Die positiven Überraschungen
Roy Hibbert (Indiana Pacers)
16,1 PPG, 9,6 RPG, 2,1 BPG, 3,0 APG, 79 Prozent FT
Im Sommer hat Roy Hibbert mit Blazers-Legende Bill Walton trainiert, um den nötigen Killer-Instinkt zu entwickeln. "In dieser Liga gewinnst du nur, wenn du die Zone kontrollierst. Und als 2,18 Meter großer, 126 Kilogramm schwerer Sieger der Gen-Lotterie muss er genau das für die Pacers machen", meinte Walton damals. Er dürfte mit seinem Schützling zufrieden sein, denn Hibbert kommt in dieser Saison so richtig ins Rollen: Der ehemalige Georgetown Hoya holt 4,4 Punkte und 3,9 Rebounds mehr als im Vorjahr und versenkt knapp 80 Prozent seiner Freiwürfe.
Zudem verfügt Hibbert noch über eine Qualität, die den meisten seiner Big-Men-Kollegen abgeht: Er ist ein guter Passer mit einem feinen Auge für seine Mitspieler. Das Hauptmanko der Vorjahre, seine Foulprobleme (über drei pro Spiel), hat der 23-Jährige zwar nach wie vor nicht im Griff. Aber immerhin steht er in dieser Saison im Schnitt über 30 Minuten auf dem Court - ein weiterer Karriere-Bestwert. Seine Pacers belegen momentan Platz fünf in der Eastern Conference. Ein Erfolg, den ihnen vor der Saison kaum jemand zugetraut hätte. Und Hibbert hat daran maßgeblichen Anteil.
Michael Beasley (Minnesota Timberwolves)
21,6 PPG, 6,2 RPG, 1,8 APG, 47 Prozent FG, 46 Prozent 3PTM
"Michael Beasley ist der talentierteste Timberwolves-Spieler seit Kevin Garnett. Er hat etwas zu viel Gras geraucht. Doch er hat mit versichert, dass diese Zeiten vorbei sind. Deshalb vertraue ich ihm", so die Worte von David Kahn vor der Saison. So recht glauben wollte dem Manager, der im Sommer Transfer-Harakiri allererster Güte betrieb, allerdings niemand. Ein Ex-Kiffer sollte eine ganze Franchise vor dem Abgrund retten? Dieser erst 21-jährige und unreife Forward sollte so viel Verantwortung auf seinen Schultern tragen? Never!
Doch Beasley straft alle Skeptiker Lügen. Er weiß, dass Minnesota so etwas wie seine letzte Chance ist - und genau so spielt er auch. In den letzten zehn Spielen machte er durchschnittlich 25,9 Punkte und schoss 49,1 Prozent aus dem Feld. Mehr als doppelt so viel wie in seinen beiden Jahren zuvor in South Beach. Beasley scheint sich im kühlen Minneapolis wirklich zu dem Spieler zu entwickeln, den viele erwarteten als er vor zwei Jahren an zweiter Stelle gedraftet wurde. Hinter einem gewissen Derrick Rose.
Raymond Felton (New York Knicks)
18,1 PPG, 3,9 RPG, 7,9 APG, 1,9 SPG, 90 Prozent FT
2010 erreichten die Charlotte Bobcats erstmals in der Franchise-Geschichte die Playoffs. Für Starting-Point-Guard Raymond Felton wollte das Management um Michael Jordan trotzdem keine großen Summen ausgeben und setzt in dieser Saison lieber auf den kostengünstigeren D.J. Augustin. Felton unterschrieb daraufhin als Free Agent bei den New York Knicks. Eine Entscheidung, die sich bislang bezahlt gemacht hat. Coach Mike D'Antoni ist dafür bekannt, das Beste aus seinen Spielmachern rauszuholen. Stichwort: Steve Nash. Im Big Apple holt Felton durchschnittlich fast 6 Punkte und 2,3 Assists mehr als in der Vorsaison. Zudem versenkt er 90 Prozent seiner Freiwürfe.
NBA-Experte und Ex-Profi Kenny Smith war sich schon in der Off-Season sicher: "Wenn Raymond in der Saison 17 Punkte und 8 Assists auflegt, wird er New York nach vorne bringen". Bislang liegt Smith damit goldrichtig. Die Knicks stehen aktuell auf Platz sieben im Osten und könnten erstmals seit 2004 wieder in die Playoffs kommen. Auch dank ihrem neuen Playmaker, den man in Charlotte nicht mehr wollte. Nur so nebenbei: Die Bobcats liegen im Osten aktuell auf dem drittletzten Platz.
Shannon Brown (Los Angeles Lakers)
10,9 PPG, 2,4 RPG 49 Prozent FG, 48 Prozent 3PTM, 91 Prozent FT
Shannon Brown ist mittlerweile 25 Jahre alt und spielt seine fünfte Saison in der NBA. Sein Kollege Kobe Bryant sagte trotzdem vor kurzer Zeit: "Seine Karriere hat gerade erst begonnen." Und damit hat der Lakers-Superstar gar nicht mal Unrecht. Es hat zwar nicht jeder mitbekommen, aber abseits des Rampenlichts hat Kobes Edel-Backup einen mächtigen Leistungssprung vollzogen.
Brown fällt nicht wie früher nur durch spektakuläre Slam-Dunks auf. "Er wirft jetzt nicht nur besser als im letzten Jahr, er kreiert auch aus dem Dribbling heraus gute Würfe - für sich und für andere", schwärmte Bryant von seinem Vertreter. Brown ist so effektiv wie nie. Er spielt durchschnittlich eine Minute weniger als im letzten Jahr, erzielt aber fast vier Punkte mehr. So macht er die Lakers noch stärker als sie ohnehin schon sind.
Elton Brand (Philadelphia 76ers)
15,8 PPG, 7,9 RPG, 1,5 SPG, 51 Prozent FG
Es sollte der Aufbruch in eine neue Zeit sein, als die Philadelphia 76ers Elton Brand im Sommer 2008 offiziell vorstellten. Der Power Forward sollte der neue Star in einem ohnehin erfolgreichen Sixers-Team sein, das Allen Iverson vergessen machen würde. Es sollte anders kommen. Brand verletzte sich, passte überhaupt nicht ins System und enttäuschte auf ganzer Linie.
Was ein neuer Coach für Wunder bewirken kann: In seiner dritten Saison in Philly zeigt der 31-Jährige plötzlich, dass er Basketball nicht verlernt hat. Er ist zwar längst nicht mehr der explosive Rebounder vergangener Tage, doch im System von Trainer Doug Collins hat er seinen Platz gefunden. Er punktet wieder weitaus effektiver und hat einen viel größeren Einfluss auf das Spiel der Sixers. Auch wenn es für das Team noch alles andere als gut läuft, Elton Brand feiert eine kleine Wiedergeburt.