah Kilic: Durch seine unbefristete Suspendierung ist das Problem vorerst gelöst, aber mittelfristig wird es für die Wizards darauf ankommen, ob sie seinen Vertrag über vier weitere Jahre und 80 Millionen Dollar traden können. Ich geh davon aus, dass Arenas trotzdem den Klub verlässt, so wie damals Ron Artest, der nach der Schlägerei in Detroit von den Pacers abgeschoben wurde. So oder so haben die Wizards in der Form keine Zukunft mehr. Man muss jetzt einen sauberen Schnitt machen und einen Neubeginn einleiten.
Philipp Dornhegge: Aus meiner Sicht war die Franchise bereits kaputt, bevor Arenas mit Knarren durch die Kabine gelaufen ist. Einfach weil es in der Mannschaft generell nicht passt und die Teamchemie zerstört ist. Ich glaube, dass Washington für Arenas einen Abnehmer findet, weil er nach wie vor einer der besten Spieler der Liga ist und weil es immer einen verrückten General Manager gibt, der die Scheine hinlegt. Aber nur Arenas wegzuschicken, reicht nicht. Es muss der halbe Kader ausgetauscht werden, sonst geht es weiter bergab.
Florian Regelmann: Ich finde auch, dass die Mannschaft schon vorher zerbrochen ist. Washington hat keine Zukunft und im Grunde müssten Arenas, Caron Butler und Antawn Jamison allesamt getradet werden. Wobei ich Arenas ein bisschen in Schutz nehmen muss: Die Waffengeschichte geht natürlich überhaupt nicht, aber er ist kein Plaxico Burress, der sich im Nachtklub ins Bein schießt. Zumal das Wohl und Wehe der Wizards nicht von Arenas abhängt. Arenas ist kein Franchise Player, er ist genau das Gegenteil davon. Er macht, was er will, er spielt, wie er will. An so einem Spieler alleine kann kein Team zerbrechen.
Haruka Gruber: Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Franchise an solch einem Skandal zerbricht, egal wie schockierend es erstmal erscheint. In einigen Wochen kräht kein Hahn mehr danach, so ist das Geschäft. Und man darf nicht vergessen, dass immer noch nicht klar ist, was genau ablief. Ob es wirklich fast zu einer Schießerei kam oder ob es doch ein geschmackloser Scherz war, den sich Arenas geleistet hat. Die Wizards und Arenas werden die Sache erstmal aussitzen - und wer weiß, vielleicht geht es ja weiter. Denn die Wizards wissen ganz genau, dass sich nur jemand für sie interessiert, wenn ein kindischer, manchmal dummer, aber gleichzeitig auch witziger und aufregender Spieler wie Arenas in der Mannschaft steht.
These 1: LeBron James soll eher zu den Nets als zu den Knicks wechseln.
These 3: Dallas ist der härteste Konkurrent der Lakers im Westen.
These 4: Chris Paul sollte einen Trade weg von New Orleans forcieren.
These 5: Die Rockets machen einen Fehler, weil sie Tracy McGrady abgeben wollen.
GettyThese : Dallas ist im Westen der härteste Konkurrent der Lakers .
Philipp Dornhegge: Auf keinen Fall. Erstens haben die Mavs im direkten Duell überhaupt keine Chance gegen die Lakers. Zweitens sind die Mavs generell zu unkonstant, um gegen die starken Teams im Westen eine Chance zu haben. Der größte Rivale der Lakers sind vielmehr die Spurs, die sich klammheimlich in die Spitzengruppe geschlichen haben und in den Playoffs für Furore sorgen werden. Ich habe es schon vor der Saison gesagt: In Bestbesetzung ist San Antonio bärenstark. Tim Duncan, Tony Parker, Manu Ginobili, Richard Jefferson: So ein Quartett hat in der ganzen Liga kein zweites Team, mit DeJuan Blair, Antonio McDyess, George Hill, Matt Bonner, Michael Finley und Keith Bogans stehen zudem etliche erstklassige Rollenspieler im Kader. Außerdem haben die Spurs enorme Erfahrung. Es ist für Duncan wohl die letzte Chance auf einen weiteren Titel, und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass er die nutzen wird.
Haruka Gruber: Wenn Dallas nicht das Bayer Leverkusen der NBA wäre, würden viel mehr Medien über die Mavs als mögliche Titelkandidaten sprechen. Natürlich setzte es bei den Lakers zuletzt eine heftige Klatsche, natürlich sind Dallas' Leistungen wankelmütig. Aber man muss es relativieren. Die Niederlage in L.A. war ein Ausrutscher - und unbeständig sind die Mavs nur in der Offense. In der Verteidigung gehört Dallas mit zum Besten, was die NBA zu bieten hat. Zumal die anderen Teams unbeständiger sind. Phoenix ist zu dünn besetzt, Denver brach nach den ersten Ausfällen gleich ein, San Antonio gleicht einem Rätsel, Portland kompensiert die Verletzungen mit viel Aufwand, wird aber noch einbrechen. Und zu den Lakers: Sie sind stärker als Dallas, aber sie sind nicht übermächtig. Von der Bank gibt es kaum Alternativen, die Spielmacher sind Mittelmaß - und Pau Gasol hat sich schon wieder verletzt.
Florian Regelmann: Was die Lakers anbelangt, gebe ich Haruka recht. So überragend ist es nicht, was sie abliefern. L.A. profitiert sehr vom leichten Spielplan in der ersten Saisonhälfte. Dennoch ist Dallas nicht der härteste Konkurrent. Das Defense-Argument ist mir zu schwach. Es muss noch einiges passieren, dass ich irgendwann von einer Dallas-Defense überzeugt bin. Aus meiner Sicht verteidigen die Mavs nur gut, wenn vorne die Würfe fallen. Daher fällt Dallas raus. Stattdessen setzte ich auf die Nuggets. Wenn alle Teams komplett sind, ist Denver eindeutig das zweitbeste Team im Westen.
Emrah Kilic: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mavs in einer Best-of-Seven-Serie gegen die Lakers, gegen die Nuggets oder die Spurs bestehen können. Und die Phoenix Suns sind ja auch noch im Rennen. Im Hinblick auf die Playoffs habe ich daher ein ganz, ganz schlechtes Gefühl, und das wurde in den letzten Jahren ja auch bestätigt. Was die Regular Season angeht: Mit der Bilanz kann Dallas zufrieden sein, aber wenn die Nuggets wieder komplett sind, werden Sie am Ende auf Platz zwei stehen.
These 1: LeBron James soll eher zu den Nets als zu den Knicks wechseln.
These 2: Washington zerbricht an Gilbert Arenas.
These 4: Chris Paul sollte einen Trade weg von New Orleans forcieren.
These 5: Die Rockets machen einen Fehler, weil sie Tracy McGrady abgeben wollen.
GettyThese: Chris Paul sollte einen Trade weg von New Orleans forcieren.
Emrah Kilic: Generell heiße ich es nicht gut, wenn ein Spieler einen Trade fordert. So wie zuletzt zu sehen bei Stephen Jackson oder Nate Robinson. Wenn ein Chris Paul damit anfangen würde, könnte es einen Trend auslösen, dass immer mehr Stars einen Weggang provozieren. Daher bin ich per se schon gegen die These. Der sportliche Aspekt: New Orleans hat immerhin 7 der letzten 10 Partien verloren, und wenn Houston und Portland wie von mir erwartet abrutschen, sind sogar die Playoffs möglich. Und wenn die Hornets auf die Mavs treffen, sind sie sicher nicht chancenlos. Es gibt überhaupt keinen Handlungsbedarf für Paul.
Haruka Gruber: Da muss ich einhaken. Aus meiner Sicht droht Chris Paul ein zweiter Kevin Garnett zu werden. Vor lauter Klub-Treue bleibt er in New Orleans, obwohl die Franchise kein Potenzial hat. Die Hornets haben kein Geld, keine Fans und von Paul sowie David West abgesehen keine guten Spieler. Peja Stojakovic ist im Vorruhestand, Emeka Okafor hat nicht die richtige Einstellung und die beiden Talente Julian Wright und Hilton Armstrong stagnieren. Und wenn New Orleans sogar so knapp bei Kasse ist, dass es den ordentlich spielenden Devin Brown abschieben will, weil er eine lumpige Million Dollar verdient, sagt das viel aus über den Zustand des Klubs. Daher sollte Paul seine Zukunft überdenken. Er ist zu gut, um jedes Jahr nur um die Playoff-Teilnahme zu spielen.
Florian Regelmann: Das finde ich auch. Bisher war Paul sehr loyal, aber wie Haruka finde ich, dass er einen Trade fordern sollte. Die Hornets haben keine Chance auf den Titel - und was noch schlimmer ist: Besitzer George Shinn hat ja nicht mal Interesse, den Titel zu gewinnen. Tyson Chandler und Rasual Butler im Sommer abzugeben, beweist nur, dass New Orleans überhaupt nicht gewillt ist, etwas Großes aufzubauen. Und was ich nicht verstehe: Warum Paul aus den Medien erfahren musste, dass Chandler getradet und Trainer Byron Scott, mit dem er befreundet ist, gefeuert wurde. So geht man mit einem Franchise-Player nicht um. Daher fände ich es okay, wenn Paul sagt: Es war schön hier, aber jetzt will ich zu einem Klub, wo ich den Titel gewinnen kann.
Philipp Dornhegge: Ich denke, dass es überhaupt nicht nötig ist, dass Paul einen Trade forciert, weil die Hornets überhaupt keine Kohle haben und einzig das Ziel verfolgen, Geld zu sparen. Daher gehen viele davon aus, dass Paul in naher Zukunft getradet werden soll und er deswegen gar nicht selbst einen Weggang provozieren muss.
These 1: LeBron James soll eher zu den Nets als zu den Knicks wechseln.
These 2: Washington zerbricht an Gilbert Arenas.
These 3: Dallas ist der härteste Konkurrent der Lakers im Westen.
These 5: Die Rockets machen einen Fehler, weil sie Tracy McGrady abgeben wollen.
GettyThese: Houston macht einen Fehler, weil es McGrady abgeben will.
Philipp Dornhegge: Die Rockets haben eine unvergleichliche Einstellung und spielen in jeder Partie so, als ob sie ihre letzte wäre. Das kann kein anderes Team in der Liga von sich behaupten. Dennoch halte ich es für einen großen Fehler, Tracy McGrady abzugeben, weil den Rockets in engen Situationen ein absoluter Go-to-Guy fehlt. Ein Trevor Ariza etwa verstolpert den Ball und wirft aus unmöglichen Situationen auf den Korb. Bei Houston gibt es eben keinen, der in entscheidenden Momenten weiß, wie man sich einen Wurf kreiert. Da wäre McGrady der richtige Mann, egal wie fit er ist. Vielleicht als Sixth Man, der zu Beginn auf der Bank sitzt, aber am Ende immer auf dem Parkett steht.
Florian Regelmann: Das sehe ich komplett anders. McGrady ist für mich einfach nur ein Loser. Es ist bekannt, wie viele Playoff-Serien er gewonnen hat. Nämlich 0. 0 von 7. Was soll er den Rockets also geben? Houston ist das am härtesten arbeitende Team der Liga und eine richtig homogene Truppe. Da passt McGrady einfach nicht rein. Auch wenn es schwer wird und der Gegenwert nicht stimmt, sollten die Rockets versuchen, ihn zu traden, und das unsägliche Kapitel beenden.
Haruka Gruber: Ich habe Ariza in meiner Fantasy-Mannschaft - und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr die vielen Turnover und die unterirdischen Wurfquoten schmerzen. Natürlich arbeitet Ariza genauso hart für die Mannschaft wie jeder andere Rocket, aber wenn es in die Playoffs geht, reicht Einstellung eben nicht aus, weil die anderen Teams dann auch alles geben. Irgendwann entscheidet das Talent. Talent, das McGrady verkörpert - unabhängig davon, ob er nur 70 Prozent bringt und sich womöglich wichtiger nimmt, als er ist.
Emrah Kilic: Ich stimme Flo zu. Ich glaube zwar nicht, dass Houston weiterhin so gut spielt und zum Beispiel ein Aaron Brooks das Tempo 82 Spiele lang durchhalten kann. Dennoch glaube ich nicht daran, dass die Rockets McGrady brauchen. Schon letztes Jahr waren sie immer besser, wenn er gefehlt hat. McGrady übernimmt zwar Verantwortung, aber er ist jemand, der immer den Ball braucht, viele schlechte Würfe nimmt und dadurch die Mitspieler hemmt. Zudem weiß man nie, wann er wieder ausfällt. Hält der Rücken? Hält das Knie? Hält die Schulter? Daher wäre ein Trade am besten, vielleicht mit Philadelphia. Die Sixers schicken zum Beispiel Andre Iguodala und Sam Dalembert nach Houston, dafür erhalten sie McGradys auslaufenden Vertrag und könnten im Sommer richtig aufrüsten.
These 1: LeBron James soll eher zu den Nets als zu den Knicks wechseln.
These 2: Washington zerbricht an Gilbert Arenas.
These 3: Dallas ist der härteste Konkurrent der Lakers im Westen.
These 4: Chris Paul sollte einen Trade weg von New Orleans forcieren.